DEICHKIND, 04.02.2016, Schleyerhalle, Stuttgart

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Die Vielfalt, die unterschiedlichste Konzertbesuche bieten können, ist doch immer wieder schön. Zum Beispiel Konzerte zu besuchen, die in einem intimeren Rahmen stattfinden, in denen der Musiker das Publikum an den Bühnenrand lotst, und sonst mit Konzertabbruch droht. Heute ist der Rahmen größer, eigentlich ein riesengroßer Rahmen. Oder wie es bei Deichkind heißt „Denken Sie groß“. Zwei Premieren für mich, erster Konzertbesuch in der Schleyerhalle, erster Besuch eines Deichkind Konzertes.

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Einen Vorgeschmack, dass sich die Band viele junge Menschen anhören wollen, gibt es bereits in der U-Bahn. Diese wird von Station zu Station immer voller gestopft. Vor der Schleyerhalle gibt es noch den schnellen Getränkeverkauf aus dem Einkaufswagen heraus. Die sportlichen Top-Begleiter des Abends haben den Überblick, genau die Garderobenschlange und den Treppendurchgang zu erwischen, an dem am wenigsten los ist. Ein bisschen ist es wie in einer Skinner-Box. Man wird durch ein Labyrinth geschleust und am Ende winkt die Belohnung – der volle Saal.

Auf die große Leinwand werden Musik-Videos projiziert. Die passende Musik gibt es auch schon zur Einstimmung. Das Publikum ist buntgemischt, unterschiedlichsten Alters, teils ausgestattet mit Deichkind-Devotionalien, Pyramiden-Hut und viel Neon ist angesagt. Becher fliegen durch die Luft, von irgendwoher kommen Luftballons. Den Deichkind Konzerten eilt der Ruf voraus, dort ist immer Party angesagt. Ich bin gespannt wie es heute bei der „Niveau Weshalb Warum“ Tour werden wird.

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Deichkind ist Elektro-Hip Hop-Dancepunk. Dahinter stecken die Jungs vor denen man damals Angst hatte, dass sie einem die eigene Party zerlegen. Da ist es heute die bessere Variante, mit ihnen zusammen Party zu machen, ohne dass dabei irgendetwas zu Schaden kommt.

Zu Beginn der Show ragt erstmal David Bowie im 4:3 Bildformat von der Leinwand. Die Show kann beginnen – Willkommen in der Pop Musical Welt von Deichkind mit Glitzer, Konfetti, Tanz und vielen gezückten Smartphones im Publikum (Kleiner Hinweis an dieser Stelle, liebes Publikum, genießt doch das Konzert, der Gig-Blog versorgt Euch schon mit genügend Bildern!)

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Lange Begrüßungen braucht es nicht, die Masse ist gepackt. Gleich sind alle dabei, eine Welle der Armbewegungen geht durch den Saal. Auf der Bühne passiert allerlei Spektakel. Deichkind-Mitglied Ferris MC bekommt für „Hauptsache nichts mit Menschen“ einen riesigen Schutzanzug angezogen und wird von den restlichen Deichkind-Kumpels runter von der Bühne geschickt, um durchs Publikum zu gehen. Es ist ein bilderreicher Spaß. Schön, zu jedem Song die kleinen Kostümdetails anzusehen. Sehr schön, wieder Ferris MC, er hat ein riesengroßes rosafarbenes Riesenhirn auf dem Kopf, das von zwei Leuten gehalten wird.

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Ein bisschen Ballett-Company, Rubrik moderner Tanz, sind Deichkind auch, stets durchchoreografiert geht das Show-Konzert weiter. Hier ist alles absolut kanalisiertes ADHS. Auf statistische Ruderbewegungen auf Bürostühlen („Bück Dich hoch“) folgenden weiche Tanzbewegungen. Wie Derwische, mit schwingenden Röcken wird über die Bühne gefegt. Die Stimmung ist weiterhin gut. Das reguläre Set hat keine Chance zu enden, gleich hagelt es Buh-Rufe aus dem Publikum. Zurücklehnen ist nicht angesagt. Kurz dachte ich mal, dass die Regler so langsam runtergefahren werden. Doch Tanz, Bier, Party ist noch nicht zu Ende. Deichkind legen noch eine Schippe drauf.

DEICHKIND, Schleyerhalle, Stuttgart, 04.02.2016

Foto: Michael Haußmann

Einziger Wermutstropfen: an manchen Stellen wirkt der Sound breiig und verwischt die Lyrics. Der geübte Deichkind Hörer aber erkennt an den Beats was gemeint ist. Es wird weiterhin getanzt, genickt und mit den Armen geschwenkt. Deichkind rollen mit einem Fass durch das Publikum, Fahnen werden geschwenkt. Die Beats pumpen weiter. „Bitte verlassen Sie das Gebäude oder wir machen hier Party“ – das Ende des Konzertes wird eingeläutet. Einige tanzen noch in den langen Gängen, singen Deichkind-Songs, während andere an der Garderobe schon über ihr Raumfahrt-Seminar diskutieren. Party-Konzert mit Deichkind – schön dabei gewesen zu sein. Um die Zeit bis zum nächsten Konzert zu überbrücken, gibt es reichlich Musik-Videos. Dieser Sektor wird von Deichkind mit viel Liebe zum Detail noch kultiviert.

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