SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

1969, in the Middle of Nowhere auf einem Festival auf einer Farmwiese im Staat New York wirbelt ein junger Gitarrist über die Bühne. Mit dem Song „Soul Sacrifice“ erspielt er sich seinen Durchbruch, das Woodstock Festival wird ein Meilenstein der Musikgeschichte. Das heutige Konzert im Rahmen des Jazz Open ist durchaus gesetzter. Das Konzert ist ausverkauft, 6.500 Zuschauer sind gekommen, um im Innenhof des Stuttgarter Schlosses Carlos Santana, den Paten des Latin Rock zu hören.

SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Über den Innenhof des Schlosses wehen erst mal die Klänge von Dr. Lonnie Smiths Hammond B-3 Orgel. Den Doktortitel gab es nicht durch akademische Auszeichnung, sondern durch sein virtuoses Spiel auf der Orgel sagt die Quelle Wikipedia. Eine sehr tiefenentspannte Aura umweht Dr. Lonnie Smith mit seinem orangefarbenen Turban und seinem hellen wehenden Gewand. Hat man Jazz gesucht, hier ist er. Trompeter Jan van Duikeren und Tenorsaxophonist Gideon Tazelaar beweisen in mitreißenden Soliparts einen langen Atem. Unter fünf Minuten läuft in den dargebotenen Songs nichts. Wie ein Alchemist der Klänge wirkt Dr. Lonnie Smith und entlockt seiner Hammond Orgel jazzig funkige Töne. Er lächelt freudig und bedankt sich beim Publikum.

SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Zur Einstimmung auf Santana flackern psychedelische Bilder von den seitlichen Leinwänden. Fans, die hierhergekommen sind, haben selbstverständlich die Alben „Abraxas“ und „Santana III“ im Plattenregal stehen. Auf der Bühne bauen Roadies den Instrumentenfuhrpark auf, der mit zwei Drumkits und Congas sehr vielversprechend aussieht. Die Band um Santana legt gleich mit „Soul Sacrifice“ los. Nur wenige Sekunden werden benötigt, um Zeuge zu werden, wie brillant Santana das Spiel auf seiner goldenen Gitarre beherrscht. Im Publikum nutzt eine Dame die freie Fläche um sich herum für ausschweifende Tanzbewegungen mit Einsatz ihrer langen Haarmähne. Kurz habe ich die beiden Sänger Andrew Vargas und Ray Greene, die für „Freedom In Your Mind“ mit hochgehaltenen klatschenden Händen auf die Bühne kommen, für Anheizer gehalten. Entschuldigung für diese grobe Fehleinschätzung, wie sich herausstellt. Es sind Multiinstrumentalisten am Werk, die beiden Sänger bedienen auch noch die Posaune und Rhythmusinstrumente und sind ständig in Bewegung.

SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Santana, lässig gekleidet mit farbigem Hemd und Hut richtet sanfte Worte ans Publikum, die direkt ins Herz zielen. Wichtige Message von ihm „to make the women happy“! An den Leinwänden ist eine Videozeitreise aus vergangen Musiker-Tagen von Santana zu sehen. Ja, ein lässiger Typ ist Santana. Wenn ich mir das anschaue, kann man sagen, Santana liebt die Frauen und die Frauen lieben ihn. Der Schwung der Salsarhythmen von „Foo Foo“ hebt dann auch die ersten Sitzenden von ihren Tribünen-Stühlen hoch. Sänger Vargas Andrew und Greene Ray wirbeln über die Bühne. Die Salsarhythmen machen es möglich, dass auch mehr Schwung in die Zuschauertraube vor der Bühne kommt. Ein kleiner Junge hat einen großen Moment. Er darf mit Santanas Plektron über die Saiten spielen. Der Junge strahlt über das ganze Gesicht. Die Fanarbeit für die nächste Generation ist gesichert.

SANTANA, DR. LONNIE SMITH, 16.07.2016, Jazz Open, Schlossplatz, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Es ist nicht nur Carlos Santana, der im Mittelpunkt steht, selig lächelnd und gekonnt die Saiten seiner Gitarre bearbeitet. Jeder der Musiker, ob Bassist Benjamin Rietveld oder Keyboarder Mathews Davis bekommt Raum für seine Soli und Melodienbögen. Es ist ein gegenseitiger Flirt der Klänge, angereichert mit expressiven Free-Jazz Passagen. Sehr beeindruckend anzusehen und akustisch elektrisierend ist das kraftvolle Solo von Drummerin Cynthia Santana bei „Corazon Espinado“. Das Ende der zweistündigen Show nähert sich, ein Joker wird noch gezogen, „Oye Como Va“ der Tanz-und Bewegungsgarant mit seinen Latin-Funk-Rhythmen lässt dann endgültig die letzten Sitzenden sich zum Tanz erheben. Der Summer of Love kann kommen oder wie es bei Santana heißt „Love, Peace and Happiness“. Ein Hauch dessen wird auch heute herübergeweht. Carlos Santana hebt seinen Hut und bedankt sich beim Publikum. Geht es vielleicht doch noch weiter? Nein, in weißes Licht getaucht, wuseln im Hintergrund bereits schon die Roadies.

Santana

Dr. Lonnie Smith

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