Stuttgart Kaputtraven mit BROCKDORFF KLANG LABOR, SUPERSHIRT, CYBERPUNKERS, 27.03.2010, Keller Kub, Stuttgart
Handyvibrieren auf Marmor jagt mich aus meinen Träumen hoch. Da kann der Klingelton selbst noch so vibrafon-warm sein, der Metall-auf-Stein-Sound gibt schon mal einen Vorgeschmack auf den letzten der drei kommenden Acts heute Abend. Die Subkultur ruft – gut, dass mich Fotobruder Nr. 1 kurz kontaktiert, bevor er in den Keller Klub zu Stuttgart Kaputtraven von Thomas „Wir nennen es Party“ Geyer geht. Bin mit eingepennt, als ich Emil um halb acht ins Bett brachte… zweiundzwanzigeinhalb Minuten nach dem Wake-Up-Call bin ich am Start!
Wie immer: der Keller Klub ist voll wenn Stuttgart kaputtgeravt werden soll. Brockdorff Klang Labor aus Leipzig stehen bereits auf der Bühne und präsentieren ihren Dancefloor-Technopop mit (meist) deutschen Texten. Ekki Labor und Sergej Klang, mit Goldpailletteaccessoires geschmückt, drehen Knöpfe und drücken Tasten, während Nadja von Brockdorff im kleinen Schwarzen Fellimitat die mal funky, mal NDW-artige E-Gitarre schlägt. Das Publikum tanzt ordentlich und goutiert den musikalischen Vortrag. Klingt alles ganz schön, allerdings irritiert mich neben Ekkis (oder Sergejs?) gelegentlichen deutsch-englischen Sprechgesang (hat was von Eurodance) die beiden Aufkleber auf den Keyboards: „uns gefällt alles“ und „defekt“. Nach ca. einer Stunde stimmen sie ihren letzten Song an: „Wenn das wirklich Musik ist, ist es Mädchenmusik“. Wenn BKL Mädchenmusik machen, dann folgt die Knabenmusik mit Supershirt auf dem tanzenden Fuße:
8000-Mark-Technopunkraver Supershirt geben von der ersten Minute an Vollgas. Härter, monotoner, schneller und dreckiger als Brockdorff Klang Labor schaffen es die drei Jungs „aus dem Ostsee“ (steht so auf der Myspace-Seite), die Menge zum Toben zu bringen. Der peitschende Gesang wird mit teils so übertriebenen Vocoder-, Echo- und Stakkato-Effekten belegt, dass es spontanes Kopfschütteln hervorruft. Nicht nur bei mir, auch beim Freiburger DJ und Veranstalter Pornoladenerbe, der immer auf der Suche nach neuen Acts für seinen Klub Kamikaze ist. Seine Mutter führt einen Sexshop, daher der Name. Zurück zum Geschehen: zahlreiche Gäste werden zu Crowdsurfern und die Bühne wird nach Erstürmung durch den Mob von zwei Türstehern zurückerobert. Die bleiben dort sicherheitshalber als böse guckende Wachen stehen, um nach zehn Minuten breit grinsend selbst mitzuraven – ganz großes Damentennis! Die perfekte Brücke zu den Cyberpunkers bauen Supershirt mit ihrem deichkindartigen Mitgröhlhit „8000 Mark“:
„Was kostet Ed von Schleck – 8000 Mark“
„Was kostet ein Freibier – 8000 Mark“
„Was kostet ihr – 8000 Mark“
„Was kosten wir – 8000 Mark“
Den Keller Klub, immer noch brechend voll, übernehmen gegen zwei Uhr Mailands Cyberpunkers bei voller Fahrt und treten das Gaspedal noch mal ganz durch, besser: drehen an ihren vier CD-Playern. Um trotz des heftigen Fahrtwindes präzise arbeiten zu können, tragen die beiden DJs Masken. Gig-Blog-Knipse Schmoudi: „Die müssen doch verrecken unter den Masken.“ Äh, ja, müssten sie eigentlich. Harter, schneller und sehr dynamischer Elektrotechno, dessen Sounds ich alle schon mal Anfang der Neunziger irgendwo gehört habe, aber deren Neuarrangements mich echt überzeugen, führen zu ausgelassenem Pogo. Aus dem Alter bin ich allerdings raus und streiche die Segel.
Fazit: tolle Acts, wir nennen es Party!
Brockdorff Klang Labor
Supershirt
Cyberpunkers
Stuttgart Kaputtraven Party
endlich wieder Fischaugenbilder vom Schmoudi. Pornoladenerbe, fast so schön wie Privatier oder Konsul.
Mensch, beim nächsten Mal rave ich glaub mit kaputt… saubere Fotos Captain Schmoud!
text und bilder wie immer topp :)
Danke, danke, war mal wieder ein echtes Erlebnis gestern.
Wann gibt’s deine Fotos zu sehen?
die bilder sind gleich hier zu sehen http://www.myspace.com/a.nalog. lad sie gerade hoch :)