SOUTHSIDE FESTIVAL Tag 2, 18.06.2011, Neuhausen ob Eck
Eins vorne weg: Festivals leben vom Überangebot. Man kann nicht alles sehen. Will man auch überhaupt nicht. Vor allem, wenn man weite Wege durch den Matsch zurück legen muss, sollte man sich entscheiden. Wir haben‘s versucht. Sind aber immer mal wieder stecken geblieben. Hier haben wir übrigens noch den Beweis für die Gossip-Aficionados: Alex Turner und Alexa Chung (danke Jens für das Bildmaterial!). Am Freitag, als es noch trocken war.
Der Samstag geht für uns nicht optimal los. Ausnahmsweise hat das nichts mit dem Schlamm zu tun. Das Zelt ist überfüllt, drin spielt Darwin Deez. Kein Durchkommen.
Dann eben zu Portugal. The Man, die begeistern. Hier ist um einiges mehr los als bei Selig, den Comebackern. Die sind übrigens sympathische Herren. Auch wenn man dachte, dass die 90er schon lange vorbei sind.
Und bei Kashmir lässt sie sich doch wirklich wieder blicken. Die alte Tante Sonne, die man schon vergessen hatte. Sie schaut leider nur kurz vorbei. Immerhin singen die Dänen vom „Sunshine“.
The Asteroids Galaxy Tour sind eine dieser vielen Bands, die auch schon mal auf dem Southside Festvial aufgetreten sind. Zu Beginn ist der Auftritt etwas lahm. Da helfen auch die Glitzeroutfits nichts.
Hatten wir schon erwähnt, dass es wieder regnet? Stehen auch Glasvegas auf der Bühne. Der Bassist stolpert erst mal in die Bühnendeko, der Sänger hält das Mikro doch arg kaprizös. Irgendwie ist die Musik aber toll. Mal wieder bisschen 90er-Jahre-Britpop von missmutigen Schotten.
Dann halt wieder ins Zelt, wo Kate Moss‘ Zukünftiger (oder haben die etwa schon geheiratet?) auf der Bühne steht. Anscheinend viele Gala-Leser und Kills-Fans hier. Das Zelt ist viel, viel zu voll. Es ist stickig, Kondenswasser tropft von der Decke, die Kameralinse beschlägt. Konzertgenuss geht anders.
Wie das geht, kann man mit Portishead erleben! Was Beth Gibbons und die Herren aus Bristol ist alles, nur nicht beschreibbar. Das ist Weltschmerz galore. Irgendwie unpassend zwischen den vielen Party-Rock-Bands, aber genau deshalb genau richtig.
Wir haben ja schon erklärt, dass Festivals eine subjektive Sache sind. Deshalb müssen wir zu Suede. Noch so 90er-Veteranen, die sich wieder zusammen gerafft haben. Die alten CDs sind jetzt in wunderbaren Deluxe-Varianten erschienen. Und live funktioniert das alles auch noch. Brett Anderson gockelt eitel herum, singt toll „Animal Nitrate“, „Beautiful Ones“ und „So Young“, auch wenn er weiß, dass das gelogen ist.
Der absolute Höhepunkt des Samstags, für viele auch des ganzen Festivalwochenendes, ist aber der Auftritt des kanadischen Kollektivs Arcade Fire. Während Mister Anderson ein Lied ganz vorne im Regen singt, muss der Auftritt von Arcade Fire eine halbe Stunde nach hinten verlegt und die Bühne erstmal trocken gelegt werden. Was dann folgt, ist die beste Gute-Nacht-Musik, die man sich vorstellen kann.
Bei diesen Bildern und dem Bericht bin ich sehr froh dieses Jahr zu Hause geblieben zu sein. Ausnahme: Portishead. Aber auch die wären mir bei Trockenheit und 25° lieber gewesen. Wenigsten mussten sich die ganzen Briten nicht groß auf fremdes Klima einstellen.
Schöner Bericht. Bitte noch mehr Gründe für’s Daheimbleiben 2011 liefern.
Schnappatmung, Alex Turner!!! Mit Anhang!
Arcade Fire live, nicht von dieser Welt
Arcade Fire waren wirklich großartig!
Das ist echt ein guter Service, ihr deckt hier viele Konzerte ab, die ich verpasst habe… zu Lykke Li am Freitag z.B. nicht mehr ins Zelt gekommen, Portishead am Samstag bewusst verpasst weil zu den Eels ins Zelt (und ich bereue es absolut nicht, denn das war so großartig, was Herr Everett und seine bärtigen Jungs da hingelegt haben: zeitweise bis zu 4 Gitarren in bester Spiellaune, eine kleine Bläsersektion die mit Posaune, Saxophon und manchmal auch ’ner Querflöte mächtig Druck gemacht haben. Und dann wurde sogar noch Sly Stone gecovert, was will man mehr…!?)
Und so matschig wie letztes Jahr war es auch nicht =)
Danke Stegoe! Eels haben ja wir leider verpasst, weil das Zelt zu voll war.