GOD IS AN ASTRONAUT, 11.05.2010, Universum, Stuttgart
„Deine Mutter ist ein Astronaut“, war eine vorbildliche Beschimpfung im Film „White Men Can’t Jump“. Bei diesen Iren hier sieht die Sache anders aus: Da ist Gott ein Astronaut. Kein Angriff, ist ein ehrenwerter Beruf. Kommt man viel rum. Das wiederum entlarvt die depperten Faithless und ihr „God Is A DJ“ ein für alle Mal als verlogenes Pack. Also, für die Akten: Gott ist ein Astronaut, kommt aus Irland und Faithless sind damensattelmäßige Langeweiler.
Wie bei jeder Postrock-Schrägstrich Instrumentalband gibt’s auch für God Is An Astronaut einen nicht von der Hand zu weisenden Vorteil: Kein Sänger wird denen die Petersilie verhageln. Keiner.
Die Sache mit „Postrock“ muss auch gleich relativiert werden: Torsten Kinsella (Gitarre, Keyboards), Niels Kinsella (Bass) und Lloyd Hanney (Drums, Synthesiser) sind Metaller. Weniger ist da nicht mehr. Mehr ist mehr. Und dann mal eben die Faust in die Luft gestreckt. Haben die sich verdient.
150 geschmackssichere Zuhörer werden da Dienstagabend nach allen Regeln der Kunst ordentlich durchgefönt. Melodien, dass man gerne ein drittes Ohr haben möchte. Dynamik, dass es einen fast umhaut und Sound, nahe an der Perfektion. Da werden Sounds zusätzlich abgerufen, Gesang zu Soundteppichen entfremdet und Hits rausgehauen, ohne Wenn und, äh, Laber. Ein bisschen Headbanging gibt’s auch.
Im Gegensatz zu Red Sparowes, Mogwai oder Russian Circles leben God Is an Astronaut kaum von der Laut/Leise-Dynamik, sondern haben einen ganz eigenen Trick: Laut/Lauter/Mehr/Und noch einen draufsetzen. Fast angebermäßig gutes Zeug ist das. Ja, und halt diese Melodien. Melancholie voller Hoffnung und Euphorie. Ungefähr so: Um 8 Uhr aufwachen, „Scheiße“ denken und dann Decke über den Kopf ziehen und vor Freude fast ausflippen, weil einem gerade noch einfällt, dass doch Sonntag ist. Da geht die Sonne auf. Sowas kann einem auch Montage retten. Voll gut.
Wie gut? So gut, dass sich garantiert wieder irgendeiner dazuhinreissen lassen wird, irgendetwas von einem „Soundtrack“ zu schwafeln, zu einem „Film, der erst noch gedreht werden muss“. Das ist natürlich Bullshit. Gute Lieder funktionieren auch so. Nichtmal eine Couch hat da gefehlt, weil das alles andere als Sitzmusik ist. Ein paar Postrocknerds tanzen und am Schluss wird sogar mitgeklatscht.
Und irgendwie ärgere ich mich, dass ich die Band gerade mal vor drei Monaten wirklich wahrgenommen habe. Hab das fast aus Versehen beim Abendessen bei sehr netten Menschen zu Hause gehört. Da kann man schon mal die Gabel aus der Hand legen. Haben die sich verdient.
Einen Extrabatsch auf den Bauch hätten wir auch noch für The Butterfly Explosion: 1A Shoegaze-Slacker aus Dublin. Da wird ab und an gesungen, schön beiläufig. Ansonsten aber gibt’s knackigen Ambient-Poprock für Träumer mit bleichem Teint. Und auch noch einen Extraapplaus für Junius, Brachialromantiker aus Boston. Die fegen alls weg. Geiler Scheiß. Astronautenmäßig ganz weit vorne.
Melodien, dass man gerne ein drittes Ohr haben möchte.
:D
Mir verschlägt es die Tastatur: was für ein geiler Text!
hinreißendes Konzert- hinreißender Text::-)