THE RAVEONETTES, 10.02.2010, Manufaktur, Schorndorf

The Raveonettes

Foto: Steffen Schmid

Zum Thema „musikalische Frau-Mann-Duos“ wurde ja vom Obersovjet von der liebreizenden Chefin schon bei Handsome Furs eigentlich alles gesagt. Außer Wolfgang und Anneliese hat da ja niemand gefehlt, und aus dem Traumduett Schwarzer-Bushido wird ja vorerst mal nix. Bevor ich nun also aus einem Zwang zur originellen Einleitung heraus auch nur minimalst in die Nähe von Mario Barth Fahr(brack)wasser geraten sollte (lies: Altherrenwitz), lass ich ’nen verzwungenen Mann-Frau Einstieg lieber weg.

The Raveonettes holen ihr im Dezember abgesagtes Konzert heute Abend nach und legen gleich mal einen Auftritt hin, der in meiner Jahresendliste bestimmt ganz vorne stehen wird. Bin mal wieder extrem ahnungslos hier und kenne eigentlich nur Last Dance von diversen The Tights-Abenden. Erwartungshaltung also eher Richtung reinem Pop verschoben. Mit den Zutaten psychedelischen Noisegitarren und Velvet Underground-artigen Rhythmen hab ich nicht gerechnet.
Umso mehr begeistert mich was ich da geboten bekomme. Die Beiden haben einen Bassisten und einen Schlagzeuger dabei, was live selten ein Fehler ist, und ziehen eine Soundwand hoch, die geprägt ist von lauten, psychedelischen Fuzzgitarren und manchmal verzerrten Bässen, die oft im Gegensatz stehen zu dem unaufgeregtem, zweistimmigen Gesang von Sune Rose Wagner und Sharin Foo. Während also die instrumentale Seite gerne sich mal soundtechnisch an Bands wie Sonic Youth oder sogar The Black Rebel Motorcycle Club annähert, bringt der Gesang wunderbare Popmelodien in ihre Musik. Anvelvetisierter Shoegazepop oder so was, keine Ahnung, es klingt einfach nur saugeil.
Wirklich herausragende Songs, nicht die Spur langweilig, da ab und an auch sehr langsame Stücke, die schön verstörend auch auf den Twin Peaks Soundtrack gepasst hätten, sich abwechseln mit schnelleren Tracks und Midtempostücken wie z.B. Aly, Walk With Me. Letztere gefallen mir am besten, aber ich red hier von Nuancen. Jeder Song ist ein Volltreffer und berührt mich auf eine positive Art und Weise, wie es eben nur Musik in ihren besten Momenten kann.

The Raveonettes

Foto: Steffen Schmid

Die Zuschauer in der gut gefüllten Manufaktur quittieren dies auch mit zunehmender Begeisterung. Nichts schaden tut bestimmt auch das Aussehen von Sharin Foo, die, so bekomme ich zugeflüstert, mal an Kate Moss, mal an Sophie Ellis-Bextor erinnern soll. Mag sein, bin allerdings viel zu sehr von der Musik gefesselt, als mich damit befassen zu können. Viele Zuschauer wohl aber nicht, denn selten wurde jemand während eines Konzerts so oft abfotografiert und gefilmt wie die gute Dame.
Für ein paar Stücke wechselt sie übrigens mit dem Schlagzeuger die Instrumente und trommelt anstatt Gitarre zu spielen.

Nach einer Stunde ca. ist das reguläre Set um, aber die drei Zugaben Last Dance, Attack Of The Ghostriders und That Great Love Sound runden dieses fantastische Konzert noch mal ab. Killer!

Nachtrag: am Merchandise kaufe ich mir bei Sharin Foo noch paar CDs und geb ihr unseren Flyer mit, und ja, aus nächster Nähe so…also ganz objektiv und 100% unchauvinistisch…eine ganz prächtige Schönheit!

9 Gedanken zu „THE RAVEONETTES, 10.02.2010, Manufaktur, Schorndorf

  • 11. Februar 2010 um 01:15 Uhr
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    Sehr schön!!

    Als Electroniker muss ich mich allerdings entblößen und fragen: was sind Fuzzgitarren?

  • 11. Februar 2010 um 01:31 Uhr
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    Ui, na das ging aber schnell!

    Hm, mir düngt, als habe ich da ein gutes Konzert verpasst… Wär ich nur hin.

  • 11. Februar 2010 um 09:13 Uhr
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    Ich fühl mich heute Früh so anvelvetisiert.

  • 11. Februar 2010 um 10:27 Uhr
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    @setzer: me too, hab ’ne lange Unterhose an.

  • 11. Februar 2010 um 11:10 Uhr
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    Hey Setz, was los? Senile Bettflucht?

    Zum Konzert: Definitiv ganz weit vorne in meiner TOP10-Konzertliste 2010!

  • 11. Februar 2010 um 13:43 Uhr
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    Schöner Bericht und schöne Bilder.
    Ich konnte mich damals auch sehr für die „Chain Gang of Love“ begeistern. Vielen Dank Lino und Schmoudi, vielen Dank Charlotte Roche.

  • 11. Februar 2010 um 16:29 Uhr
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    Oh man, da hab ich wohl ein sehr geiles Konzert verpasst :(
    Ich sag nur scheiss Schnee!!!

  • 12. Februar 2010 um 08:51 Uhr
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    Die Karrieren von Kate Mosh und Sophie H-P Bextor wären mit den Oberarmen von der Foo wohl eher unspektakulärer verlaufen. Die muss sie sich beim Fuzz-Gitarre (Bertram) spielen geholt haben.

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