THE SEE SEE, 28.03.2011, Tonstudio, Stuttgart
Tag eins nach dem großen Wechsel (Winterzeit –> Sommerzeit). Sauron ist gestürzt, man kann sich wieder etwas erleichtert der Musik widmen.
Im Tonstudio war ich seit der Releaseparty von Sorry Computer nicht mehr. Bedauerlich, da der Ort schon sehr hübsch und eigenwillig ist. Anscheinend finden hier generell wenig Konzerte statt, es ist Montagabend und eigentlich sollte auch keine Sau The See See kennen. Ich rechne mit einer einstelligen Besucherzahl. Umso überraschter bin ich, als das Tonstudio sich sehr gut besucht präsentiert. Weiß der Teufel warum…
Vorprogramm ist wohl ein von der Band mitgebrachter DJ, der mir sehr gut gefällt. Vor allem für das Spielen von Rose Elinor Dougall und Crocodiles bin ich ihm äußerst dankbar. Von The See See kenne ich nur wenige Stücke, und meine Erwartungshaltung tendiert in Richtung psychedelicgeschwängertem Retropop. Mal schauen.
Das Londoner Quintett betritt die sehr flache Bühne gegen viertel vor zehn, und startet das Set mit einem Instrumental. Zwei Sachen fallen gleich mal auf. Das dunkle, rote Licht mag sehr atmosphärisch sein, für Fotograf Michi ist es die Langwellenlicht-Hölle auf Erden. Der Sound hat eigentlich die richtige Lautstärke, leider gehen oft die Gitarren und das Keyboard etwas unter. Dadurch klingt die Band weniger psychedelischer als gedacht, der rockigere Beataspekt ihrer Musik tritt stärker hervor. Nicht weiter schlimm, denn auch so merkt man, dass die Band tolle Songs draufhat, gerne mal mehrstimmige Gesänge feilbietet und sich soundtechnisch sehr an den mid-sixties orientiert. Bisschen Kinks, Beatles oder Byrds fallen mir ein. Ein, zwei Stücke könnte man vielleicht mit der Formel Kula Shaker minus Größenwahn beschreiben, andere evtl. als Oasis minus Größenwahn minus Langeweile.
Dem bunt gemischten Publikum gefällt der Auftritt mit zunehmender Dauer immer mehr. Der etwas schüchtern wirkende Leadsänger Richard Olson taut mit der Zeit auch immer mehr auf, singt gut und bläst einige Stücke fein die Mundharmonika. Da ich ja nur wenige Songs kenne, und die in stark britischem Akzent genuschelten Ansagen auch keinen großen Erkenntnisgewinn für mich darstellen, kann ich mir auch nur drei Songtitel notieren. „Powers Of Ten“ und „And I Wonder“ sind zwei schöne, kurze Britpopsongs, während das fantastische Keep Your Head so klingt, wie ich mir noch mehr Songs gewünscht hätte. Für die humorigsten Ansagen sorgt der Tastenmann, der bei einem Stück vorab um Aufmerksamkeit bittet, da er während des Songs zwei unterschiedliche Keyboards gleichzeitig bedienen wird. Applaus, Applaus!
Nach knapp 60 Minuten ist das reguläre Set vorbei, aber Zugaben werden noch verlangt. Zwei, mit zwölfsaitiger Gitarre vorgetragene, Songs bekommen wir noch aufgetischt. Ein schnelles, kurzes Uptempoliedchen, während das allerletzte Stück ein wunderbar gesteigertes Psychedelicstück ist, mit einem finalen Crescendo, das durch die Decke geht. Um elf Uhr ist dann Schluss.
So, den ersten grün-roten Abend fein mit 60ies Mucke hinter mich gebracht. Wird wahrscheinlich jetzt öfters so werden, da der gesamte Prenzlberg samt Kulturschaffender demnächst wieder zurück ins Ländle migrieren wird. Ich erwarte einige Summer Of Love die nächsten Jahre.
ich war auch gestern da und muss schon mal anmerken, was für eine lasche und uninspirierte band! es waren wohl so viele leute da, weil montags die montageleute immer ihre veranstaltungen im tonstudio machen und sie das ja auch organisert haben. die cd von the see see find ich gut, aber live kamen sie mir vor wie ne rumpelnde schülerband gestern. der sound wurde von stück zu stück auch mieser. also die reize der band auf cd kommen live null rüber. ziemlich enttäuschend das ganze leider.
ganz so schlimm fand ich’s nicht, aber ich denke auch, dass der Sound einiges ausgemacht hat. Höre gerade auch die CD, und die klingt viel interessanter. Da haste Recht!
also live haben sie noch viel luft nach oben. hatte zeitweise das gefühl die cd haben andere leute eingespielt. sie klangen für mich wie ne durschschnittliche 60’s revival combo aus den 80ern, die sich nicht die bohne um den sound kümmern. doch einige leute haben gemeint, das wäre gestern ihr bester gig auf der tour gewesen. da bin ich froh nicht nach offenbach oder freiburg gefahren zu sein. scheint auch eine dieser bands zu sein, die live nicht annähernd das hält, was sie auf cd verspricht.