SCISSOR SISTERS, 10.06.2010, Zapata, Stuttgart
Die Scissor Sisters sind also auf SWR 3 angekommen. So wundert es nicht, dass der Festsaal des Zapata großflächig mit SWR3-Plakaten tapeziert ist. Viele sind zum exklusiven Promo-Gig der Scissor Sisters gekommen. Ein neues Album kommt raus und will vermarktet werden, da kommen die rund 1000 handverlesenen Gäste gerade recht, die dem gut einstündigen Auftritt der New Yorker zuerst durch wohlwollendes Mitwippen, dann durch halbwegs rhythmisches Klatschen und schließlich durch ausgelassenes Tanzen beizuwohnen.
Neben den Ohrwürmern der beiden vergangenen Alben (Laura, Take your Mama, I don’t feel like dancing (Eine Antwort auf Leo Sayers‘ You make me feel like dancing?) und dem genialen Pink Floyd Cover Comfortably Numb) werden Songs des neuen Albums Night Work vorgestellt, die konsequent weiterführen, was 2004 begann: Retro-80er-FunkyTown-Bassläufe treffen auf Elton John und gehen gemeinsam aufs Klo in der Disko.
Live klingt das so gut, dass man dem brillianten Sound fast nicht trauen möchte. Scheint aber kein Playback im Spiel zu sein.
Die Bühnenshow der sieben Scissor Sisters ist hauptsächlich geprägt von der starken Präsenz von Ana Matronic und Jake Shears: Er trägt ein ärmelloses Hemd im Clockwork-Orange-Style mit einer Art Hosenträger-Geschirr und Fahrradhandschuhen, während mal kraftvoll, mal falsettös geträllert wird. Sie hingegen trägt kinderkopfgroße Ohrringe und sieht im 20er-Jahre-Stil so graziös aus, dass man gar nicht glauben kann, dass ihr winzigkleine Schweißperlchen aus dem wohlfrisierten Haupt kullern.
Nach zehn Liedern und einer kurzen Zugabe ist der Spaß vorbei, und ich gehe mit dem Gefühl nach Hause, ein gutes Konzert einer handwerklich perfekten und bestens vermarkteten Band gesehen zu haben.
Wikipedia weiß noch folgende trivia: „Der Name der Band leitet sich von einer US-amerikanischen Bezeichnung für Tribadie ab.“ Und was Tribadie ist, lieber Leser, und was das mit dem Zwergschimpansen Bonobo zu tun hat, das ist eine andere Geschichte.