GUSGUS, 28.09.2009, Backstage, München

GusGus

Foto: Steffen Schmid

„Ausgerechnet nach München“, grüble ich, nachdem ich die Tage gnadenlos durch den Twitter-Heterotest gefallen bin. Virtuelle gayishness also am Hacken, die sich umso fester verbeisst je krampfhafter ich versuche davon loszukommen. Dermaßen sexuell verunsichert geht’s auf das Konzert einer meiner absoluten Lieblingsliveacts GusGus. Nicht ganz hilfreich ist die Erinnerung des letzten Konzertes, als ein mit lackierten Zehennägeln netzbestrumpfter Fuß aus der Herrenhose des Keyboarders rausragte.
Genug davon, vor zehn Jahren gab’s die erste Begegnung, seitdem noch zwei weitere, und jedesmal war es eine Überraschung, was die Bühnenperformance angeht, eine Bank hingegen was die Qualität der Musik betrifft, trotz aller wechselnden Besetzungen (Emiliana Torrini spielte auch mal mit).

Im Backstage findet der Auftakt der „komm tanz mit mir“ Tour statt. Erstes Konzert ist ja immer so ’ne ambivalente Geschichte. Nochnichteingespieltsein vs. GeilendlichwiederaufderBühne; kürzlich bei Sophia und The Freeks war ja letzteres dominant … heute auch!
Schlicht geht es zu im Vergleich zum vorigen Mal. Keine extravagant gekleidete Sängerin und glamouröse Backgrundsängerinnen, sondern Daniel Agust am Gesang und Tanz, Biggi Veira und President Bongo an den Synthies, Keys, Samples etc. Letzterer im übrigen ist schwer wiederzuerkennen, da die langen Haare und der Vollbart ab sind.
Musikalisch begeistert es mich natürlich wieder wie immer. Im Gegensatz zu reinem Pop funktioniert elektronische Dance-Musik live, wie schon bertramprimus in seinem Underworld Artikel erzählt hat, am besten über lange Songs, wenn sie es schafft dich in einen hypnotischen Bann zu ziehen und bis zur ekstatischen Explosion gesteigert wird (Einschub: oh Gott, hört sich das wieder unhetero an?? …hmm… „Einschub“, auch kein schönes Wort…). GusGus sind wahre Meister darin. Beinahe unerträgliche Spannungen bauen sie auf und entlassen einen dann schlagartig in Glücksmomente…*Worte ring*…fantastisch! Im Laufe der Zeit haben sie auch einen unverwechselbaren Sound ausgeprägt, der hauptsächlich aus der  Mischung von recht souligen Vocals mit ziemlich schmutzigen, filtrigen Analogsynthisesounds bestimmt ist.
Der erste Teil des Sets besteht vorwiegend aus Tracks des tollen neuen „24/7“-Albums wie der Single „Add this song to your heart“. Zu „Take Me Baby“ von Jimi Tenor kann man fast schon den Mussolini tanzen. Der Uralthit „Ladyshave“ kommt in aktualisiertem Gewand und passt so bestens zum Set.
Um Toxic und mich mal tanzähnliche Bewegungen vollführen zu sehen, muss die Musik wirklich knallen wie Sau, und das tut sie, yes sir. Der Rest des Publikums (paar Dirndls gibt’s auch zu sehen) tanzt natürlich auch ausgelassen zu Hits wie „High On Love“. Daniel Agust ist übrigens nicht nur ein fantastischer Sänger, sondern auch ein begnadeter Vortänzer und Poser vor dem Herrn. Alles supersuper!
Mit Musik, die einem isländische Landschaften ins Gehirn malt hat das hier nix zu tun. Das ist fettester urbaner Elektrosound.
Als Zugabe, die wirklich gefordert werden muss und von der sich GusGus sichtlich gerührt zeigen, gibt’s natürlich das Übersynthieriff (könnte auch von Little Boots sein) von „David“ zu hören. Mehr braucht man nicht, um glücklich zu sein.
Die Textzeile „I wanna make you happy, cause I like you a lot“ kann das alles nicht treffender beschreiben.

