BRUNO JONAS, 22.02.2011, Theaterhaus, Stuttgart
Hubert Unwirsch heißter. Zur Polit-Talkshow bei Frau Wortreich eingeladen isser. Das Thema: Korruption. Doch niemand ist da. Mal das vollzählige Publikum im T1 und die Bühnenkulisse, genauer: ein Plexiglasstuhltrio plus Leinwand, ausgenommen.
Zunächst sieht man nur den anonymisierten Schattenriss, dann tritt Hubi an.
Höchst amüsiert, versteht sich.
Hubert Unwirsch alias Bruno Jonas ist Berater. Berät also so ziemlich jeden. Steht bei Banken und Politgrößen wie Gutenbergle, Westerwelle, Schröder, Koch oder Stoiber auf der Gehaltsliste. Und hat was zu erzählen, merkt man gleich. Runde zweieinhalb Stunden wird dieser Plausch mit den Gästen in Anspruch nehmen. Bei züngelnd gemittelten fünfnzwanzig Pendelschritten pro Minute macht das etwa 3750 Vollsohlen, minus vier bis sechs fingierten Telefonaten, bleibt über den Daumen einmal die Königsstraße rauf.
Achtung: Bis auf ein paar zündende Gags entpuppt sich das als Leerlauf.
Schaufensterbummel-II
Höhe Benetton-Shop, wir kommen zu Betrachtungen des Wahlvolks. Ein erster der unzähligen Vorschläge Unwirschs: Man könnte/sollte/müsste Wahlen abschaffen, weil Politinskis uns (1) was vorlügen, weil der Urnenpöbel (2) durch 4-Jahres-Wahlen sein Einspruchsrecht bei Großprojekten laut Demokratiekonsens abgibt (diesen Plan erläutert Jonas-Unwirsch durchaus witzig), und weil das Wahlvolk (3) (4) (5) ohnehin betrogen wird.
Höhe Gloriapassage, wir kommen zu Betrachtungen des Polittalks. Höhe Schlossplatz, wir kommen zu Betrachtungen des Wechselspiels Dummheit versus Intelligenz, also zur Kernenergie. Höhe Wittwer, Höhe drüber, wir kommen zu den Schaufenstern Bankerboni, Bayrischer Lokalpolitik, Ethik des Bayern, Bestechlichkeit, Kirche, Papst, Religion im Allgemeinen, Artensterben, Kachelmann, Krombacher (Waldsterben).
Höhe Schlafbedürfnis, wir gähnen.
Schnarchmarathon
Hubert Unwirsch ist exemplarischer Besserverdiener, plus eintätowierter Klischees. Er fühlt sich, man staune, per Neiddebatte diffamiert. Vor allem, weil er mindestens zwei Frauen hat, Zwetschge und Trudi. Anrufe auf dem Handy dürfen da nicht ausbleiben, öde Dialoge ohne jede Spur von Esprit und Witz natürlich auch nicht.
Fußnoten
Im Nirgendwo jenes Schnarchkanons muss die Wende des Aufhängers Talkshow-Niemand-da versteckt gewesen sein, denn am Ende des eintönigen, höhepunktslosen Dampfplaudermarathons steht Trudi. Oder Zwetschge. Und dann ist Schluss.
Übrigens nicht mit lustig, weil lustig praktisch nie war.
Mit Verlaub, Bruno Jonas‘ Programm ‚…es geht weiter‘ ist ein Komplettausfall. Themen wechseln wie die Gemeinplätze, auf denen sie hoppeln, Klischees sind am Start und bleiben ungebrochen, die ganze konturlose, beliebige Soße ist sterbenslangweilig bis ärgerlich. Was auch immer sich staubverglasen und zur Schau stellen lässt, Unwirsch alias Jonas ist dabei. Und wälzt ihn aus, den faden Teig.
Einige zündende Gags können nichts daran ändern: ‚Es geht weiter‘ ist dahin dümpelndes Plauderkabarett, ein einziger, langer Gähner.