FRANK TURNER, 29.03.2010, Universum, Stuttgart

Frank Turner

Foto: Steffen Schmid

Ein Tipp vorweg: Der Musikkritiker Eric Pfeil hat mit „Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee“ ein wundbares Buch geschrieben. Auch wenn manche Konzertkritiken schon anderswo veröffentlicht worden sind, liest sich das Ganze doch ganz unterhaltsam. Neben seiner Vorliebe für Adriano Celentano beschreibt Pfeil darin auch, wie schön Konzertanfänge sind: „Bei Konzerten ist der Anfang das Beste, wohingegen das Ende oft durch den künstlerisch unsouveränen Appendix einer Zugabe sinnlos zerdehnt wird.“ Bin ganz mit ihm in diesem Punkt. Er geht sogar noch weiter: „Wäre ich an krawalligen Extremstandpunkten interessiert, würde ich behaupten, man könnte eigentlich nach dem ersten Song eines Konzerts wieder nach Hause gehen und sich lieber die Platte der jeweiligen Musiker anhören.“

Soweit würden wir im Fall von Frank Turner keineswegs gehen. So verpasst man hier doch wunderbare Konzertmomente, in denen Jungens in „Against Me“-Kapuzenpullis laut mitsingen, ein Herr namens Peter aus dem Publikum zum Mundharmonika-Solo auf die Bühne kommt, und Schwitzwasser von der Decke tropft. Okay. Letzteres würde man kaum vermissen. Doch das Universum ist an einem Montagabend sehr gut gefüllt, die Stimmung topp. Der Gitarrist ist so gut drauf, dass er wie Michael Flatley auf Speed tanzt.

Und vor allem: Den Beginn um 22 Uhr konnte man nicht verpassen. Nicht so, wie bei Jochen Distelmeyer, der hier vor einem halben Jahr Punkt 20 Uhr auf die Bühne ging. Aus den Anfangszeiten von Konzerten werde mal einer schlau. Frank Turner ist ein sehr emsiger Tourer, da wundert es schon, dass er zum ersten Mal in Stuttgart spielt. Und ja, der Moment, als er allein mit seiner Gitarre auf die Bühne tappst, ist grundsympathisch: „Guten Tag, Stuttgart. Wie geht es Ihnen?“ Frank Turner, der im Bahrain geboren wurde und in England aufwuchs, war in einem früheren Leben mal Sänger der Punkband Million Dead. Davon hört man heute nicht nur ein paar politische Zeilen durch. Dazwischen singt er Motivationslieder für alle Drinnies, wie die jungen Leute so sagen. „Long Live The Queen“, „The Road“ oder „Photosynthesis“ (bitte unbedingt auf die Links klicken!) sind tolle Songs. Mitsingsongs.

Frank Turner hat noch Zugaben gespielt. Und auch wenn Eric Pfeil schreibt, dass Zugaben ein Ärgernis seien, war es in diesem Fall ganz gut so.

Ein Gedanke zu „FRANK TURNER, 29.03.2010, Universum, Stuttgart

  • 21. April 2010 um 12:09 Uhr
    Permalink

    Ich will mich hiermit bei Herrn Turner offiziell entschuldigen. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte ihn immer irgendwo so als Jack Johnson/John Mayer-Klon eingeordnet. Offensichtlich ein großer Fehler. Hat nun zwar noch mal ein Weilchen gebraucht, aber durch den Bericht hier mich nun endlich mal mit dem Schaffen des Herrn Turner ein wenig vertrauter gemacht. Und für sehr großartig befunden. Toll…

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