PORT O’BRIEN, FIRST AID KIT, 03.12.2009, Manufaktur, Schorndorf

Port O' Brian

Foto: Steffen Schmid

So langsam sollte ich mir doch endlich mal ein St. Pauli-Nachrichten Abo Karo-Flanellhemd zulegen. Hab den Eindruck, dass meine Konzertbesuche mit Musik, die man beim Waldroden hören kann, beständig zunehmen. Kann man machen, tragen ja mittlerweile selbst die Elektropopkids bei Little Boots Konzerten, und solange man nicht in J. Wolfskin Sachen rumlaufen muss…

Port O’Brien aus Alaska sind da. Der Bundesstaat war ja vor kurzem schon mal mit Portugal. The Man hier vertreten. Alaska, halluzinier ich, Musik, bei der man gerne auch mal an die Strandpiraten denken darf, an frisch gefälltes Holz, nasses Moos, herbe Männer und dampfende Biberscheiße, das ganze nordische Idyll eben.
Nordisch auch der Support, die entzückenden Schwedinnen von First Aid Kit. Darf man eigentlich entzückend schreiben, wenn eine der beiden Schwestern erst 16 ist? Heikel, heikel, man möchte ja nicht in irgendwelches Fritzlfahrwasser geraten. Aber man darf, da die Beiden auf jegliche Lolita-Sexiness dankenswerterweise verzichten, und einfach ihren unbedarften Charme und ihre wunderbaren Folksongs sprechen lassen. Tolle Stimmen haben sie, die meistens zweistimmig eingesetzt werden. Die Jüngere ist skurilerweise die weniger schüchterne. Einen Song widmet sie allen Hausfrauen im Publikum, vor einem anderen Song lobt sie den guten Geschmack der Manufakturbetreiber. Zuguterletzt steigen die Zwei noch ins Publikum hinab, und spielen von uns Zuschauern umringt  unplugged ein Fleet Foxes Cover. Hat irgendwas von Joan Baez für Nu-Folker. Sehr toller Auftritt!
Ach ja, der Vater sitzt übrigens am Mischpult.

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Foto: Steffen Schmid

Die Jungs von Port O’Brien, Gründungsmitglied Cambria fehlt aus familiären Gründen (Two Gallants Schlagzeuger Tyson Vogel ist Ersatz), sind auch nicht sehr weit vom Folk entfernt, allerdings verschoben Richtung Americana mit deutlichem Rockeinschlag. Aufgrund der Stimme des Sängers würde ich den Sound irgendwo zwischen Neil Young & Tom Petty goes Lemonheads verorten. Die Musik wird hier nicht neu erfunden, aber was für eine fantastische Liveband! Die haben einen Riesenspaß auf der Bühne und lassen das Publikum daran teilhaben. Jede Ansage zu einem Song ein Spektakel an Witz und Sympathie. Der Gitarrist und Keyboarder singt solo dem Mischer Sean ein eigens verfasstes Geburtstagsständchen vor, und bringt seine rudimentären Deutschkenntnisse gewinnbringend unters Volk. Basser und Schlagzeuger erfreuen sich an dem Running Gag, die Gitarrenstimmprozeduren mit einem einstudierten Break zu torpedieren.
Die Songs selbst werden mit aller Energie und Elan gespielt und überzeugen mit tollen, mehrstimmigen Gesangsharmonien, wobei anfangs eher die folkigeren Stücke gespielt werden, während gegen Ende des Sets die rockigen Gitarren zunehmen.
Aussehen tun sie übrigens genauso, wie ich es mir in meinem Alaskaklischee ausgemalt habe. Man kann sich gut vorstellen wie die Jungs auf einem Aleutenkutter abhängen oder mit bloßen Händen Lachse fangen. Die machen aber lieber Musik, und das ist auch sehr recht so.
Zum letzten Stück des regulären Sets werden noch Leute aus dem Publikum auf die Bühne gebeten. Sechs Mutige trauen sich und dürfen mit Stöcken, Bierflaschen und allem anderen die Band beim letzten Stück begleiten.
Zwei Zugaben gibt es, und ich hab mal wieder eine Band gesehen, von der ich keinen Song gekannt habe, aber die mich restlos überzeugt hat. Freu mich schon auf Vetiver am Dienstag, wieder hier in der Manufaktur, kenn ich wieder mal gar nix.

Und übrigens, wer weiß wie dieses Instrument heißt?

Port O’Brien

First Aid Kit

16 Gedanken zu „PORT O’BRIEN, FIRST AID KIT, 03.12.2009, Manufaktur, Schorndorf

  • 4. Dezember 2009 um 09:27 Uhr
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    Zitter. Also jetzt nicht aus Demut vor Deinem natürlich sehr unterhaltsamen Text. Zum Angeln nehme ich Dich übrigens nur mit, sobald Du Deine Drohung wahr machst und Dir das erwähnte Hemd zulegst. Gitarre spielst Du ja, vielleicht kommt dann die verspätete Karriere als Rockstar wie von selbst. Einfach mal beides zeitgleich machen, Gitarre spielen und Hemd tragen…
    Schön Dein von Titanic inspirierter Gag – wer außer mir hat es gesehen?
    Ach ja, mit „Zitter“ war das Instrument gemeint, sicher bin ich mir aber nicht, sieht irgendwie gepimpt aus, Zitter 2.0 ?

