C.J. RAMONE feat. BRANT BJORK & DANIEL REY, 23.08.2009, 1210, Stuttgart
One, Two, Three, Four…bestimmt unter den Top 3 der unoriginellen Anfängen für Ramones-Artikel (die anderen 2 dürften „Hey Ho, Let’s Go“ und „Gabba Gabba Hey“ sein) dürfte ich da gefischt haben. Ich dürfte eine der am wenigsten geeigneten Personen sein, um irgendwas über einen Abend zu schreiben, in dem Ramones-Songs zum Besten gegeben werden. Mit Punkrock und Punk konnte ich noch nie was anfangen, und die Ramones hab ich zu Abizeiten gehasst wie noch was. Bin eigentlich nur hier, da der Name Brant Bjork mich hergelockt hat. Seit er drei hervorragende Konzerte innerhalb der letzten zwei Jahre in Stuttgart gegeben hat, bin ich ihm ergeben. Heute spielt er wie zu besten Kyuss-Zeiten Schlagzeug und sieht wie immer exzellent aus (ungefähr wie eine Mischung aus Tomas Milian, Kirk Hammet und einem leichten Che Guevara Touch).
Erste Überraschung des Abends: Der Sound ist super, was nach den brüllend lauten Vorbands nicht zu erwarten war.
Zweite Überraschung: Die Musik gefällt mir! Irgendwie kenne ich doch mehr Lieder, als ich dachte (Blitzkrieg Bop, Sheena Is A Punkrocker, I Wanna Be Sedated) und es macht Spaß den kurzen, melodischen Punkrocksongs zuzuhören, bzw. dem gemischten Publikum beim Pogen zuzuschauen. Das 1210 ist gut gefüllt, allerdings nicht übervoll (wie z.B. wenn The Tights auflegen). Hätte gedacht, dass der Name Ramone noch mehr Leute anlocken würde. Aber so lässt es sich gut aushalten und der Schweiss hält sich in Grenzen.
Anfang 20 hab ich Progrock gehört, jetzt missfällt mir plötzlich Punkrock nicht. Mit 50 dürfte ich dann wohl Tokio Hotel und die Backstreet Boys hören. Mal abwarten…
Die Songs ähneln sich natürlich sehr, aber genauso gut könnte man dem Papst vorwerfen, dass er katholisch ist. One, two, three, four, 2 Minuten Punkrock. So läuft die Sache hier. Sehr kurzweilig das alles. ‚Nen kleinen Test wie weit die eigenen Humorgrenzen gehen, gibt’s bei der Ansage: „This one is dedicated to Michael Jackson – Glad To See You Go“. Tastes like cynism.
C.J. Ramone singt die meisten Lieder und sieht mal kurz unangenehm wie der Sänger der Bloodhound Gang aus, als seine Baseballkappe schief sitzt. 3 oder 4 Songs hingegen werden von Daniel Rey gesungen, der in keinster Weise unangenehm nach irgendjemandem in der Bloodhound Gang aussieht.
Die Zugaben werden natürlich mit „Hey Ho Let’s Go“ gefordert. Zwei Mal kommt die Band zurück auf die Bühne und beendet eine sehr unterhaltsame Stunde, in der Publikum und Band großen Spaß gehabt haben.
Sehr schöner Abend, aber zur Punkrockermutation hat’s noch nicht gereicht bei mir.
Hey Ho,
nein, hier kommt nicht der Weihnachtsmann, sondern derjenige, der einfach nicht verstehen kann, wie aus echtem Punk eine bizarre und lächerlich anmutende Modeerescheinung geworden ist. Junge Schnösel aus gutem Hause geschminkt und gestylt mit billigen Ketten aus traurigen Vorstadtboutiquen – elend und frustrierend. Gut: Echte Punks gabs bei dem Ramone auch noch, die aber waren steinalt und museumsreif. Auch nicht gerade ermunternd.
Hoffentlich hat jemand dem (englischen) Siffpunk mit den ca. 2 kg Metall im Gesicht etwas Kohle gespendet. Er reist CJ Ramone nach eigenen Angaben auf JEDES Konzert hinterher und brauchte noch Kohle für die Fahrt nach Augsburg.
Die Liebe scheint einseitig zu sein, nachdem im Tourbus vermutlich 80% der Sitze frei sind…
von mir hat er nix.
Stichwort: Hilfe zur Selbsthilfe!
Der Kauf von „Loco Live“ ließ die Ramones für mich immer als langweiligste Band der Welt im Gedächtnis zurück. Dass deren Stücke mehr zu bieten haben, haben die drei Herren gezeigt: schöner, knackiger Punkrock ohne die tödliche Überdosis speed. Genial. Noch mehr gefällt mir aber, dass die gemischte Besetzung die krampfhafte Umklammerung an irgendwelche Punkallüren völlig Überflüssig macht. Endlich.