LENNY KRAVITZ, 19.07.09, Neue Messe, Stuttgart
Das sieht schon besser aus heute Abend, wenn die Halle in der Neuen Messe Stuttgart voller ist als noch ein paar Tage vorher bei Grace Jones. Dennoch erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Lenny Kravitz ja schon im vergangenen Jahr auf der Jazzopen aufgespielt hat. Bei Veranstaltungen in Mehrzweckhallen ist die Kulinarik nur im Catering-Bereich der Künstler vom Feinsten. Aber hey: Das MUSS hier unbedingt positiv erwähnt werden. In der Neuen Messe gibt’s statt trockenen Käswecken Wok-Gemüse und Flammkuchen. So weit, so lecker.
Lenny Kravitz wird schwer bejubelt, als er auf die Bühne kommt, er spielt „Freedom Train“, und die Handys leuchten. Willkommen in der modernen Welt! Praktisch für Herrn Kravitz, dass die bekanntermaßen seit geraumer Zeit auch das Rauchen bei öffentlichen Veranstaltungen untersagt. Vor vier Jahren in Karlsruhe hat der Künstler darum gebeten, dass doch während seines Auftritts nicht geraucht wird. That’s Rock’n’Roll!
Eins vorweg: Es war nicht alles schlecht. Der Sound war satt. So satt, dass zu „Bring It On“ die kleinkarierten Hemdenträger in ihren Plastikstühlen auf der Tribüne mitwippen. „Alles klar?“ fragt ein gut gelaunter Lenny Kravitz auf deutsch. Und bei dem Schmachtbolzen „It Ain’t Over ‚Till It’s Over“ leuchtet die Bühne puffrot. Ansonsten ist das ganz schön hippiesk, was da passiert und aus den Boxen kommt. Bläser, Orgelgedöns und jede Menge Soli (Saxophon, Gitarre vom TingelTangel-Bob-Lookalike Craig Ross), die mal wieder beweisen, dass sie keiner braucht.
Bei „I Belong To You“ sieht man Fans in ihren Vierzigern Stehblues tanzen. Wenn Lenny seine Sonnenbrille abnimmt, kreischen die Fans. Sind ja alle wegen der Musik da. Die ist, nun ja, bis auf wenige Ausnahmen („Are You Gonna Go My Way“, „Always On The Run“), ziemlich belanglos. Da hilft’s auch nicht, dass Kravitz minutenlang das Publikum mit seiner Spiegelreflex fotografiert (angeblich kann man sich die Fan-Fotos dann auf Facebook angucken, sagt der Lenny. Muss man aber wahrscheinlich sein „Freund“ werden dazu). Nett aber, dass er „Billie Jean“ anstimmt und ein „We love you, Michael“ hinterherschickt. Der Herr hinter mir sagt: „Der hat Energie und Eier“. Aha. Zum Thema ein Textauszug:
„as long as I’m livin‘
I’ll be waitin‘
as long as I’m breathin‘
I’ll be there
whenever you call me
I’ll be waitin‘
whenever you need me
I’ll be there“
Und die Handys leuchten.
Mich interessiert bei Musik beinahe nur – äh – die Musik, nicht der Text. Ich habe immer dann Schwierigkeiten, wenn gute Texten und mäßige Musik miteinander einhergehen. Ich danke für den Textauszug. Er gibt mir Halt und Sicherheit ;-)
Wenn Musik und Text „mäßig“ sind, wird’s ganz heftig.
Det mein ich ja!
Hallo Anja,
lies mal auf Der Stuttgarter Zeitung Homepage die Kommentare der Stehblues Tänzer zur Konzertkritik.
Es ist gnadenlos niveaulos…
Hallo Michael,
oh ja, die Kommentare habe ich gelesen. Schlimm das. Aber es passt perfekt ins Bild.
Good Article!