CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Alexander Ritz

Cannibal Corpse, mittlerweile uralt US-Death-Metal Band sehe ich heute zum ersten Mal seit ca. 1992 wieder in Stuttgart. Uff! Damals noch fast Newcomer, heute eine der dienstältesten, und erfolgreichsten DM-Gruppen überhaupt. Nie weg gewesen, konstant alle 2 Jahre eine neue LP, respektabel. Mein Interesse an DM, und Cannibal Corpse insbesondere, hat ca. 1994 deutlich nachgelassen, die Jahre davor war DM mein Punk/Hardcore. Zeitgleich ging „Grunge“ weltweit durch die Decke – von DM habe ich in diesem Zeitraum mehr mitgenommen, mehr dieses extreme Genre gehört, und bin zu mehr Shows gegangen. Good times! Alte wie junge DM-Heads werden derzeit bestens bedient – neulich Pestilence in der ROFA, heute CC, in Kürze Obituary im Uni. Diese Tourdaten gab es auch schon Anfang der 90er, herrlich.

CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Alexander Ritz

Cannibal Corpse kenne ich noch nicht mal mit dem „neuen“ Growler George „Corpsegrinder“ Fisher, (seit 1996). Das ist wie zu sagen, „Metallica – die haben doch jetzt den Basser von Suicidal!?“, nur noch uniformierter. Chris Barnes hieß der Growler zu meinen CC-Zeiten, der seither bei Six Feet Under nicht mehr so abgrundtief singt. CC waren damals zwar nicht meine Favoriten, gekauft habe ich mir nur eine EP (Hammer Smashed Face, 1993), die restlichen Alben schlummern im Kassetten-Archiv, keine Originale. CC hatten bei mir in erster Linie einen Komik-Faktor. Die Alben, die irgendjemand in der Metall-Clique auf CD rumgereicht hat, werden von total geschmacklosem Artwork begleitet, was mich damals wie heute amüsiert. Ich empfand diese Cover als wesentlich unaufregender als beispielsweise den Output von Carcass, die wir damals für Medizin-Studenten hielten, die tatsächlich mit Leichen hantieren. Am Rande habe noch mitbekommen, dass CC in Deutschland Probleme bekamen wegen des Schlachtszenen-Artworks und wegen der nicht minder brutalen Texte. Das Material wurde zum Teil gerichtlich verboten. Ein Millionenpublikum erreichte die Band mit einer Szene in einem Jim Carrey-Film (Ace Ventura). Hat mir sehr gut gefallen, damals wie heute.

CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Alexander Ritz

Viel fällt mir zu CC nicht mehr ein, außer, natürlich und ganz wichtig, die bereits erwähnte EP „Hammer Smashed Face“. Ich sage: Geniestreich! Die Szene aus dem Film unterlegt mit dem sehr guten, Titelstück, außerdem befindet sich darauf noch ein Sabbath-Cover, „Zero The Hero“. In meiner imaginären Liste der besten Covern, wären dieses immer, ohne Zweifel, immer unter den Top 2. Auch wenn ich heute heftigen Widerspruch auf meine Behauptung ernte, dass die CC-Version viel besser ist als das Original von Sabbath – nochmaliger Vergleich beseitigt jeden Zweifel, das Original geht im Schatten des Covers jämmerlich unter. Wer beim Suchmaschinen-Marktführer „Zero The Hero“ eingibt bekommt an erster Stelle vorgeschlagen „Cannibal Corpse“, an zweiter „Black Sabbath“. Nuff said. Genug uralter CC-Geschichten, viel spannendes ist nach kurzem Überfliegen der Wiki-Seite nicht mehr passiert, außer einem Auftritt bei South Park, was natürlich für die Band spricht.

CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Alexander Ritz

Die Show: Das erste Mal seit dem Ende des Zapata bin ich im Wizemann im großen Saal, seither war ich nur auf Konzerten im Nebenraum, der deutlich kleiner ist. Dieser wäre für heute zu klein gewesen, der Große stellt sich für CC als zu groß heraus. Würden alle aufrücken, wäre der Saal schätzungsweise nicht mal halb voll. Bei 35 € AK für drei Bands nicht ganz nachvollziehbar. Ich bin interessiert, ob „der Neue“ („Corpsegrinder“), von dem es angeblich unterhaltsames YouTube-Material gibt, so tief growlt wie sein Vorgänger. Gespielt wird vor einem Logo-Banner, welches sich vom ursprünglichen Logo unterscheidet. Wie ich heute lerne darf die Band wegen Copyright das alte nicht mehr verwenden.

CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

Foto: Alexander Ritz

Der Corpsegrinder klingt ganz ordentlich finde ich, aber nicht so tief wie Chris Barnes. Sound – ich bin da nicht so empfindlich, aber würde sagen, klingt ziemlich tight, da gibt es nichts zu motzen. Corpsegrinder liefert eine unspektakuläre Show. Ok, das Helikopter-Moshen – wenn er das jeden Abend der Tour in diesem Ausmaß bringt, ist das eine erwähnenswerte Leistung. Offenbar bezahlt er einen Preis – den Hals hat er sich weggedreht, kein Witz, ein Mensch ohne Hals, der an „Cousin Itt“ (Addams Family) erinnert, nur in groß. Wegen langer CC-Abstinenz erkenne ich erst zum Schluß hin, wo die alten Hits kommen müssen eine handvoll Stücke, das Material davor, hier einsehbar (danke Setlist.fm), ist mir gänzlich unbekannt. Durchwachsener Auftritt würde ich sagen. Teilweise gefallen mir die langsameren Stücke ziemlich gut, aber so richtig mitreisen tut es mich nicht. Nicht ganz unschuldig ist der überdimensionierte Raum. Von einer Killer-Show in der ROFA wird mir berichtet – kann ich mir gut vorstellen, dass das dort besser gezündet hätte. Hier geht leider viel verloren. Auch ein Pit, eigentlich ein normaler Bestandteil einer DM-Show, kommt nicht zustande. Corpsegrinder bringt noch einen Lacher, den ich akustisch nicht ganz versehe, irgendwas mit „I’m a heartbreaker“ – reicht eigentlich schon. Ich erkenne wie bereits erwähnt das alte Material „I cum blood“ (habe ich mir mit ca. 14 von einem Amerikaner erklären lassen was das genau bedeutet. Ich weiß heute noch wie ihm der Schweiß auf der Stirn stand), kenn ich und mag ich, ebenso „Stripped Raped and Strangled“. Zugabe „Hammer Smashed Face“ – siehe oben, von meiner geliebten EP, alles richtig gemacht, CC nicht so ganz, hier und heute zumindest. Hat mich nicht richtig überzeugt, gefreut trotzdem.

Cannibal Corpse

The Black Dahlia Murder

No Return

Ein Gedanke zu „CANNIBAL CORPSE, 25.02.2018, Im Wizemann, Stuttgart

  • 3. März 2018 um 14:53 Uhr
    Permalink

    Hey, danke für den ehrlichen Erfahrungsbericht mit schön zu lesenden Nostalgiezeilen.
    Teilweise muss ich den Schilderungen allerdings widersprechen: Anfangs bei No Return schien die Halle tatsächlich wenig voll, satte Bewegungsfreiheit zu jeder Seite, da passt‘s wie Du es beschreibst. Bei TBDM sah es schon deutlich anders aus, und spätestens bei CC war meinem Empfinden nach die Halle gut zugestellt. Einige Minuten vor CC zurück von der Bar kommend musste ich mich schon recht mühevoll nach vorne durchbitten. In einem ausverkauften Im Wizemann Club nebenan wäre das Flair aber wohl wirklich noch etwas intensiver gewesen.
    Dass kein Pit zustande kam, kann ich dann auch nicht bestätigen. Ab Reihe 5-6 tat sich ab TBDM ein für mich viel zu großer Pit auf. Ich favorisiere lieber eine solide Reihe mit Headbangern und kreisenden Matten.
    Freue mich jedenfalls über weitere Berichte – für Obi hadere ich aktuell noch mit dem Ticketkauf („zu viel“ Konzertbesuche in nächster Zeit).

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