TO ROCOCO ROT, 27.05.2010, Manufaktur, Schorndorf

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Foto: Lino

„Toller Club, wenn man die Plakate hier so sieht – und jetzt sind wir hier!“ Robert Lippok bringt damit Ort und Act auf den Punkt: was die Manufaktur in Schorndorf bietet, ist absolut großartig – und die Reihe großartiger Bands wird heute Abend um eine reicher: To Rococo Rot, aus Düsseldorf und Berlin. Krautrock meets Postrock, um kurz die Schubladen zu bedienen.
Nicht alle Einwohner des mittleren Neckarraumes wissen, welch interessante Musik heute Abend zu hören sein wird. Der Stimmung tut es keinen Abbruch, es entsteht eine konzentrierte Atmosphäre mit den gut 50 Besuchern, die der Klangkunst gerecht wird.

Die drei schwarzgekleidete Mitvierziger, es könnten Architekten sein, greifen zu ihren Musikinstrumenten: Schlagzeug (Ronald Lippok), Samples (Robert Lippok) und E-Bass (Kreidler-Bassist Stefan Schneider). Los geht die Reise in die instrumentale Welt von To Rococo Rot: ein zentrales, quasi unveränderliches Hauptthema wird durch Schlagwerkvariationen, Samples sowie durch das E-Bassspiel bearbeitet, entwickelt, ausgeleuchtet. Das ist wie bei einem Ali Mitgutsch Wimmelbild: die Szene im Park bleibt immer gleich, schaut man aber genau hin, passieren da viele kleine Geschichten, die das Bild lebendig und facettenreich werden lassen. Kompakt, komplex, instrumental, toll! Speziell für mich eine Wohltat, mein letzter musikalischer Ausflug führte mich ja zu René Baumann.

To Rococo Rot sind mit ihrem sechsten Album auf Tour, es heisst zeitgeistgerecht Speculation und wurde im Faust Studio (Achtung, Krautrocklegende) aufgenommen. Sind die älteren Stücke eher dynamischer, postrockiger, sind die neuen Stücke deutlich rhythmusorientierter, länger, krautrockiger. Man könnten nun sagen: kein Wunder, To Rococo Rot sind neben Berlin ja auch aus Düsseldorf, da denkt man sofort an Legenden der Leidenschaft wie Neu!, LaDüsseldorf, Cluster, Can (okay, Köln) und, äh, wie heißen die mit der Autobahn noch mal… richtig, Kraftwerk. Aber das wäre etwas zu sehr Journaille. Einzig der Verweis auf die „Neokrautrocker“ Kreidler hält Belastungen stand – sie teilen sich wie erwähnt den Bassisten mit To Rococo Rot.

Nach 75 Minuten beenden die drei Kulturschaffenden ihr Konzert. Eine perfekte Länge für ihre Musik. Schön, dass sie hier waren, ich weiß es zu schätzen!

Nachtrag zum Vortrag: Support Chihei Hatakeyama aus Japan, vor zwei Apple-Laptops am Mischer sitzend, lässt uns teilhaben an seinem Ambient-Universium. Klanglandschaften schieben sich aneinander vorbei und verhallen… Ambient eben. Eine konsequente Bebilderung Hatakeyamas Musik zeigt das Video zu Stone In My Passway: ein diesiger Sonnenaufgang am Strand. Intensiv genug für mich, um spontan einen Tonträger zu erwerben.

3 Gedanken zu „TO ROCOCO ROT, 27.05.2010, Manufaktur, Schorndorf

  • 28. Mai 2010 um 16:59 Uhr
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    sehr schön mal wieder !!

  • 28. Mai 2010 um 16:59 Uhr
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    schön auch das architekten-klischee…die werden sich freuen…

  • 29. Mai 2010 um 10:09 Uhr
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    Den Vergleich mit dem Ali Mitgutsch Wimmelbild finde ich besonders gut. Das sagt mir was.

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