SUNN O))), 22.10.2009, Manufaktur, Schorndorf
„Two friends who are geeks about music that love playing at ridiculously loud volumes and trying to create the ultimate heavy riffs.“ So beschreibt sich die kalifornische Extremband Sunn O))) (gesprochen „Sun“), die ihren außergewöhnlichen Namen vom gleichlautenden Amp-Hersteller entliehen hat, in einem Interview aus dem Jahre 2009 selbst. Der Core der Band besteht aus Stephen O’Malley und Greg Anderson. Die beiden haben mit „Monoliths & Dimensions“ nach 2-jähriger Arbeit bereits das siebte Album auf dem bandeigenen Label unter der laufenden Nummer „Sunn100“ veröffentlicht.
Jawohl, nicht nur Band und die auf der Bühne zahlreich vertretenen Amps, auch die Veröffentlichungen illustrer Heavy-Akts (auch Dave Grohl ist im Katalog vertreten) tragen den großen Namen.
Die Show beginnt mit rund 20 Minuten buddhistischen Mönchsgesängen(Ooooooiiiii….Oooooooiiiii….Oooooiiii….) und Nebel. Viel Nebel. Wer die Band wegen dieser Sichtbehinderung nicht auf die Bühne kommen sieht, merkt trotzdem mit dem ersten Schwingen einer Saite sehr deutlich, dass es losgeht. Was für eine Gewalt! Die Innereien kommen heftig in Schwingung, wer es gewagt hat die Warnhinweise am Eingang zu ignorieren, und die kostenlos zur Verfügung gestellten Ohrenpfropfen nicht zum Einsatz bringt, der wird diese Nachlässigkeit wohl bitter bereuen, Tinnitus bis zum Exitus. Manowar – die lauteste Band der Welt? Pah, lächerliche Würmer, extremer als das hier ist schwer vorstellbar.
Die beiden Bandchefs an Gitarre und Bass tragen natürlich die bekannten Kutten mit Kapuze. Das wird noch zu deren Kiss-Ding, da bin ich mir sicher. Mir fällt auf, dass auch aus den Kutten regelmäßig Nebel quillt, wie das funktioniert erschließt sich nicht, ich vermute Schläuche oder Trockeneisfutter. Sieht interessant aus.
Es kommen noch zwei weitere Gestalten in Kutten auf die Bühne geschwebt. In der einen erkenne ich den Earth– (auch Southern Lord-) Organisten Steve Moore, der dieses Jahr auch schon im Schocken sein träges Können mit der vergleichsweise flotten eben erwähnten Band zum Besten gab.
Beim Vierten im Bunde handelt es sich um Sänger/Grunzer Attila Cshiar, der u.a. sonst bei der berühmt-berüchtigten norwegischen Blackmetalband Mayhem die Blutwurst-Brötchen verdient. Die Bandhistorie kann ich nur empfehlen.
Attila ist neben den Elementen Lärm, Licht (grün,rot,blau) und Nebel DER Bestandteil der Show. Was er da vor sich hin brummt, singt und flüstert ist selbstredend völlig unverständlich, jedoch nicht weniger beeindruckend. Selbst der Mönchsgesang vom Intro ist einmal ganz deutlich zu erkennen – kam das zu Beginn womöglich gar nicht vom CD- Player? – außerdem hört sich einiges „rückwärts“ an, man will gar nicht wissen, was da an subversiven Botschaften versteckt ist. Ich habe komischerweise nach der Show deutlich mehr vom üppigen Band-Merch mitgenommen, als eigentlich geplant war…
Im Laufe der Show zog er sich noch eine ziemlich verstörende Maske über das Gesicht und entwickelte sich hin zum Baum mit original Krähenvogel im Geäst. Auch als Christbaum soll er am Schluss schon auf der Bühne gestanden haben, bei Mayhem als Bugs Bunny der Karotten im Publikum verteilt. Performance-Art mit Sinn für Humor – so kann man es also doch aushalten.
Zum Thema Sound lässt sich noch sagen, dass ohne Pause gespielt wird, und zwar mit 0-Beats-per-Hour. Kurz lugt eine Posaune aus dem Nebel, und aus der Les Paul werden ein, zwei Mal etwas beschleunigte Riffs rausgekitzelt. Man sieht bei den Gitarristen auch gelegentlich die Arme im Pete-Townshend-Style fliegen, allerdings in Zeitlupe.
Das hätte jetzt totaler Freestyle sein können, oder verschiedene Stücke nahtlos, man weiß es nicht. Um noch mal kurz auf das Thema Lautstärke und Schwingungen zu kommen; auf dem Weg zur Toilette sehe ich außerhalb des Saales einen Gast mit Filmkamera eine Wand mit Postern filmen. Beim genaueren Hinsehen muss ich feststellen, das eben nicht viel zu sehen war, da die Poster dermaßen in Schwingung geraten sind, dass nur ein Flimmern zu erkennen ist.
Beeindruckendes Erlebnis dank der Macherinnen und Macher der Manufaktur, die immer wieder die richtige Band zum richtigen Zeitpunkt im Programm haben. In Kürze auch wieder (The) Melvins (DIE Inspiration für Sunn O)))) die, wie wir erfahren haben, angefragt haben, ob sie wieder kommen dürfen. Nuff said – Hingehen!
Und weil gleich zwei gig-blogger über dieses wahnsinnige Erlebnis berichten wollen, gibt es hier die Eindrücke von bertramprimus.
gibt wohl nur noch 2 Fotografen auf der ganzen verdammten Welt, die das hätten fotografieren können. Sauber!!
Geile Anmerkung mit der Merch-Hypnose, Tox!
So sieht es aus mit den Fotos – wir hatten schon die Befürchtung, dass nur die Bilder von den Verstärkern in der Pause was werden. Das Bild mit dem quillenden Nebel aus der Kapuze ist besonders gut finde ich.
Still hypnotized.
abgefahren.