BOB LOG III, 23.03.2010, Manufaktur, Schorndorf

Bob Log III

Foto: Steffen Schmid

Wie hatte ich mich letztes Jahr darüber gefreut, dass die einzigartige One-Man-Band-Maschine Bob Log III aus Tucson, Arizona, nach fast 10 Jahren wieder in die Manufaktur hätte kommen sollen. Die Show, besser die gesamte Tour, wurde jedoch aus guten Gründen abgesagt: Bob Log habe sich beim Sturz aus einem Schlauchboot während eines Konzerts in Australien den Hals gebrochen, war auf seiner Myspace-Seite zu lesen. Jetzt, was hat der Typ während einer Show in einem Schlauchboot verloren, könnte man sich fragen. Wer die aktuelle Scheibe mit dem sehr guten Titel „My Shit Is Perfect“ in den Händen hält, kann im Innenleben die Erklärung finden – die Schlauchbootnummer ist, oder besser war, ein Teil der Show, Crowdsurfing deluxe, nämlich aufrecht sitzend und noch Gitarre spielend, hat sich Bob Log auch an diesem Abend in Australien über das Publikum tragen lassen, dann kam der unfreiwillige Ausstieg – den Rest übernehme ich von Myspace: „As he was falling he tried to protect his guitar like all real guitar players do. The guitar is fine but at the expense of a neck and a back.“ Nach der Show bei einer Tasse Bier hat er uns gegenüber das Ganze etwas relativiert, er fände es aber gut, wenn das Gerücht vom gebrochenen Hals sich festsetzen würde.

Abgesehen davon, dass die Boot-Nummer aus dem Showeinlagen-Katalog gestrichen sein dürfte – es wäre heute nicht ganz einfach gewesen, vor 10 Jahren hätte es gar nicht funktioniert – wegen viel zu wenig Wasser in der Wanne, sprich Publikum. Immerhin, gut dreimal mehr Leute sind anwesend, es hätte aber gerne noch mehr sein dürfen.

Bob Log ist mir schon von seiner früheren Band, dem Duo Doo Rag bekannt. Echten Eindruck hat damals bei mir das Gerücht hinterlassen, dass Doo Rag die favorisierte Band von Drew Barrymore gewesen sei. Ein heute anwesender Kumpel, der die Band persönlich kennt, legt noch einen drauf: So habe der Doo Rag Drummer Thermos Malling ihm gegenüber behauptet, Beck habe ein komplettes Doo Rag Album geklaut, lediglich die Vocals habe der Slacker natürlich geändert, damit es nach Beck klingt. Sehr sympathisch, wer mit solchen Geschichten hausieren geht. „Die Lieblingsband von Drew Barrymore“ – ich habe diesen Scheiß tatsächlich geglaubt.

Geschichtenerzähler und Drummer extraordinaire Thermos Malling, der übrigens eine Besigheimerin geheiratet und sich auf dem Ludwigsburger Marktplatz respektabel verewigt hat, wurde von Bob Log durch eine Bassdrum und ein Hi-Hat ersetzt. Der Sound ist nicht mehr so arg arg Low-Fi wie Doo Rag und hat jetzt bereits das vierte oben erwähnte Album überlebt, diesmal nicht mehr wie zuvor auf Fat Possum erschienen, sondern auf dem Schweizer Vodoo Rhythm – beides top Labels!

