SLIPKNOT, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, 21.06.2011, Columbia-Halle, Berlin

Foto: Promo

Die Hydra, ein Neun-köpfiges mystisches Wesen, besticht dadurch, nach Verlust eines Gliedes, nicht geschlagen zu Boden zu stürzen, sondern sich erneut aufzubäumen und seinen Angreifer zu verschlingen. Berlin sollte heute Ziel eben dieses Aufbäumens werden. Ohne Gnade und ohne Rücksicht auf Verluste. Eine Woche zuvor verbreitete sich folgende Meldung:

Slipknot spielen eine einzige Deutschland-Show in der Columbia-Halle Berlin.

1500 Tickets standen zum Verkauf, wer zu spät kommt, ist selbst schuld. Bereits Stunden vor Einlass belagern die ersten Maden, in sengender Hitze, die Eingänge der Columbia-Halle. Jung und Alt, alles ist unter der wartenden Meute zu finden. Als die Tore sich öffnen, beginnt der Ansturm auf die vordersten Plätze vor der nur ca. 10m breiten Bühne. Es stellt sich schnell heraus, dass alle 1500 Gäste in die erste Reihe möchten.

„We butter the bread with butter“ springen kurzfristig als Anheizer ein. Das ist Hardcore meets Kinderlieder. Mehr nicht.

Knapp zwei Stunden nach Einlass erlöschen die Lichter. Acht Männer betreten die Bühne. Sofort fühlt man sich ins Jahr 1999 zurückversetzt, als Slipknot das erste Mal der Menschheit den Mittelfinger entgegen streckten. Sie sind zurück. Rote Jumpsuits, trashige Masken, obszöne und verstörende Gestiken.

Die Hydra bringt sich in Stellung.

Bestärkt durch den im Hintergrund aufgebahrten Bass, samt Jumpsuit und Maske des im letzten Jahr tragisch verstorben Bassisten Paul Gray, treten die Jungs aus Iowa der Masse entgegen. Am Bass spielt das frühere Mitglied Donnie Steele, dezent hinter der Bühne.

„742617000027“ erklingt, wie ein Countdown, der das Ende abzählt. Ein letztes Mal ertönt „The whole thing I think is sic“ und mit einem lauten Knall stellen Slipknot mit dem Opener „[sic]“ den Laden Kopf. Alles ist in Bewegung, sowohl auf, als auch vor der Bühne. Die Blastbeats von Drummer Joey Jordison fühlen sich mehr an wie ein Bombenhagel, der auf das Publikum niedergeht. Durchschnitten von den zwei reissenden Gitarren und der wieder erstarkten Stimme von Corey Taylor ist der Sound wie Faustschläge ins Gesicht. Es bleibt keine Zeit zum Luft holen. Slipknot hauen einen Kracher nach dem anderen in die Menge. Heute ist nicht der Tag für lange Reden. Songs wie „Disasterpiece“, „Left Behind“, „People=Shit“ treiben die Menge mehr und mehr in eine wilde Raserei und die Hitze erreicht ihren Siedepunkt. Noch nicht heiß genug für Slipknot. Man fängt an die Menge mit Flammenwerfern zu beschießen, wenige Meter über die Köpfe der triefenden Masse hinweg. Berlin brennt.

Slipknot spielen sich durch alle Hits ihrer bisher vier erschienen Studioalben, bevorzugen heute aber die harte Schiene. „Duality“ wird liebevoll Paul Gray gewidmet, alle singen mit, während DJ Sid Wilson den Balkon erklimmt, um sich von oben in das tobende Knäuel zu stürzen. Unglaublich.

Den Abschluss macht der jahrelange Rausschmeisser „Surfacing“. Mit erhobenem Mittelfinger blickt Corey Taylor in eine Masse aus Händen, die es ihm gleichtun.

Die Hydra stößt ein letztes Mal zu.

Slipknot hinterlassen ein Sammelsurium aus geschundenen und verschwitzten Körpern. Man hat das Gefühl, gerade ziemlich übel verprügelt worden zu sein, doch jeder verlässt mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht die Halle. Warum?

Weil Slipknot heute Abend, nach jahrelangem Nachlassen, alles niedergemäht und das Versprechen an Paul Gray gehalten haben, alles, was sich ihnen in den Weg stellt wegzusprengen und der Welt zu zeigen:

You can not kill what you did not create. We won’t die!

Ein Gedanke zu „SLIPKNOT, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER, 21.06.2011, Columbia-Halle, Berlin

  • 23. Juni 2011 um 22:31 Uhr
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    Hier ist noch die Setlist vom Konzert:

    742617000027
    1.(sic)
    2.Eyeless
    3.Wait and Bleed
    4.The Blister Exists
    5.Liberate
    6.Before I Forget
    7.Pulse Of The Maggots
    8.Purity
    9.Left Behind
    10.Disasterpiece
    11.Psychosocial
    12.The Heretic Anthem
    13.Duality
    14.Only One
    15.Spit It Out

    Encore:
    (16.People = Shit
    17.Surfacing

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