GRANADA, ONK LOU, 12.11.2017, Keller Klub, Stuttgart
„Wir verwandeln den Keller Klub heute in ein Badehaus“ ist die Ansage von Granada Sänger Thomas Petritsch. Ich hatte vermutet, es ist Sonntagabend, das wird vielleicht ein intimes Konzert mit ca. 50 Leuten. Uns erwartet ein ausverkaufter Keller Klub, goldenes Konfetti und eine Band, auf die sich ein bunt durchgemischtes Publikum verständigen kann. „Hau rein“ rufen die Bandkollegen Drummer Roland Hanslmeier zu. Er leitet den Trommelwirbel für den Auftritt ein. Granada sind am Zug, legen mit „I sogs da glei“ gleich den Schalter um. Der Song erinnert mich vom Schwung her an Of Monsters and Men’s „Little Talk“.
Die junge Band hat erst ein Album herausgebracht und auf ihrer aktuellen Tour einige ausverkaufte Konzerte gespielt. Das ist schon ein guter Schnitt. Liegt vielleicht an der Tatsache, dass „eine Band aus Österreich“, in diesem Fall Graz, wie ein Prädikatssiegel gehandelt wird, bei dem man gleich hellhörig wird. Gibt es doch noch Wanda und Bilderbuch, Voodoo Jürgens u.v.m.
Sänger Thomas Petrisch hat den Kniff raus, stellt sich für Ansagen vor das Mirko um ohne akustische Verstärkung mit dem Publikum zu kommunzieren. Ein wundersames Mittel, Stille im Publikum, es wird zugehört.
Mit Rums und Polka wird der 16. Wiener Gemeindebezirk „Ottakring“ besungen. Der Bezug zu Granada, ist der, dass Thomas Petritsch (auch unterwegs als Effi) den Auftrag hatte, für den Film „Planet Ottakring“ Musik beizusteuern. Entstanden sind viele Ideen, die nicht einfach in der Schublade landen sollten. So fanden sich Lukacz Custos (Gitarre, Gesang), Alexander Christof (Akkordeon, Gesang), Jürgen Schmidt (Bass und Gesang) und Roland Hanslmeier (Schlagzeug) zusammen.
Mir hat mal ein Grazer gesagt: Männer aus der Steiermark seien zünftig. Zünftig wie bodenständig/ehrlich. Zu Granada passt es. Was das Quintett neben den charmanten Ansagen sehr sympathisch macht, ist ihre frische unverbrauchte Art. Die Bandmitglieder wirken gleichberechtigt, wie ein gut eingespieltes Kollektiv, dass sich gegenseitig befeuert. Befeuert werden auch die Songs, wenn zu mehrstimmigem Gesang angesetzt wird. Reggae Rhythmen wechseln problemlos mit Balkan Polka Rhythmen (dafür sorgt das Akkordeon Spiel von Alexander Christof), rüber zu viel Pop.
Textsicher und mit schwingendem Tanzbein ist das Publikum dabei. Für Wehmut ist hier kein Platz. Platz gemacht wird für Thomas Petritsch, der für ein Zugabenspiel mit Akkordeonist Alexander Christof ins Publikum kommt. Eine sichere Fanbase hat sich Granada erspielt an diesem Abend. Sie wird parat stehen, wenn die Band nochmal in Stuttgart spielen sollte.
Bis dahin, schöne Grüße nach Graz!
Onk Lou
Granada