Bob Log III

Foto: Steffen Schmid

Los geht’s: Bob Log kommt im Anzug natürlich mit Spezial-Helm (integrierter Alt-Telefonhörer als Mikro), Gitarre spielend auf die Bühne gelatscht. Nach dem ersten Midtempo-Stück schält er sich aus dem Anzug, und sein weiteres Trademark, der enge Overall, kommt zum Vorschein. Soweit alles ungefähr so wie vor 10 Jahren. Aber Bob ist heute noch besser drauf. Der Sound ist super, das findet auch der Mann mit dem Helm und fordert dem Ton-Mann einen Tequilla auszugeben, für sich selbst fordert er zwei Scotch „on The Rocks“, die auch prompt eintreffen, und bei einem kurzen „Bandmeeting“, wie er es nennt (er und seine Gitarre), in den Schlund gekippt werden. Scotch scheint sein Drink zu sein, hat er diesem doch ein Stück „Boob Scotch“ gewidmet, das natürlich gespielt wird. Wie er spielt, muss man echt gesehen haben, die Saiten werden irgendwie mit allen Fingern angeschlagen und gezupft, und das in Höchstgeschwindigkeit. Wie schwer es sein muss gleichzeitig auch noch beide Füße im Einsatz zu haben, zu singen, zwischendurch witzige Sprüche zu klopfen und obendrauf auch noch ganz ordentlich zu Picheln – es muss sauschwer sein, das ist nur was für einen Profi. Ihm macht die Show offensichtlich auch mächtig Spaß, so viel, dass er verkündet heute nur die Sachen zu spielen, die er wirklich mag – was aber er aber bei jeder Show macht – lässt er uns wissen. Ich bin auch die ganze Zeit am Grinsen, die Kombination aus Überschall-Gitarre, gelegentliche Claps vom Drumcomputer, und amtlichen Rock n‘ Roll Posen muss einfach gefallen. Und alle Hits kommen: „String Around A Stick“ vom Debüt, ein Stück, das er als „fastest goddamn Song“ beschreibt, gefolgt vom „happiest goddamn Song“. Vom aktuellen Album natürlich auch die Single „Bump Pow! Bump Bump Bump Pow!(x4)“. Was leider nicht gelingen will, ist die Nummer mit den zwei Frauen, die eigentlich zu „I want your shit on my leg“ (wieder grandioser Titel) auf die Bühne kommen sollen, und die gute alte Hoppe-Hoppe-Reiter-Nummer auf seinen Oberschenkeln absolvieren sollten. Es sind nur leider zu wenig (angetrunkene) potenielle Reiterinnen anwesend, wahrscheinlich gar keine. Auf dem Cover seines meiner Meinung nach stärkstem Album „Log Bomb“ kann man sich den Spaß anschauen. Auch das hat er im Griff, hat er doch eine Tour-Freundin in Form einer Tassen-Puppe dabei – Duplikate lassen sich am Merch für 15€ erwerben, er erzählt uns nach der Show von seiner echten Frau in Australien (neue Heimat) schon Ärger wegen der Tour-Fräuleins (Tassen!) bekommen zu haben. Genau, seine Frau Nicole Kidman oder Dings, Drew Blanchett…

Vom Log-Bomb-Album kommt auch noch „Rattler“, ein Killer, im wahrsten Sinne des Wortes, er kündigt die Nummer als Stück über ein Tier an, kann eigentlich nur eine Klapperschlange sein.

Grandiose Show – Your Shit IS perfect!

2 Gedanken zu „BOB LOG III, 23.03.2010, Manufaktur, Schorndorf

  • 25. März 2010 um 17:19 Uhr
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    Toxic – Your Shit IS perfect!

    Geile Sache mit dem Schlauchboot.
    Die Tasse hast Du Dir ja hoffentlich gekauft.

  • 25. März 2010 um 17:56 Uhr
    Permalink

    Thanks Mr. V,

    finde ich auch, gehört ins Rock n‘ Roll Geschichtsbuch gleich neben Keith Moon (Cadillac im Swimming Pool geparkt).
    Die Entscheidung war schwer, ich habe aber dann doch lieber das akutelle Vinyl mitgenommen, das er trotz deutlicher Blutalkoholwerte richtig geil signiert hat. Weder zum Schlauchboot noch zum Autofahren wäre der Typ noch in der Lage gewesen…Hätte Dir gefallen, die Bilder sind aber wieder noch besser als die Realität, schau sie Dir unbedingt mal an.

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