JEANS TEAM (Stuttgart Kaputtraven 8), 28.11.2009, Keller Klub, Stuttgart
Stullenheimer. So heißt die erste Überraschung in dieser Nacht. Ich stehe noch mit Interimsfotograf Michi an der Bar, als endlich ein Track aus der üblichen Pre-Show Beschallung (MGMT kommt nicht nur ein Mal) deutlich raussticht. Der Mobilfunktechnik zum Dank muss man ja heute nicht mehr den erniedrigenden Gang zum DJ antreten, um sich nach guter Musik zu erkundigen. Daher Fon gezückt, die Musikerkennung aktiviert, und – kein Treffer. Zwischenzeitlich hab’s aber auch ich mal geschnallt, das kommt ja gar nicht aus der (lahmen) Playlist, das ist live. Das Vorstellen der Band übernimmt auch die Technik, hinter dem gemischten Quartett steht auf der Leinwand: „Wir sind Stullenheimer“. Der treibende Elektrorock gefällt uns beiden auf Anhieb, und als die Sängerin dann loslegt, wird es noch besser. Sie singt richtig gut und kraftvoll, und das obwohl sie mit schäbigstem Discounter-Wasser ausgestattet wurde. Die Stimme klingt mindestens nach Evian oder Ensinger Gourmet. Zum Schluss wird es dann etwas ruhiger, völlig zu Recht gibt es ordentlich Applaus.
Nach dem Umbau dann Überraschung Nr. 2 – Jeans Team sind nur zu zweit. Ich sehe die Berliner zum dritten Mal, und ich bin mir sicher, dass da früher mehr Personal am Start war. Auch die Trademarks der Band (Jeans-Team-Leuchtreklame und Leuchtsterne – siehe Covergestaltung der Tonträger) fehlen und mir leuchtet (!)(ha,ha) ein, dass das kein klassisches Konzert der Band wird, eher so ein Club-Ding.
Als ich vor einigen Jahren zwischen dem Durchbruchalbum „Ding Dong“ und dem Mega-Hit „Das Zelt“ ein Konzert besuchte, waren da inklusive Bar-Leute ca. 15 Personen anwesend, extrem beschämend, wenn eine gute deutsche Band vorbeikommt. Nach dem Auftritt fühlte ich mich schuldig und hatte mit Frontmann Reimo ein Bier getrunken. Als ich mich stellvertretend für Stuttgart entschuldigen wollte, erklärte er mir, dass Jeans Team ja eher eine Band für Stadien wären, und es daher nur logisch sei, dass in die kleinen Klubs nichts los sei. Witzig.
Damals waren sie schon nicht mehr bei dem Berliner Indie Kittie-Yo sondern sind im Gegensatz zu Labelmates wie Peaches oder Gonzales nicht zum Fast-Major oder Major, sondern zum Indie Louisville Records gewechselt. Damit waren sie Patrick g.a.G. Wagner gefolgt, einem der Macher von Kitty-Yo und Frontmann von Surrogat. „G.a.G.“ steht übrigens für „Größer als Gott“ – gesundes Selbstvertrauen muss haben, wer Lennons „Bigger Than Jesus“ aussticht. Ok, genug Trivia, weiter mit Jeans Party Team.
„Faul“ ist das erste Stück, und wie alle folgenden sind es tanzbarere Varianten als auf dem Tonträger. Weiter geht’s mit dem im Original sehr an Kraftwerk angelehnten „Oh Bauer“, überhaupt die deutschen Ahnen von Jeans Team schimmern überall durch, natürlich auch DAF und andere New-Wave Bands mit deutschen Texten. Anfangs trommelt Reimo noch auf seinen E-Drums herum, mir kommt es aber so vor, als ob sich die Show zunehmend zum Semi-Playback entwickelt. Egal, macht trotzdem Spaß.
Er hält sich wiederholt eine Bierflasche an die Stirn und als er dann verrät, dass er die Glastüre zum Raucherbereich übersehen hat sehe ich das stattliche Horn. Wie wäre es mal mit Raubvogelsilouettensticker lieber Keller Klub?
Ich hatte ja gar nicht damit gerechnet, aber „Das Zelt“ kommt tatsächlich, auch in bereits erwähntem Gewand und wird sehr überzeugend dargeboten.
Es folgen dann sogar noch zwei unfertige neue Nummern, die mit einem Schuss Humor gespielt werden..
Mega-Hit „Keine Melodien“ in der 2009er Version (siehe Myspace) ist das letzte Stück, 4 3 2 1 – aus.
Jeans Team
Stullenheimer
Der Drummer ist bei Jeans Team schon vor einer Weile ausgestiegen. Als sie vor über zwei Jahren im Tonstudio gespielt haben waren sie auch schon zu zweit (keine Ahnung, wo sich der Gitarrist immer rumtreibt). Machen aber auch so viel Spaß.
„Der Gitarrist“, also Henning, ist nicht mehr bei Jeans Team. Er spielt jetzt in Jochen Distelmeyer’s Band Gitarre. Jeans Team gibt es nur noch zu zweit! Und mit gefällt das.