VOLBEAT, ENTOMBED, THE KANDIDATE, 03.11.2010, Ludwigsburg, Arena

Volbeat

Foto: Timo Deiner

Voll. Bei Volbeat wird es voll – sogar ausverkauft. So hat es mir eine Kollegin schon vor längerer Zeit prophezeit. Gewundert hat mich am meisten, dass die passionierte SWR-Hörerin, die ich allerhöchstens der Legion von Phil-Collins-Fans zugeordnet habe, eine Band kennt, die ich nur vom Namen kenne. „Elivs-Metal“ würden die spielen, was ganz und gar neues, richtig super, und als Ludwigsburger müsste ich da unbedingt hin, Stichwort: Heimspiel.

Eine zusätzlich benötigte Karte war noch nicht mal über die Gig-Blog-Connection an der Abendkasse zu bekommen – tatsächlich, die Arena bis auf den letzten Platz im Innenraum und auf den Rängen ausverkauft.

Von der ersten Truppe des Abends, „The Kandidate“, sehen wir nicht viel. Wie der Hauptact heute Abend kommen die großzügig tätowierten Jungs aus Dänemark, und sind wohl dem metallischen Hardcore zuzuordnen, Pantera, so die Richtung.

Entombed aus Schweden sehen wir natürlich komplett, denn Entombed – das ist schon nichts Alltägliches. Schon das Intro aus der Anlage zeigt die Richtung an: „Satan is real“ von den Lovin‘ Brothers (man beachte das großartige Coverartwork) – es wird düsterer, sympathisch düsterer. Entombed, schon seit Ende der 1980er am Start, haben mit „Left Hand Path“ einen Klassiker des Death Metal abgeliefert, der schon sehr früh den Weg in mein Plattenregal fand. Schon auf dieser Platte ist zu hören, was sich zum echten Trademark der Band entwickelt hat – der unverwechselbare Gitarren-Sound, der viele Prominente Fans hat, wie z.B. Stephen O’Malley (Sunn O))) ). Später gab es immer wieder Ausflüge der Band ins eher Rock orientierte Lager, wie die sehr gelungene EP „Black JuJu“ auf Man’s Ruin Records beweist. Eine weitere Besonderheit stellt auch der Weg des Ex-Drummers Nicke Andersson dar, der nach seinem Ausstieg bei Entombed mit „The Hellacopters“ eine beachtliche Karriere hingelegt hat, und am Boom skandinavischer Rock-Bands in den 90ern maßgeblich beteiligt war.

Live enttäuscht das 5er Piece nicht, sogar der Gitarren-Sound ist halbwegs wie vom Tonträger. Für größere Teile des Publikums sind sie aber, wie der Kumpel richtig feststellt, zu hart. Sie können sich aus einer breiten Palette an Veröffentlichungen bedienen, und das machen sie auch. Stücke von den ersten Alben kommen, der rockigere Klassiker „Volverine Blues“ kommt natürlich, und am Schluß des Sets ihr Stairway To Heaven in gekürzter Fassung – Left Hand Path.

Volbeat (steht für Volume & Beat) legen mit einem weiteren guten Intro nach: „Born To Raise Hell“ – wieder muss die Dunkle Seite zum Anheizen herhalten, und das klappt ganz gut. Die Dänen, die optisch teilweise sehr an Social Distortion erinnern, haben die komplette Bühne zum Austoben inklusive Laufstege! Der Sound ist für den Mainact entsprechend fetter, und Sänger und Frontmann Michael Poulson kündigt auch gleich mal an, mit was heute Abend zu rechnen ist: Punk, Metal, Country, wer diese Styles mag, der sei bei Volbeat genau richtig. Die mir vor der Show zur Verfügung gestandenen Songs auf der Myspace-Seite, und das meiste folgende haben mich hauptsächlich an eine Band, und einen Style denken lassen: Metallica. Gerne auch die früheren, schnelleren Sachen. Der Begriff „Elvis-Metal/Rock“ (für den die Band wahrscheinlich nicht verantwortlich ist) erschließt sich mir auch jetzt noch nicht – an Elvis angelehnt sind vielleicht teilweise die auf der Bühne befindlichen Frisuren. Eine tiefe Stimme haben neben Elvis und Poulson auch noch unzählige andere Sänger. Auch von dem angeblichen neuen Style, den Volbeat drauf haben kann ich nicht viel erkennen, im Gegenteil, was mich auch an zig anderen skandinavischen Rock-Bands stört, die mangelnde Originalität kann ich auch Volbeat vorwerfen. Warum muß ein Däne rumlaufen wie Mike Ness, und mit einem antrainierten amerikanischen Südstaatenakzent Lieder singen, die es schon 1000 Mal gibt, von authentischen Protagonisten? Wahrscheinlich weil es Spaß macht, sich gut verkauft, und sich eine beachtliche Fangemeinde dafür begeistern kann. Volbeat kommen bei den Fans nämlich bestens an. Diese bestehen aus vielen weiteren Mike-Ness-Duplikationen (wichtiges Details: Unterhemd um die Tinte in den Armen für alle sichtbar zu machen) Familienvätern mit Kindern, langhaarigen Metallern und gemütlichen Classic-Rock-Typen, Rock-A-Billy-Jungs und Mädels – sehr gemischt. Special Guest Bill Kaulitz treibt sich auch im Publikum rum – und wenn er es nicht selber war, dann der dritte Zwilling (Drilling?) oder ein verdammt gutes Double. Kein Witz.

