HEINZ STRUNK, 21.03.2011, Schocken, Stuttgart
Heinz Strunk ist wieder auf Lesereise, und wie es schon lieb gewonnene Tradition ist, werden wir im Schocken in den Genuss seines Auftritts kommen. Der Termin wird unter den nicht wenigen Strunk-Fans im Gig-Blog-Team schon sehnsüchtig erwartet, und wie nicht anders zu erwarten, werden wir nicht enttäuscht vom Bigstyler, den wir schon „Heinz“ nennen dürfen.
„Heinz Strunk in Afrika“ lautet der Titel des neuen Buches, welches einen Urlaub von Strunk und seinem Reisebegleiter „C“ in Kenia im Jahre 2007 wiedergibt. Mir hat es sofort sehr gut gefallen, Skeptiker haben nach der heutigen Lesung ihre Meinung geändert. Es ist sein lustigstes Buch, weniger schwermütig als „Die Zunge Europas“, und weniger Ekelzeug als „Fleckenteufel“. Von Strunk selbst heute als „Highend Literatur“ bezeichnet, und Recht hat er.
Nur kann er leider nicht mit dem üblicherweise genialen Intro loslegen – er hat nach Betreten der Bühne keinen Strom auf dem Mikrophon, und das eindeutig zu lang, viel zu lang. Hasstiraden wie „Pennerscheiße“ lassen mich kurz glauben, dass das Ganze kippen könnte, Strunk den Tisch umschmeißt, und mit erhobenem Mittelfinger die Bühne verlässt. Gut, dass es nicht soweit kommt, aber knapp war es. Nach kurzer Vorstellung des Buches feuert er selbiges trotzdem ins Eck, verkündet, dass er keinen Bock hat, und beginnt ein Kochrezept (Seeteufel) vorzulesen. Wäre zwar kein Problem für mich gewesen, wenn jetzt zur Strafe oder aus einer exzentrischen Laune heraus nur Rezepte verlesen werden, das Buch habe ich nicht nur einmal gelesen, aber es stellt sich als kurzer Schocker-Gag heraus. Beim Bier an der Bar erzählt er mir später, dass das Rezept immer verlesen wird, egal was passiert, wie überhaupt jede Lesung genau wie die vorige verlaufen soll. Ähnlich mag der Heinz auch seinen Urlaub – jeder Tag deckungsgleich mit den vergangenen – „Kein Erlebnis Reisen“ nennt er das im Buch.
Wir bekommen im ersten Teil der Lesung Anreise und Ankunft von Heinz und C zu hören, natürlich runtergekürzt auf die wesentlichen und besten Teile. Nach der Pause geht Strunk kurz auf die Vorwürfe ein, er würde die Menschen in seinen Büchern besonders gemein und hässlich darstellen, was jeder bestätigen kann, der die Bücher kennt. Die Schönen kommen besonders gut weg, die Entstellten, Hässlichen und Dicken kommen besonders schlecht weg, z.B. „Babyman Knut“. Gegen diesen Vorwurf setzt sich der Autor zur Wehr, er sei eben nur genau, und dafür muss man sich ja wohl nicht rechtfertigen. Mir ist sofort Manfred Deix eingefallen, der zu ähnlichen Vorwürfen gesagt hat, dass dies überhaupt nicht zutreffe, im Gegenteil, er könne nur versuchen die Hässlichkeit der Menschen darzustellen, aber seine Bilder seien harmloser als die Realität – so ungefähr hat er sich geäußert.
Im zweiten Teil der Lesung wird der Rest des Buches gekürzt wiedergegeben, unzählige Lacher hat Strunk im Haben, und als Zugabe bekommen wir auf der Querflöte „Gimme Hope Joanna“ – ein Stück dass auch im Buch mehrfach vorkommt – in einer derben Version zu hören, Strunk gibt alles und lässt mich an Hendrix denken, Hendrix beim zerhäkseln der amerikanischen Nationalhymne.
Mit dem Hinweis, dass Taxis auch Autos sind, und dem Tipp, man solle doch im Urlaub das „Regentschaftsprinzip“ aus dem Buch testen (einer/eine hat auf Zeit das sagen, und darf über ALLES bestimmen, z.B. was wann und wo gegessen und getrunken wird) werden wir von Regent Strunk entlassen, und ich hoffe, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.
yeah!! voll gut!!
sehr galant auch die (extrem charmanten natürlich) Saufeskapaden von Madame P. zu verschweigen…
Jemand muss an die Kinder und Jugendlichen denken, die womöglich Zugriff auf die Seite haben. So harte Sachen konnte ich unmöglich veröffentlichen.