  • 4. Dezember 2009 um 13:15 Uhr
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    Also näxtes Jahr Urlaub in Alaska.
    Mit Lachsen abhängen und Aleutenkutter mit bloßen Händen fangen.

  • 4. Dezember 2009 um 17:36 Uhr
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    Text wieder mal in Ordnung :-)

    …nur warum wird denn zur Zeit eigentlich immer über J.Wolfskin gelästert? Ich trag die Jacken schon seit 15 Jahren und es hat mir auf diversen Festivals, die Land unter waren, gute Dienste erwiesen. Ich war im Gegensatz zu vielen anderen bei Dauerregen nicht nass :-) …Warum ist es nicht das gleiche bei Northface, Mammut, Vaude usw. die genauso als Outdoorjacken getragen werden? Nicht alles was teuer ist ist gut. Bei diesen Klamottten stimmt es aber ausnahmseise :-) Muss ich mir jetzt neue Jacken kaufen nur weil jeder irgednwie meinte er müsse Jack Wolfskin kaufen. Is ja mit Chucks das gleiche wir hatten die vor 20 Jahren an. Soll ich sie jetzt nicht mehr anziehen nur weil sie heute jeder Technofreak auch an hat?

    Herr Lino mit diesem beiläufigen Kommentar, Note 6…bitte setzten ;-))

  • 4. Dezember 2009 um 18:36 Uhr
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    @Chris: geb dir Recht, war jetzt nicht Wolfskin bezogen gedacht, sondern auf alle Outdoor-Marken. Hab Geographie studiert, und da sind 90 % der Leute immer so rumgelaufen als kämen sie gerade von ner Spitzbergen-Expedition zurück. Hab da ne Allergie drauf entwickelt.
    Gibt aber natürlich auch extrem dufte Typen, die in diesen Kleider stecken!!:-)

  • 4. Dezember 2009 um 18:40 Uhr
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    Lino, ich bin auf Deiner Seite. Auch ich lehne Wolfskin-Klamotten und insbesondere die Wolfskinklamottenläden ab wie sonst fast nix. Allein der Anblick des dämlichen Namens und des Logos (bei einer deutschen Marke wenn ich es recht weiß), da krieg ich schon Aggressionen, und dann noch die Kundschaft in den Läden, die sich gerade wieder eindeckt für den nächsten Trip in die gnadenlose Natur – nur zu überleben, wenn wirklich alles von den Socken bis zur Kopfbedeckung von Firma Wolfskin kommt – drei Mal ausgespuckt!

  • 4. Dezember 2009 um 18:43 Uhr
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    Jetzt geb ich Dir Rückendeckung und Du ruderst Vollgas ans rettende Ufer zurück, rein in Deine Wolfskin-Klamotten, wie?
    Zeig mal Rückgrat!

  • 4. Dezember 2009 um 18:44 Uhr
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    @Lino: puhh gerade noch die Kurve gekriegt ;-) …aber ok ich verstehe das, gegen ne Allergie kann man nix machen…oder doch ??? :-)

  • 4. Dezember 2009 um 18:52 Uhr
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    @Chris: hätte ich Architektur studiert, würde ich nie mehr Rollkragenpullis tragen wollen…oh Gott, jetzt kommt gleich ein Architektenkommentar;-)
    @Tox: ging mir tatsächlich nicht um Wolfskin, sondern um Outdoor. Hab ehrlich keine Ahnung was da die Unterschiede sind zwischen den Marken. Ich trag ja nur Sachen von Ed Hardy.

  • 4. Dezember 2009 um 19:01 Uhr
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    Ed Hardy? Hätte ich jetzt eher bei Toxic vermutet.

  • 4. Dezember 2009 um 19:01 Uhr
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    @Lino: Ob ich für Dich nochmal in die Bresche springe, jetzt da ich weiß, dass Dein Kleiderschrank aus Wolfskin UND Ed Hardy – Klamotten besteht, da bin ich mir nicht so sicher.

  • 4. Dezember 2009 um 19:04 Uhr
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    @Toxic @Chris: Peace, wir sind kein Fashionblog;-) Aber der Tox trägt eher Thor Steinar!

  • 4. Dezember 2009 um 19:08 Uhr
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    Verärgere mich nur, bei der nächsten Attacke Dritter auf Dich könntest Du es bitter bereuen, Linchen.

  • 4. Dezember 2009 um 19:17 Uhr
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    Übrigens ein wirklich toller Blog mit tollen Konzertberichten. Die tollen Fotos von Steffen nicht zu vergessen. Cheers

  • 8. Dezember 2009 um 23:08 Uhr
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    Ist das Intrument eine E-Harfe ?!

  • 9. Dezember 2009 um 18:48 Uhr
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    Hmm, du meinst so nen Gartenzaun zum Reingrabschen?
    Bin mir da nicht so sicher.

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