TRANS AM, 02.08.2010, Schocken, Stuttgart

Trans Am

Foto: Steffen Schmid

Amtsmüdigkeit, das unter der politischen Elite grassierende Hype-Leiden der letzten Monate, davon ist bei Trans Am nix zu spüren. Seit mittlerweile 20 Jahren existiert die Band, und erst jetzt hat sie es nach Stuttgart geschafft (die Manufaktur in Schorndorf ist ihnen allerdings nicht unbekannt).
Von Abnutzungserscheinungen in Form von allzu routiniertem Auftreten, oder dem Verharren in erstarrten musikalischen Schemata, ist aber rein gar nix zu spüren.

Gleich mal vorneweg, ein begeisternder Auftritt ist das heute Abend. Das Trio pflegt einen synthiepoppigen-Postprogressivkrautrock mit gelegentlichen Metal- und Classic-Rock-Einlagen zu spielen.
Alles klar?
Wer sich langweilen will muss schon woanders hin. Nicht nur stilistisch ist das ungemein abwechslungsreich und spannend. Nein, die Typen haben auch das volle Spektrum an Dynamikvariationen drauf. Laut-leise, schneller-langsamer, und das alles mit einer ungemeinen Exaktheit, Energie und Intensität dargebracht.

Sinnbildlich dafür steht der Schlagzeuger Sebastian Thomson, der sein Instrument mit einer Präzision, Wucht und Virtuosität bedient, dass es nur so eine Pracht ist. Er betont paarmal, dass es „really fucking hot“ sei heute Abend. Dementsprechend geschafft sieht er dann auch am Ende des Konzerts aus.
Philip Manley ist der etwas unscheinbarere Mann an der Gitarre, der ab und an auch den Synthie bedient, ebenso den Bass und zwei Stücke singt. Auf seiner Gitarre hat er immer eine Menge Hall und Echo drauf, und auch Gitarrensoli spielt er. Trans Am dürfen das aber! Die Hälfte des Sets besteht übrigens aus gesungenen Stücken, die andere ist instrumental.

Nathan Means ist der Mann am Synthie und Bass, der auch optisch die 80er angelehnten Electro-Wave Stücke widerspiegelt. Bei diesen singt er auch über einen Vocoder, was dann gerne auch mal nach Kraftwerk klingt. Mir gefallen diese Stücke ausgesprochen gut, sie sind straight, extrem auf den Punkt und mitreißend.
Aber auch die Stücke, die von der vertrackten Rhythmik und der Atonalität eher mal ein wenig nach King Crimson klingen, oder sich krautrockig improvisierend geben, sind ungemein interessant und reißen einen mit. So entwickelt sich das Konzert immer mehr zu einem Sog aus purer Musik, und dass mir ein Song wie Black Matter allein des Titels wegen schon gefallen muss, ist auch klar.

Paar harte Fakten noch zum Abschluss: um ca. 22.30 Uhr ging es los, das Ganze dauerte knapp über eine Stunde, es gab zwei Zugaben, und das Schocken war eher so mittel gefüllt. Aber das schmälert den Abend nicht im geringsten, oder, um es mit den sympathischen Deutschversuchen des Schlagzeugers zu sagen „…ein Stückchen wunderbarness…“

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