ORWELL, 02.10.2009, Kulturbühne, Saarbrücken

Orwell

Foto: Lino

Die größten Schnapsideen sind offiziell die besten, besonders wenn Lino dabei ist. „Wie weit fährt man denn bis Saarbrücken?“ frage ich Lino per E-Mail, denn ich messe Entfernungen ja eher emotional. Zweieinhalb Stunden klingt für mich aber sehr machbar. Über Twitter habe ich eben gesehen, dass die großartigen Orwell aus Nancy/Nordfrankreich bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken auftreten. „Le Génie Humain“, das wundervolle aktuelle Album von Orwell habe ich eben erst so richtig für mich entdeckt, in Saarbrücken waren wir noch nie, und die Vorstellung dass es in Saarbrücken in Wirklichkeit total toll ist, aber keiner weiß es, gefällt uns natürlich super. Auf der Hinfahrt hören wir ausschließlich Orwell. Lino findet es sehr verrückt, dass ich „Tout Entier“ sieben mal hintereinander hören möchte, das letzte Mal, dass er ein Lied so gut fand, dass er es zweimal hinereinander hören wollte, sei „als Kind“ gewesen. Ganz kurz überlegen wir, durchzufahren bis Paris (200 Kilometer), aber was wollen wir in Paris? Wir wollen Orwell sehen.

Endlich in Saarbrücken, staunen wir über pittoreske Konditoreiauslagen und verrückte Neon-Reklame, ich schaffe vor Aufregung nicht mal mein Weckle zu essen und vergesse zwischendurch mehrfach, dass wir ja gar nicht in Frankreich sind. Dank Lino (Dipl. Geograf) finden wir verhältnismäßig schnell die Kulturbühne und kommen pünktlich genug, um Jérôme Didelot von Orwell vor der Show nochmal schnell zu zuwinken. Quasi im Vorprogramm tritt zu meinem großen Entzücken der bezaubernde deutsch-französische Humorist Alfons auf, wir müssen sehr lachen und beglückwünschen uns zum wiederholten Male dafür, was für eine gute Idee es war, herzukommen.

Dann treten endlich Orwell auf, und wir sind vom ersten bis zum letzten Stück fasziniert und gerührt und verzaubert. Das Set fängt an mit einer halb-akustischen Coverversion von „Heroes“ von David Bowie (auf Deutsch). Es folgt (ab jetzt in voller Besetzung) „Tout Entier“, wie wunderschön. Für Orwell ist vom Veranstalter etwa eine Stunde vorgesehen, das reicht für einige Stücke von „Le Génie Humain“, ältere Stücke und ganz neue Lieder. Orwell klingen live genauso großartig wie auf Platte. Zart, fröhlich, poppig, mühelos, melancholisch, brillant. Der Vergleich zu den wunderbaren Heavy Blinkers aus Halifax/Kanada liegt nahe, und ergibt auch Sinn, denn beide Gruppen sind durch musikalische Kollaborationen und in Freundschaft verbunden.

Unser gelungener Spätnachmittag mündet in einen sehr herzlichen Abend. Unsere neue Freundin Henriette, wie alle Saarbrücker unfassbar nett und fließend französisch sprechend, lotst uns und Orwell in ihr Lokal Kulturcafé, und wir unterhalten uns noch sehr lange mit Jérôme (auf Englisch) und dem Rest von Orwell (mein rudimentäres Basis-Französisch ist natürlich lachhaft, aber immerhin) und versprechen uns gegenseitig, einen Orwell-Gig in Stuttgart klarzumachen, was wir auch machen. Hand drauf.

English Version

15 Gedanken zu „ORWELL, 02.10.2009, Kulturbühne, Saarbrücken

  • 3. Oktober 2009 um 15:46 Uhr
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    toll Cathrin, den Tag in Saar-Florenz kann ich jetzt komplett aus meiner Erinnerung streichen, kanns ja jetzt immer hier nachlesen:-)

    Saarbrücken is not a place. Saarbrücken is a state of mind.

  • 4. Oktober 2009 um 17:34 Uhr
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    Die Band finde ich gar nicht bei myspace. Wahrscheinlich gibt’s die gar nicht und ihr seid aus B. gar nicht rausgekommen. Aber trotzdem ein schöner Bericht, da wird’s einem richtig warm um’s Herz. Ach seufz … Saarbrücken …

    Aaahhhhhhh, bei youtube gibt’s was.

  • 4. Oktober 2009 um 18:11 Uhr
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    Mann Michi, äh, Godzilla, myspace ist im Text verlinkt.

  • 4. Oktober 2009 um 18:20 Uhr
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    Ach deswegen ist da immer ein gelber Kasten.
    Huch, wenn man mit der Maus drauft kommt, dann wird der Mauszeiger zur Hand! Voll chefmäßig, echt jetzt!

  • 4. Oktober 2009 um 18:21 Uhr
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    @Godzilla: läuft gut mit den Webseitenprogrammieren gell? Und jetzt könnt ihr sogar auch mal links testen.

  • 5. Oktober 2009 um 09:18 Uhr
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    hey cathrin, siebenmal hintereinander den gleichen track, das gibt 100 credits für dich weil: nur für diesen zweck ist musik überhaupt erst erfunden worden. alles andere ist ein ziemlich respekt- und liebloser, barbaren- oder wikingerartiger umgang mit der schöpfung.

  • 5. Oktober 2009 um 09:40 Uhr
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    also ich könnte „tout entier“ auch locker 150 mal hintereinander hören, vor lino wars mir aber dann peinlich.

  • 5. Oktober 2009 um 10:20 Uhr
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    Lino, Du kannst draufklicken.

  • 5. Oktober 2009 um 10:50 Uhr
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    note to myself: Image als schwuler Nichtsnutz nicht optimal.

  • 5. Oktober 2009 um 11:02 Uhr
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    Jetzt ist es raus!!!

    Das mit dem Nichtsnutz wussten wir ja schon.

  • 5. Oktober 2009 um 11:05 Uhr
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    willste echt nicht zusammen mit mir nach KA fahren? Nur wir Beide, ganz allein…drinking some Bailey’s

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