18 Gedanken zu „GUSGUS, 28.09.2009, Backstage, München

  • 29. September 2009 um 21:38 Uhr
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    Sauber! Toll geschrieben Lini. hab ich schon mal erwähnt wie froh ich bin dass ich dank Dir nie mehr ins Nightlife raus muss? Grazie 1000 Nein im Ernst gefällt mir wieder super.

  • 29. September 2009 um 21:49 Uhr
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    @Cat: ja genau!
    thx!
    die Fotos, Mann, die Fotos! Lob einer die super Fotos!!

  • 29. September 2009 um 21:56 Uhr
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    Nur der Vollständigkeit halber: Daniel Agust hat sich während des Konzerts gefühlte 100 x den Kamm vom Ex-Wikinger (President Bongo) ausgeliehen und sich die pomadisierten Haare gekämmt.
    „He’s a Dapper Dan guy!“ Na, welcher Film?

  • 29. September 2009 um 21:56 Uhr
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    Never, Alter, könnte das Riff von David auch von Little Boots sein, von sowas träumt die Dame nicht mal…ansonsten, waren sie cool angezogen??

  • 29. September 2009 um 22:02 Uhr
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    @Walter, nur das Synthieriff, glaub mir’s einfach! Nicht der Song, ganz andere Baustelle. Ich wähl meine Vergleiche schon wohlbedacht.
    @Schmoudi: ??

  • 29. September 2009 um 22:10 Uhr
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    @Schmoudi: keine Ahnung, echt nicht.

    @Cathrin: hab doch vorhin erst was über „born for the nightlife“ gelesen. So langsam glaub ich’s von wegen 2 Parallelwelten…

  • 29. September 2009 um 22:34 Uhr
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    kann man hier videos posten??? ach, ich versuche es einfach mal…

  • 29. September 2009 um 23:19 Uhr
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    @Lino: nach Deinem Bericht bläht es mich natürlich doppelt, nicht dabei gewesen zu sein gekonnt zu haben – auch und v.a. wg. den tanzähnlichen Bewegungen.

  • 29. September 2009 um 23:22 Uhr
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    Die Fotos sind der HAMMER!

    Der Text straft meine Absage zu einer leichtfertigen und unbedachten Handlung negativen Ausgangs.

  • 29. September 2009 um 23:22 Uhr
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    @ alle blog-Initiatoren und -Schreiber: jetzt habt ihr auch den letzten überaus webkritischen Anachronisten eingesackt; sehr sehr saubere Sache dieser blog!

  • 29. September 2009 um 23:27 Uhr
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    @bertramprimus: dann sind wir ja patt mit Samstag:-)

    @gert: DANKE! Musikalisch haste was verpasst, meine Moves sind eher für’n A…aber heute mittag gab es bei der Arbeit ’ne Breakdance-Performance.
    …nicht von mir natürlich…

  • 29. September 2009 um 23:41 Uhr
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    boahh…Lino twittert und hat ein Handy und Gert bloggggt!!!!! Wir sind jetzt bei Stunde null, alles ist nun möglich !!! :-)
    Bilder sind wirklich endgeil… und cool geschrieben…bitte noch mehr Berichte mit Musik wo keine Gitarren drin sind :-)

  • 30. September 2009 um 07:12 Uhr
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    @Steffen: Schon bevor ich die Kommentare gelesen habe ist mir aufgefallen, dass die Bilder verdammt gut geworden sind. Du bist nicht mehr weit weg von Futurama, wo ja die Bilder im TV eine bessere Auflösung haben als die Wirklichkeit.
    Der Schmoudi – 1000 Jahre Vorsprung!

  • 30. September 2009 um 13:47 Uhr
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    @Schmoudi: Oh Brother, where art thou..?
    Hm… immer wenn ich da dran denke, kommen automatisch die Soggy Bottom Boys in mein Hirn gerannt ;)

  • 30. September 2009 um 14:45 Uhr
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    Ha, wenn das einer weiß, dann der Marty! Sauber, sauber.

    Notieren: Soggy Bottom Boys für den Blog…

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