DAS BIERBEBEN, T.RAUMSCHMIERE, 16.05.2009, Wagenhallen, Stuttgart

T.Raumschmiere

Foto: Steffen Schmid

Subtil wohnte heute abend woanders. Definitiv nicht in den Wagenhallen, wo Das Bierbeben und T.Raumschmiere das Blatt „Stumpf ist Trumpf“, jeder auf seine eigene Art, gekonnt auszuspielen vermochten.

Die Hamburger von „Das Bierbeben“ machen den Anfang mit ihrem gerne mal auf zwei Akkorden fußendem und durch kurze, prägnante Slogans charakterisiertem Electro-frühe NDW-Punk (oder so ähnlich). Das hätte mir einer in meiner Progrock-Hochphase vor 15 Jahren sagen sollen, dass mir solch extrem simple Musik gefallen könnte. Aber es gefällt mir. Die Songs haben Dynamik und durch ihre repetierende, rhythmische Art sind sie auch gut tanzbar. Bekanntestes Gesicht ist der Tocotronicer Jan Müller, der erschreckend jung und gut aussieht. Männliches Indie-Sexsymbol also, und wie die hicksende Oberchefin Anja bestätigt, quasi der Schmoudi Hamburgs.

Gitarrist und Schlagzeuger wechseln sich ab und zu an den Instrumenten ab, während Sängerin Julia Wilton bei einigen Songs auch das Keyboard bedient (Jan Müller aber auch…kompliziert das alles). Die Dame gehört performancetechnisch und stimmlich eher zu den zurückhaltenden ihres Fachs, was ich aber durchaus zu schätzen weiß (kann allerdings auch an der Kombination knielanger Rock und Stiefeln liegen…da bin ich genetisch auf Wehrlosigkeit und Gutfinden programmiert). Kleine Diskussion gibt es noch, ob die scheue Art zu singen ein gelungener Kontrast zu der recht harten Musik mit den deutlichen Aussagen ist, oder doch eher eben nicht passt. Ich entscheide mich für gelungenen Kontrast.
Zugabe gibt’s auch. Schön, schön.

In der Umbaupause erschüttern Facts über deutsche Promis mein tiefstes Inneres, wodurch ich mich nicht mehr in der Lage sehe das Geschehen bei klarem Kopf weiter beschreiben zu können, weswegen ich an den eher noch kompetenteren bertramprimus übergebe.

T.Raumschmieres Alben sind mir zu Hause immer zu rumsig – na dann muss man das eben live ausprobieren, zusammen mit einer erquicklichen Anzahl Konzertbesuchern, die die Wagenhallen gut, aber nicht zu gut füllen.

Das Bierbeben

Foto: Steffen Schmid

Nach dem Auftritt der Vorgruppe „Das Bierbeben“ hoffe ich auf etwas mehr Druck. Hoffnung wird erfüllt: die Bühne dunkel, nur beflimmert von den Projektionen des VJs, bietet Marco Haas (Gesang, Keyboard, Sequenzer, Performance, „T.Raumschmiere“) und seine beiden Begleiter am Bass und Schlagzeug erst mal einen Electro-Punk-Song dar, gefolgt von noch einem mit dem typischen T.Raumschmiere-Shuffle-Beat und dem elektronischen T.Raumschmiere-Brummen. Hat Druck, macht Spaß, rumst erfrischend, aber ich ertappe mich bei dem frevlerischen Gedanken: Kommt da noch mehr?
Ja, kommt, und zwar ordentlich: Die Bässe werden stärker, der Sequenzer produziert tieftönende Soundwalzen, die sich von der Bühne in den Saal schieben… wäre das Instrumental nicht mit einem Mid-Tempo-Beat versehen, könnte man meinen, den elektronischen Schwipp-Schwager der Doom-Metal-Band Black Shape Of Nexus zu treffen – großartig. Großartig stumpf.
T.Raumschmiere präsentieren in ihrer hochenergetischen Art ihren schwer einzufassenden Mix aus Elektro-Punkrock und EBM-getriebenen Songs und Instrumentals, die in guten Momenten an Nine Inch Nails und Nitzer Ebb herankommen. Das „Duett“ – wenn man das so bei einer solch beatgesteuerten Musik nennen kann – mit der Bierbeben-Sängerin Julia Wilton und die Zugaben waren für mich die Höhepunkte des Konzerts: hart, treibend, geradeaus. So klingt für mich moderner EBM.
Live rumst es nicht minder als auf Platte, im Gegenteil, aber es macht deutlich mehr Spaß. Oder wie es Lino zum Ausdruck bringt: „Es hat Energie.“

Ein Satz noch zu den Projektionen: Die im freigestellten Hubschrauber waren super.

T. Raumschmiere


Das Bierbeben

9 Gedanken zu „DAS BIERBEBEN, T.RAUMSCHMIERE, 16.05.2009, Wagenhallen, Stuttgart

  • 17. Mai 2009 um 17:17 Uhr
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    „Hicksende Oberchefin Anja“ – herrlich. Und tolle Fotos wieder wow. Und willkommen an Bord Bertram (mit r). Ab wann kann ich Dir bei Twitter followen? L.O.V.E.
    PS: Vermisse obligatorisches Toxic-Zitat.
    Mehr PS: Welche erschütternden Facts über welche deutschen Promis?

  • 17. Mai 2009 um 17:34 Uhr
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    The Incredible Toxic ist zurzeit im Urlaub…

  • 17. Mai 2009 um 17:53 Uhr
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    mir gefällt ja die (unwahre!) Vorstellung von der Anja, als ständig leicht alkoholisierte Oberchefin hinter einem riesigen Mahagonischreibtisch, die Aufgaben an ihre männliche Belegschaft delegiert.

  • 17. Mai 2009 um 19:04 Uhr
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    Anja & schmoudi: spitzentexte und gigantisch gute fotos! RESPEKT! das macht ihr wirklich großartig!

  • 17. Mai 2009 um 19:55 Uhr
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    Diese (leider unwahre) Vorstellung gefällt mir auch sehr gut. Vielleicht klappt’s ja irgendwann mit dem Mahagonischreibtisch.

  • 18. Mai 2009 um 09:02 Uhr
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    ach, mahagoni wird total überbewertet… wer so nen tollen blog macht, braucht keinen mahagoni-schreibtisch. :) grüße an alle.

  • 19. Mai 2009 um 00:01 Uhr
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    hmmm..klappt das den wirklich mit dem kaputtraven???
    Wenn ja, dann bitte beim Wiederaufbau dringend mich konsultieren, hätte da ein paar formidable Vorschläge zur Hand!

  • 1. Juli 2009 um 23:23 Uhr
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    Mist, nur noch drittbeliebtester Artikel.

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