Volbeat

Foto: Timo Deiner

Mangels Kenntnis der einzelnen Stücke und Alben kann hierzu wenig gesagt werden – was auf der Myspace-Seite zu finden ist, wird wohl alles gekommen sein. „Sad Man’s Tongue“ scheint ein Überhit zu sein, der Reaktion des Publikums nach zu urteilen. Für ein Duett wird noch mal Sänger Petrov von Entombed rekrutiert was nicht schlecht klingt, und überhaupt sympathisch rüberkommt. Die bei Metal-Konzerten neuerdings zu recht übliche Widmung an den kleinen großen Mann des Heavy Metal – Ronnie James Dio – folgt, und die Horns werden zu tausenden ausgepackt, und Volbeat vergessen auch den Man in Black nicht – Johnny Cash wird auch erwähnt.

Langsam gefällt’s mir immer besser, Originalität hin oder her, wenn dann noch ein Misfits-Cover namens „Angel Fuck“ kommt, und die Show mit „Raining Blood“ von Slayer beendet wird, dann wird auch der größte Kritiker der Elche weich und steht und klatscht.

16 Gedanken zu „VOLBEAT, ENTOMBED, THE KANDIDATE, 03.11.2010, Ludwigsburg, Arena

  • 4. November 2010 um 21:20 Uhr
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    Sehr gelungene Bilder!

  • 5. November 2010 um 12:32 Uhr
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    Und da wurde noch groß in der BILD, mit Foto, berichtet, dass Bill und Tom jetzt nach Amerika sind. Sachen gibts. =)

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  • 5. November 2010 um 20:10 Uhr
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    An Zorro: Groß angelegtes Ablenkungsmanöver, damit die Mädels von Tokyo Hotel mal gepflegt auf ein Heavy Metal Konzert in der schwäbischen Provinz gehen können, wo sich garantiert keiner für sie interessiert – so sehe ich das.

  • 5. November 2010 um 20:31 Uhr
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    entschuldigung,was meint ihr mit “Special Guest Bill Kaulitz treibt sich auch im Publikum rum – und wenn er es nicht selber war, dann der dritte Zwilling (Drilling?) oder ein verdammt gutes Double.“ IST BILL KAULITZ IN DEUTSCHLAND? KEIN WITZ,BITTE. ich dachte, das er in Los Angeles war. dieses Wochenende müssen sie in die EMA’s gehen, aber sie habein nichts gesagt…

  • 5. November 2010 um 21:29 Uhr
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    Hallo Tomasa,
    wir wissen es nicht, wo sich Bill Kaulitz aufhält. Der Herr im Publikum sah ihm womöglich nur sehr ähnlich.

  • 6. November 2010 um 15:39 Uhr
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    also jetzt mal butter bei die fische:

    die größte feindfigur der tesosteron-geschwängerten heavy-metal-szene taucht mitten in einem konzert auf. dort, wo tausende von leuten handies und kameras haben. und es gibt nicht EIN foto davon.

    dabei wird dort jeder typ fotografiert, der in eine ecke reiert.

    und mal davon abgesehen davon, das bill sich kaum hinstellen kann. hätte man ihn erkannt, wäre er doch sofort zu schnitzelbrötchen verarbeitet worden.

    jetzt gebt es doch mal zu…ihr bekommt auch keine strafe: das war einfach nur ein sehr langer, schlanker, geschminkter mann in merkwürdigen klamotten. also etwas „billoid“. aber nicht mehr.

  • 6. November 2010 um 22:07 Uhr
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    Hahahaha, das ist ja zu witzig hier:D

  • 7. November 2010 um 14:56 Uhr
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    An Marzipanschweinchen: Die Wahrheit ist, dass nicht 100%ig ausgeschlossen werden kann, dass es tatsächlich Bill Kaulitz war. Anderen Leuten ist er übrigens auch aufgefallen. Für Verpflegung war in der Arena gesorgt, so dass kein anwesender Metaller am (ohnehin sehr mageren) Billy hat rumnagen müssen.
    Weibliches Publikum, oder überhaupt Zielpublikum von Tokio Hotel war kaum anwesend, und Metaller lassen die Fons wegen Trinkunfallgefahr zu Hause – so habe ich es auch gemacht. Daher wahrscheinlich keine Bilder.
    Außerdem wäre es doch auch ziemlich dröge, wenn irgendwann z.B. ein Bildbeweis von Nessie (Schottland) auftauchen würde.
    Bill Kaulitz – „Das Nessie von Ludwigsburg“ – in Kürze als T-Shirt mit seiner unverwechselbaren Silhouette im Gig-Blog-Shop erhältlich. Vielleicht.

    Gruß
    Gig-Blog.

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