MASTODON, 26.06.2017, LKA, Stuttgart

MASTODON, 26.06.2017, LKA Longhorn, Stuttgart-Wangen

Foto: Michael Weiß

Sucht man im Internetz unter Zuhilfenahme einer großen, marktbestimmenden Suchmaschine nach „Mastodon“ stellt man fest, dass die US-Band das Tier Mastodon („Das Amerikanische Mastodon (Mammut americanum; Plural: Amerikanische Mastodonten) ist eine Art der Rüsseltiere aus der ausgestorbenen Gattung Mammut“ – Wikipedia) weit in den Hintergrund gedrängt hat. Deckt sich mit meiner Wahrnehmung der Band, die mir vor über zehn Jahren bereits als Vorband von Größen wie SLAYER, NIN oder T00L über den Weg gelaufen ist. Damals noch Support-Status, heute eine massive Größe im Metal, besonders in den USA geht Mastodon richtig steil. Gerechnet hätte ich eher damit, dass das LKA nicht mehr reicht, dass schon eine ganz große Halle wie die Arena in Ludwigsburg gebucht wird. Letzte Show in Stuttgart fand in der Röhre statt, im Jahre 2011, Premium-Berichterstattung ist hinterlegt.

In der Zwischenzeit ist das Album „Once More Round The Sun“ erschienen, mit dem sich die Band noch mehr in Richtung Zugänglichkeit gewendet hat, und ich muss sagen, dass ich wirklich selten sagen kann – die frühen Sachen gefallen mir weniger. Die letzten drei Alben gehen teilweise sogar in radiofreundliches Terrain mit echten Pop-Hits wie „Thickening“, „Asleep In The Deep“, oder ganz neu „Show Yourself.“ Natürlich hauen die Hater deshalb mit Beschimpfungen wie „schlechter 90s Alt-Rock“ drauf. Ich finde längst nicht alles gut, was Mastodon auf Platte abliefern, z.B. manche Gesang-Parts, schon etwas „cheesy“, aber die Pop-Hits – mir gefallen sie. Überhaupt, man muss die vier Rüsseltiere aus den Südstaaten einfach mögen. Sinn für Humor ist vorhanden, Interviews gerne auch lustig, da wird z.B. behauptet, dass Mastodon härter rocken als T-Rex, um wieder den Bogen zu den Urzeitviechern zu spannen.

MASTODON, 26.06.2017, LKA Longhorn, Stuttgart-Wangen

Foto: Michael Weiß

Die Band läuft zu den Klängen von INTERPOL ein, und mir kommt in den Sinn, dass an der gleichen Stelle INTERPOL auch schon gestanden haben. LKA – geschichtsträchtiger Ort. Angenehm voll, ohne ausverkauft zu sein. Auffällig: Praktisch keine Frauen im Publikum. Eine Veranstaltung von Männern für Männer. Trotz mittlerweile weniger kompliziertem Metal, einer Band die – und das sage ich als langjähriger Hetero – deutlich schlechter aussehen könnte – zieht offenbar weder Frauen noch Kinder/Jugendliche, die mit Papa ihr erstes Metall-Konzert besuchen, obwohl es das neue Album „Emperor of Sand“ als LP im Malbuch-Style mit Holzmalstifen gab. Männerabend.

Traditionell geht die Veranstaltung los – erstes Lied der neuen Platte „Sultan’s Curse“, gefällt mir schon auf dem Album ganz gut, hier und jetzt solider Auftakt. Heavy. Metal.

Für Anhänger des älteren Materials kommt schon bald „The Wolf Is Loose“ – spätestens jetzt merke ich – hier und jetzt bin ich richtig, das macht echt Spaß. Gefällt mir besser als auf Platte, für solche Momente geht man auf Konzerte. Gesungen wird im Wechsel, mal Basser Troy Sanders, dem es als einzigem Mitglied sofort anzusehen ist, dass er in einer Metal-Band spielt, mal der gesichtstätowierte Brent Hinds, der auch die meiste Zeit die Lead-Gitarre spielt, obwohl sein congenialer Mitstreiter Bill Kelliher (bei mir heißt er Keller) Gitarrenstunden vor Konzerten gibt.

Unschwer erkenne ich noch „Black Tongue“ von „The Hunter“, dem Album, das sie neu im Gepäck hatten zur Show in der Röhre. Mastodon-Hit, kommt natürlich sehr gut an.

Dicht gefolgt wird uns dann einer der oben erwähnten Hits hingeknallt „Show Yourself“. Was zunächst nicht nur mich wundert, keines der zotteligen Rüsseltiere auf der Bühne scheint zu singen.
Wo kommt der Gesang her? Magic Trick? Bauchsinger? Singt das Publikum? Jetzt schon textsicher, trotz relativ neuem Lied? Nein, der Drummer übernimmt bei diesem Lied den Gesangspart. Sonst passieren auf der Bühne eher weniger spektakuläre Sachen, abgesehen von ehrlicher Handarbeit.

Einen hab ich noch – „Precious Stones“, alles vom aktuellen Album, auch hier gibt es zu berichten – super, jeder Schuss ein Treffer. Mastodon haben mega geliefert, was auch der Berichterstatter von 2011 mehr als bestätigt. Anwärter auf beste Show des nicht mehr ganz jungen 2017.

Mastodon

Ein Gedanke zu „MASTODON, 26.06.2017, LKA, Stuttgart

  • 29. Juni 2017 um 14:42 Uhr
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    Sehr geile Bilder, Herr Weiß!

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