FAITH NO MORE, 21.06.20009, Southside Festival, Neuhausen ob Eck

Faith No More

Foto: Steffen Schmid

Die Band betritt in der Besetzung, in der sie sich vor über 10 Jahren getrennt hat die Bühne. Als ich Mike Patton mit Stock auf die Bühne kommen sehe, ist mein erster Gedanke: Jemand hat zumindest versucht seinem öffentlichen Aufruf nachzukommen, und ihn bei einer eventuellen Reuinion von der Bühne zu schießen. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Worte, die im Zuge der Bandauflösung 1998 in einem TV-Interview aus seinem Mund kamen.
Nicht nur deshalb hätte ich NIE mit einer erneuten Tour gerechnet.

Das erste Lied hört auf den Namen „Reunited“ (angeblich von Peaches & Herb), und das Grinsen geht schon los. Man mag gar nicht glauben, dass die gemeinsame Tour (angeblich? hauptsächlich?) aus finanziellen Gründen auf die Beine gestellt wurde. Nach dem ruhigen Einstieg wird schnell klar, dass der im Gegensatz zur Restband überhaupt nicht gealterte Patton den Stützstock wohl nur aus symbolischen Gründen/zum Gag auf die Bühne brachte, denn er benötigte dieses Teil definitiv nicht. Ich ging noch davon aus, dass der Frontmann tatsächlich verletzt ist und nicht viel „gehen“ würde. Von wegen: Wie in den 90ern dreht er auf wie ein Irrer, raubtierhaft lauert er hinter den Monitoren brüllt, quietscht, schreit und sing alles in Grund und Boden, zum Teil mit technischen Hilfsmitteln, doch auch ohne ist seine Stimme noch immer einzigartig. Seine Klamotten waren schon besser, er trägt ein komisches Jackett mit passend komischer Zuhälter-Hose, später wird das Jackett abgelegt. In den 90ern ist er ja gerne mal in Müllbeuteln aufgetreten, was eine Hamburger Band Jahre später frech kopiert hat… Der Rest trägt farbige Anzüge, wenn ich mich recht erinnere.

Zu den Songs: Es wird aus allen Alben seit Pattons Einstieg ein gelungenes Best-Of gespielt, als Zugabe gibt es „We care a lot“ aus der Prä-Patton-Ära. Ich kenne natürlich jedes Lied und jeden Text, der Sound ist super, die Band wirkt nicht richtig locker aber jeder einzelne liefert sauber ab, finde ich. Vielleicht sind sie das regelmässige „Arbeiten“ im verregneten Europa nicht mehr gewöhnt. Es macht trotz dem bereits erwähnten Dreckswetter großen Spaß hier und jetzt dabeisein zu dürfen. Selbst eine Gruppe italienischer Fans vor mir, die mit Rucksäcken bewaffnet ein Moshpit bilden, kann mir das nicht vermiesen. Der Blick zur Bühne ist natürlich frei (haha, echt jetzt), doch selbst knallharte Stöße/Blöcke mit meinem Knie in die Nierengegend (hahaha, Knie nur leicht angewinkelt, die waren echt so klein) können die toughen Südeuropäer, die selbst bei ruhigen Nummern wie „Evidence“ das „Tanzen“ nicht bleiben lassen können, stoppen. Patton lebt übrigens meines Wissens in Italien…

Beim Publikum kommt „Ashes To Ashes“ vom letzten Album am besten an, würde ich sagen. Mein Favorit seit dem ersten Hören vor einer Ewigkeit: Das magische „Midlife Crisis“ – für mich eines der großen Wunder moderner Musik.

Nach 1,5 Stunden ist die Show vorbei, es fühlt sich an wie 15 Minuten, Patton bedankt sich artig für das Ausharren und wiederholt mehrfach, man solle doch in den Zelten ordentlich Wärme und Krankheiten austauschen.

Egal warum die Tour jetzt gemacht wurde, ich bin mir sicher, dass es tausenden von Fans große Freude bereitet hat. Geld ist bei Patton gut aufgehoben, da er es mit Sicherheit in sein Label stecken wird. Heimat übrigens auch von deutschen Bands wie Bohren & Der Club of Gore (nach eigener Auskunft Liebingsband von Greg Werckman – 2. Kopf des Labels) oder Mouse on Mars.
Die Guano Apes dürfen es schwer haben einen Vertrag zu bekommen. Das war jetzt nur für Kenner.

Ein Gedanke zu „FAITH NO MORE, 21.06.20009, Southside Festival, Neuhausen ob Eck

  • 10. August 2009 um 19:12 Uhr
    Permalink

    Habe Patton im letzen jahr mit Peeping Tom in München gesehen.
    Alle 150 Zuschauer waren begeistert…schade eigendlich so müste sich FNM heute anhöhren…
    aber vielleicht kommt das ja in diesem Jahr noch ..bin gespannt auf ein neues Album…und natürlich als alter Fan werde ich mir auch diese Tour ansehen (erfurt Hiefild Fastival)

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