SUICIDE GIRLS BLACKHEART BURLESQUE, 02.12.2016, LKA, Stuttgart

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

Die Suicide Girls aus den Staaten sind in Stuttgart – dafür fahr ich an diesem kalten Wintertag auch mal bis ins LKA nach Wangen. Bislang kannte ich die meist äußerst attraktiven, immer tätowierten und oft auch gepiercten Damen von deren Homepage, beziehungsweise aus den sozialen Netzwerken. Quasi eine weltweite Community, deren Fotosets, auf denen meistens blitzeblank gezogen wird, gegen Mitgliedsbeitrag angeschaut werden können. Ob die hübschen Damen auch Burlesque können? In ziemlich genau zwei Stunden werden wir es wissen. Immerhin steckt wohl Manwe Sauls-Addison hinter der Choreografie, dessen Namen ich zwar noch nie gehört habe, der aber auch schon mit Beyoncé, Jennifer Lopez und Lady Gaga gearbeitet hat. Steht zumindest auf der Homepage.

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

Das Publikum im mäßig gut gefüllten LKA (gab es eigentlich Werbung für die Suicide Girls?) ist zu meiner Überraschung etwa zur Hälfte weiblich. Manch eine hat sich sogar extra sexy (oder so ähnlich) rausgeputzt. Und ansonsten – Dresscode schwarz und die meisten so zwischen Metal, Goth und R’n’R. Dem Dialekt und den Autokennzeichen draußen nach zu urteilen, kommen davon viele aus dem Stuttgarter Umland. Aus den Boxen tönt Punkrock und an der Bar gibt es 0,4er-Bier aus dem Labberbecher für stolze 3,80 Euro. Kurz bevor es losgeht, ertönt hinter der Bühne der Schlachtruf der Tänzerinnen. Mit am Start sind Cartoon Suicide, Katherine Suicide, Lyric Suicide, Shay Suicide, Peneloppe Suicide und Sunny Suicide. Scheinen Schwestern zu sein. Und um kurz nach 21 Uhr ist es dann soweit. Nach einer kurzen Anmoderation stürmen fünf der sehr hübschen, selbstbewussten Tänzerinnen in Cartoon-Plüsch-Onesies auf die Bühne und legen unter dem Gejohle des Publikums los. Zum schrägen Elektropopsong (Die Antwoord?) grooven und biegen sich die Mädels was das Zeug hält und entledigen sich langsam und gekonnt bis auf Schlüpfer und getapte Nippel ihrer Kleidung. Dass dabei nicht jeder Move komplett synchron ist, finde ich auch eher sympathisch. Schön auch, dass hier nicht nur auf 08/15-Maße gesetzt wird und auch mal ein bisschen mehr oder auch weniger dran sein darf. Dieses offensive Selbstbewusstsein, auch bei nicht makelloser Figur, ist ja essentieller Bestandteil beim Burlesquetanz und wird – wie bei der ziemlich tollen Burlesque-Gala im Friedrichsbau im Oktober– oft noch bewusster in Szene gesetzt. Die Mädels haben jedenfalls sichtlich Spaß da oben (zumindest wirkt das so) und bewegen können sie sich auch alle. Ich frage mich allerdings ob es ein cooler Move ist, gleich zu Beginn fast alles (beziehungsweise alle), rauszuhauen, was man hat. Spannungsbogen am Arsch. Jetzt sind drei Minuten rum und fünf von sechs Tänzerinnen haben schon blankgezogen. Aber ich bin ja auch kein Starchoreograf. Irgendjemand wird sich schon was dabei gedacht haben.

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

Es folgen jede Menge kreative und mit Motiven der Popkultur gespickte Tanzeinlagen. Mal im Star Wars-Outfit, mal als Prinz von Bel-Air, mal als Donnie Darkos unheimlicher Bunny-Buddy Frank, mal im Fifty Shades of Grey-Style, mal Clockwork Orange-like mit Baseballschläger, mal Rocky Horror Show und mal Michael Jacksons „Thriller“. Meist in großen Tänzerinnengruppen und nur selten als Solonummer. Musikalisch geht es querbeet von Amy Winehouse über The Knife bis zu den Black Keys. Das ist schon alles sehr nett anzusehen, allein schon weil die Tänzerinnen sympathisch rüberkommen und die Show sich nicht zu ernst nimmt. Irgendwie haben wir aber schnell das Gefühl, dass man alles gesehen hat. Die Stimmung ist auch ein wenig mau und wird immer erst unter den anfeuernden Rufen der Moderatorin kurz besser. Nur einmal, als die Suicide Girls als Spice Girls auf die Bühne kommen und deren großer Hit „Wannabe“ aus den Boxen schallt, steppen überall (weibliche) Fans ab. Hin und wieder greift eines der Suicide Girls selbst zum Mikro und singt gar nicht mal so übel und mit Dirty Lyrics. Also Arielle kann ich mir jetzt jedenfalls nicht mehr unschuldig anschauen.

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

Durchsetzt werden die Tanzeinlagen neben gehörig Eigenwerbung auch immer mal wieder von Zwischenspielen, in die das Publikum mit eingebunden wird. Mal tanzen drei weibliche Gäste sexy (die eine mehr, die andere weniger) um die Wette, mal werden einem Pärchen ein paar Lapdance-Moves beigebracht und einmal soll sich ein bärtiger Gast auf der Bühne eine Geschichte durchlesen ohne sich ablenken zu lassen, damit er hinterher Fragen dazu beantworten kann. Eher vorhersehbar wird er dabei aber heftig angetanzt. Und Brüste im Gesicht scheinen ihm allemal lieber zu sein als der Preis, den er gewinnen könnte. Eine Jahresmitgliedschaft bei den Suicide Girls kann man sich ja schließlich selbst kaufen.

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

Nach zwei Stunden ist die erste Deutschlandtour der Suicide Girls dann rum. Zum Abschied gehen sie crowdsurfend nochmal auf Tuchfühlung mit den Fans. Die Mädels müssen sich wenigstens keine Sorgen machen, dass sie auch wirklich aufgefangen werden. Alles in allem war das ein sehr netter Abend, der aber auch eine halbe Stunde kürzer hätte sein können. Ob das jetzt tatsächlich Burlesque war, weiß ich jetzt auch nicht so genau. Bin da sicher kein Experte, auch wenn ich schon mal bei der ein oder anderen Show war. Man sollte halt auch nicht vergessen, dass das hier keine Profis waren (vermute ich jetzt zumindest mal). Die Fans scheinen jedenfalls zufrieden zu sein. Es gibt mächtig Applaus und auch der Merch-Stand wird noch heftig belagert.

Suicide Girls

Foto: Michael Haußmann

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