THE COURTNEYS, 09.06.2017, Manufaktur, Schorndorf

The Courtneys

Foto: Steffen Schmid

Oft ist es ein Kreuz, eine (Indie-)Band für sich entdeckt zu haben und es bleibt dabei, sie einfach nur gut zu finden. Live bekommt man sie dann selten bis gar nicht zu sehen. Gut, dass sich die Manufaktur zu einer Premieren-Spielstätte etabliert hat, den Anker ausgeworfen hat und die drei jungen Kanadierinnen aus Vancouver The Courtneys nach Schorndorf geholt hat. Der Gig in der Manufaktur ist ihr erster in Deutschland. Sie selbst nennen sich Classic Courtney, Cute Courtney und Crazy Courtney. Ihr zweites Album trägt ganz pragmatisch den Titel „The Courtneys II“. Und das hat Potential, ein guter musikalischer Begleiter für den Summer in the City zu werden, wenn sich der Asphalt spiegelt, ein leichter Windhauch weht und sich ein leichtes Fernweh einschleicht. Man darf auch etwas in die Vergangenheit schweifen, The Courtneys vereinen schrabbligen Gitarrensound mit Schmauchspuren von Indiepop und Grunge der frühen Neunziger Jahre.

The Courtneys

Foto: Steffen Schmid

Beim Anblick der Bühne fällt gleich auf, dass das Drumkit nicht nach hinten versetzt steht, sondern gleichberechtigt zwischen Bass und E-Gitarre positioniert ist.
Die drei Musikerinnen wirken sehr entspannt, es gibt kurz eine Verzögerung, Bassistin Sydney Korke (Crazy Courtney) hat das falsche Mineralwasser für Jen Twynn Payne (Cute Courtney) mitgebracht. Ein paar mehr Leute im Publikum dürften es sein. Das hat allerdings den schönen Nebeneffekt, dass das vielfach beklagte ignorante Unterhalten wegfällt. Es ist einfach ruhig. Das fällt auch Bassistin Sydney Koke auf, dass wir andächtig wirken würden. Meine drei Hits „Silver Velvet“, „Country Song“ und „Minnesota“ werden gleich hintereinander geliefert. Koordinativ sehr anspruchsvoll, Jen Twynn Payne ist Leadsängerin und Schlagzeugerin zugleich. Da klärt es sich auch, warum sie Mineralwasser ohne Kohlensäure trinkt, kurz aufstoßen würde zu unerwünschten Nebengeräuschen führen.

The Courtneys

Foto: Steffen Schmid

Ruhig und fokussiert ohne Übersprungshandlungen treibt sie das Tempo an. Nach ein paar Songs kommt man rein ins Hören, was die Songs der Courtneys ausmacht. Der Gesang, schön mit Hall versetzt, und die Drums stehen im Fokus. Das Spiel von Sydney Korke und Courtney Loove an Bass und Gitarre nimmt sich als harmonisches Beiwerk zurück. „Frankie“ und „Lost Boys“ geben sich nochmal ein Wechselspiel zwischen Gesang und catchy Bass Grooves, versetzt mit längeren instrumentellen Parts, die etwas von früheren Dinosaur Jr. Songs haben, denen man aber noch einen Tritt nach vorne verpasst.

The Courtneys

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Die Aufgaben in der Band scheinen aufgeteilt zu sein, Bassistin Sydney Koke übernimmt die Kommunikation mit dem Publikum, bedankt sich höflich, klärt innerhalb der Band, ob die anderen beiden soweit spielbereit sind. Gitarristin Courtney Loove konzentriert sich ausschließlich auf ihr Spiel. Ein Ehepaar mittleren Alters mit „The Courtney-Fankleidung“ stellt sich zum Ende hin vor die Bühne, dass endlich auch Gitarristin Courtney Loove ein Lächeln entlockt wird. Eine runde Sache, das Set dauert eine Stunde, perfekte Länge für die kompakten Songs. Das Publikum bleibt nach dem ersten Zugabenteil dran, damit auch noch eine dritte Zugabe gespielt wird. Auch wieder eine Premiere, bis jetzt sei es immer nur bei zwei Zugaben geblieben äussert Bassistin Sydney Koke. Da bleibt zu hoffen, dass die Band weiterhin lässig ihr Ding durchzieht und ihren ersten Deutschland-Gig in guter Erinnerung behält.

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