JAMHED, 19.08.2016, Merlin, Stuttgart

JAMHED, 19.08.2016, Merlin, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Zum vierten Mal spielen Jamhed heute im Merlin, dreimal haben wir (diesen Auftritt eingeschlossen) berichtet. Und auch davor war hier schon zweimal (Goldmark’s, Rakete) über die Band zu lesen. Ohne das jetzt mit allerletzter Sicherheit überprüft zu haben – Statistik-Abteilung, übernehmen Sie! -, gehört die Gruppe damit wahrscheinlich zu den am häufigsten besprochenen Künstlern auf dem Blog.

Ehrliches Geständnis: In der Regel wird es schon beim zweiten Auftritt für die Rezensentin schwierig, sich nicht zu wiederholen. Der naheliegendste (und beste) Grund warum man trotzdem unerschrocken weiter berichtet ist, dass man großer Fan ist und einfach nicht genug bekommen kann von der betreffenden Band. Möglich ist auch, dass die Künstler sich so rasant weiter entwickeln, dass es ständig etwas Neues zu erzählen gibt.

Beide Erklärungen treffen im vorliegenden Fall zu. Nur folgerichtig also, dass wir auch beim heutigen Jamhed-Auftritt im Rahmen des Klinke-Festivals 2016 im Merlin wieder am Start sind. Das Wetter mutet nicht ganz so mediterran an wie im letzten Jahr, der Laden ist dennnoch drinnen wie draußen gut gefüllt.

JAMHED, 19.08.2016, Merlin, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Wir sind frisch zurück aus Glasgow, das mit einer vielfältigen ortsansässigen Pop/Psych/Folk/Experimental-Musikszene überzeugt (sensationell war das Glorious-Traces-Clubfestival – bei Interesse hier eine Playlist der beteiligten Acts – sehr gut z.B. Honey And The Herbs). Derart inspiriert ist man noch mehr in Stimmung als sowieso schon, sich auch daheim hochgeschätzte lokale Bands anzusehen.

Damit zurück zu unseren very own schwäbischen Psych-Pop-Favoriten. Gefühlt ist die Veröffentlichung des allerorts hochgelobten Jamhed-Albums „Lollipop Giveaway in Wee-Wah-Wonderland“ (Setalight) schon Ewigkeiten her, ein kurzer Faktencheck ergibt allerdings, sie liegt noch nicht einmal achtzehn Monate zurück. So bemerkenswert das Album klang – oder vielleicht auch gerade deswegen – kann man es kaum erwarten, neues Material zu hören. Beim Pop-Freaks-Festival im Januar gab es schon ein paar vielversprechende Eindrücke, wir sind sehr gespannt, was uns heute erwartet.

Um kurz nach zehn geht es los – kleine Schrecksekunde möglicherweise für dogmatische Geschmackspäpst*innen – mit der Keyboard-Fanfare von Van Halens „Jump“. Viel Zeit für eine Reflexion des Gehörten bleibt nicht, denn die angetäuschte Stadionrockeröffnung geht nahtlos in ein noisiges Klanggewitter über, aus dem sich eine zarte, von Glockenspiel und Gitarre getragene Melodie schält. Nach den ersten beiden Stücken – oder den ersten drei? – schwer zu sagen, da die Übergänge fließend sind – ist erstmals Zeit für begeisterten Applaus. Hut ab, ganz schön gut bis jetzt. Das altbekannte „Betty“ wird nur wenige Sekunden angespielt, von Sänger/Multiinstrumentalist Philip aber mit erklärenden Anmerkungen versehen, die deutlich länger dauern dauern als das Songfragment selbst. Es folgen „Pythia“, „Cold Turkey“, „Favour“ sowie das Titelstück des aktuellen Albums.

JAMHED, 19.08.2016, Merlin, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Das neue, sehr ruhige Dream-Pop-Stück „Cold Turkey“ kenne ich schon vom letzten Auftritt und es beeindruckt mich diesmal viel mehr als beim ersten Hören. Auf eine Coverversion der Brass Buttons folgt mit dem neuen Stück „Big City Super Cats“ eine „jamhedonische Weltpremiere“ (Schlagzeuger Christoph). Klingt sehr (brit-)poppig mit eingängiger, minimalistischer Keyboard-Hook, komplett anders als „Cold Turkey“, aber interessant und gut.

Die folgenden Stücke sind wieder instrumental und nehmen an Intensität und Lautstärke zu bis zum ziemlich ekstatischen Schluß. Unbeeindruckt von frenetischem Applaus bleibt es bei einer einzigen Zugabe, konsequent. Fazit: Starkes neues Material von einer Band, die vielseitig und interessant bleibt und ein Auftritt, der neugierig gemacht hat auf das, was noch kommt.

Keine neue Erkenntnis, aber deswegen nicht weniger wahr, bei all den beeindruckenden Künstlern, die es auf der Insel gibt, bleibt auch Stuttgart ein gar nicht so schlechter Ort für Musik, die überrascht und begeistert.

JAMHED, 19.08.2016, Merlin, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Jamhed

Flowers in Syrup

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