FREIBoiTER, 26.12.2009, Beat!Club, Stuttgart

Freiboiter Abschiedskonzert

Foto: Steffen Schmid

Also auf zur letzten Schlacht der Freiboiter im Beat!Club. Nie wieder Frontmann Korbi, der wie ein Irrer über die Bühne springt, sich das Mikrokabel zig Mal um den Arm wickelt, und brüllt und kickt, was das Zeug hält. Nie mehr blaue Flecke und Prellungen im Schubskreis zu den Streetpunk-Hymnen der stadtbekannten Unruhestifter. Also werde ich das letzte Mal umso mehr genießen. Eins vorneweg: Der Konzertbericht wird nicht mal ansatzweise objektiv. Erstens weil Streetpunk für mich eine Herzensangelegenheit ist und zweitens, weil ich die Freiboiter schon ziemlich lange kenne und schätze, Weilimdorf Posse sozusagen. Ach ja, und drittens weil man für einen objektiven Bericht ein Konzert wohl nüchtern besuchen sollte. Ist ja jedem seine eigene Sache, aber bei mir funktioniert Streetpunk mit dem ein oder anderen Bier einfach besonders gut.

Der Beat!Club ist brechend voll. Viele Leute sind gekommen, um den Freiboitern die letzte Ehre zu erweisen. Buntgemischt wie so oft bei Konzerten der Stuttgarter. Bevor Korbi und seine Mannen ein letztes Mal die Bühne betreten und den Moshpit anheizen, wärmt die Vorband Wasted Youth mit ihrer Mischung aus Hardcore und Streetpunk das Publikum auf. Die Stimmung ist noch recht verhalten, obwohl die Band sich Mühe gibt. Frontmann Wasted C. brüllt und shoutet was das Zeug hält und steht eigentlich das ganze Konzert nicht auf der Bühne, sondern davor, unten im Publikum. Platz genug ist da. Hilft alles nichts, die Leute warten auf die Freiboiter. So ist das nun mal als Vorband.

Gegen 23 Uhr geht’s dann los – das letzte Mal Freiboiter live. Es dauert ein oder zwei Songs bis das Publikum in Rempel- und Rüpellaune kommt, dann geht’s aber ab. Fäuste werden zu den Mitgröhl-Refrains in die Luft gestreckt oder kommen wahlweise auf einen zugeflogen, man bekommt die ersten Tritte verpasst und muss sich überlegen, ob man mitmischt oder das Feld räumt und einen ungefährlicheren Platz am Rand oder weiter hinten einnimmt. Ja gut, das letzte Mal, da will man sich natürlich nicht lumpen lassen. Also rein ins Getümmel und mal wieder Dampf ablassen. Die Band gibt alles, das Publikum nimmt‘s dankend an. Zu Hits wie „New York City Rock’n’Roll“, „We’re the boys“ oder natürlich „Antifascist Oi“ wird geschubst, gerempelt, geboxt und getreten. Klasse. Der Beat!Club rockt. Auch sehenswert und mir eine ganz besondere Freude: mein Neffe, der auf seinem ersten Punkrock-Konzert die Freuden des Pogotanzes für sich entdeckt. Schlägt sich wacker und räumt mit einem seligen Grinsen im Gesicht ordentlich ab. Ja gut, ist ja auch 1,98 Meter und nicht gerader der schmächtige Typ. „Scheiße, warum lösen die sich denn auf?“ ruft er mir in einer Verschnaufpause verärgert zu. Ja, wirklich schade. Dann geht’s auch schon wieder los. Die Freiboiter schmettern ihre Streetpunk-Hymnen und stacheln den Schubskreis weiter an. Hin und wieder sehe ich die Band vom Boden aus. Egal, die Schmerzen kommen ja erst morgen. Als ich eigentlich schon nicht mehr kann, treibt mich das Agnostic Front-Cover „Gotta go“ wieder auf die Tanzfläche. Alle anderen übrigens auch. Beim letzten Song entern die Fans die Bühne und lassen es gemeinsam mit Korbi, Micha, Heiko, Hans und Hahn nochmal richtig krachen. Ein Spitzenkonzert.

Freiboiter Abschiedskonzert

Foto: Steffen Schmid

Als die letzte Zugabe verhallt ist, kann ich endlich wieder durchatmen. Ja ja, man wird nicht jünger. Andererseits: Meinem Neffen geht’s auch nicht besser. Ha. Siehste mal. Und der ist auch noch Straight Edge. Das war sicher nicht sein letztes Punkrock-Konzert. „Geil“, sagt er. „Einfach nur geil“. Da hat er Recht.

Das war es, das letzte Konzert der Freiboiter. In Zukunft gibt’s „Antifascist Oi“ nur noch von CD. Nur Schubskreis ist schlecht machen daheim. Die Möbel, die Nachbarn und so. Dafür tut einem hinterher nicht alles weh.

Und als besonderes Schmankerl gibt es hier noch ein Interview mit den Freiboitern, das Autor Carsten ein paar Tage vor ihrem letzten Auftritt geführt hat.

Freiboiter

Freiboiter Backstage

Circle Pit

4 Gedanken zu „FREIBoiTER, 26.12.2009, Beat!Club, Stuttgart

  • 28. Dezember 2009 um 09:09 Uhr
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    was für eine Perle von einem Satz:
    „Schubskreis ist schlecht machen daheim“
    Da bin ich echt neidisch drauf;-)

  • 28. Dezember 2009 um 19:20 Uhr
    Permalink

    Schöner Bericht und tolle Bilder

  • 30. Dezember 2009 um 17:01 Uhr
    Permalink

    Warum hören Korbi und die Jungs eigentlich auf?
    Ich war bis jetzt zwar nur auf einem Konzert, und Punk ist nicht so mein Ding, aber spaßig war’s trotz allem…

  • 17. Januar 2010 um 22:34 Uhr
    Permalink

    Full concert is on my youtube page, first part is here
    https://www.youtube.com/watch?v=Ixc_wcmGvDc
    and then the second part is a video reply to first one, the third to second and so on… also, I made a video using the images I found on this site, pictures that were taken by Steffen Schmid, I hope there is no problem of using the picture he (or you, if you are reading this) took! I mentioned his/your name on the video description:
    https://www.youtube.com/watch?v=QKMixUOJzdY
    Cheers from Brazil to Germany, take care!

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