YANN TIERSEN, 28.11.2010, Wagenhallen, Stuttgart

Yann Tiersen

Foto: Andreas Meinhardt

Die Halle ist voll an diesem eiskalten und verschneiten Sonntagabend, und alle warten sie auf ihn: Yann Tiersen, den virtuosen Musiker mit dem traurigen Blick, der wieder einmal zeigt, dass mehr in ihm steckt als das allseits bekannte und zu oft gehörte Geplänkel aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, der ihn 2001 über Nacht international bekannt machte. Wer liebliche Akkordeonklänge erwartet, wird an diesem Abend enttäuscht, denn trotz einer ungeheuren Vielfalt an Instrumenten kommen weder Akkordeon noch Klavier zum Einsatz.

„Dust Lane“ heißt die aktuelle Tour von Yann Tiersen und seiner Band und auch das neue Album, das im September erschienen ist. Eröffnet wird der Abend durch Lonski & Classen aus Berlin. Sie sind Begleiter auf der Zwei-Monatigen Tour, die die Musiker vom Rimini, Italien, hierher nach Stuttgart führte.

Punkt neun, das Warten hat ein Ende und fünf Musiker betreten die Bühne. Sie beginnen ruhig, fast sphärisch, doch schon bald geht es rasanter zu in der grossen Halle mit ihrem Industriekultur-Charme. Sehr persönlich, den Blick in der Ferne, verbinden sie die Weite mit klaren Beats, elektronischen Klängen und virtuosem, energiegeladenem Instrumentenspiel. Sie shaffen Bilder mit Melancholie und Punk-Energie.

Yann Tiersen

Foto: Andreas Meinhardt

Das Publikum, gemischt, doch grossteils jüngeren Datums, ist eher verhalten, aber dennoch ergriffen. Tanzen scheint nicht so angesagt zu sein hier in Stuttgart, obwohl die Musik definitiv dazu einlädt. Der tosende Applaus allerdings zeigt, dass auch sie nicht unberührt bleiben. Als nach dem letzten Song der Bogen fliegt und den Abend beendet, überraschend und vollkommen, wie er begann, kommt doch noch etwas Bewegung in die Reihen.

Let’s live in an enormous world of sound we can use randomly, with no rules at all.
Let’s play with sound, forget all knowledge and instrumental skills, and just use instinct – the same way punk did

schreibt Yann Tiersen auf seiner Website. Rasant, mitreissend und berührend entführen sie uns in genau diese Welt und auch wenn die nicht endenwollenden Zugabenrufe unerhört bleiben. Ein unvergesslicher Abend.

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