GISBERT ZU KNYPHAUSEN, 28.01.2015, Wagenhallen, Stuttgart

Gisbert zu Knyphausen

Foto: X-tof Hoyer

Doch wir fühlen uns trostlos, gelangweilt
Und ja so verprellt von der Liebe und den tanzenden Menschen

Gisbert zu Knyphausen ist auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und lässt uns daran teilhaben: Zusammen mit der Kid Kopphausen Band stehen da vier schlacksige Mitdreißiger (Gesang, 2x Gitarre, Bass und Schlagwerk) in den Wagenhallen auf der Bühne und spielen einen eher leichten, reduzierten, meist balladenartigen Sound, der mal ins bluesige (Meine Schwester), mal ins countryhafte (Verschwende Deine Zeit) geht, häufig poppig daherkommt und mit Hamburger Schule nur unzureichend umschrieben ist. Am authentischsten wirkt Knyphausen allerdings alleine auf der Bühne: Als erste Zugabe erfüllt er zwei Publikumswünsche (Cowboy und So seltsam durch die Nacht) und zeigt dabei Liedermacherqualitäten im besten Sinne. Um als deutscher Leonard Cohen durchzugehen, muss er zwar noch 50 Jahre durchhalten, aber Gisbert zu Knyphausen (der heißt wirklich so!) hat das Zeug dazu und ist auf dem besten Weg dahin.

Und wir rauchen immer viel zu viel
Doch wir sehn gut dabei aus
Ja wir rauchen mit Stil
Wir warten auf den Anfang der Nacht
Wenn das Licht ausgeht
Und unser müdes Herz wieder lacht

Gisbert zu Knyphausen

Foto: X-tof Hoyer

Gesungen, gesprechgesangt und ein bisschen gerappt wird auf deutsch. Dass das gar nicht so einfach ist und durchaus auch in die Hose gehen kann, dafür gibt es viele Beispiele. Deutsche Texte können wegen der besseren Verständlichkeit ja gut und gerne auch mal peinlich rüberkommen. Zwar gibt es viele Wegbereiter (Tocotronic, Blumfelds Distelmeyer, Element of Crime, Ton Steine Scherben), deren Einfluss den Liedern von Gisbert zu Knyphausen meist mehr als weniger anzumerken ist, aber die deutsche Sprache konsequent zu verwenden, ist doch bei jedem neuen Song wieder eine eigene Schlacht. Und die kann gewonnen oder verloren werden. Oder unentschieden ausgehen. Oh yeah! klingt halt einfach anders als Oh ja!
Ritter Gisbert nimmt den Kampf aber mutig auf und wird dafür mit reichlich Applaus der ausverkauften Wagenhallen belohnt. Letztendlich ist es doch recht individuell, lebensabschnitts- und situationsabhängig, ob man von einem Lied erreicht oder gar berührt wird oder ob man sich an die Poesieseite der Zeitschrift „Mädchen“ erinnert fühlt. Der Song Papa (Ich will doch nur Dein Sohn sein) bewegt sich haarscharf auf dieser Linie.
Gisbert zu Knyphausen

Foto: X-tof Hoyer

In seinen Texten philosophiert Gisbert darüber, was einem so durch den Kopf geht, wenn man zwischen 25 und 35 ist und keine Angst davor haben muss, von den anderen Jungs ausgelacht zu werden („geteilte Einsamkeit„). Da besteht ja immer ein gewisses Risiko für empfindsame Typen. Als Lohn winkt allerdings fern am Horizont: Würde, künstlerische Entfaltung/Erfüllung und natürlich Ladies satt.

Denn jeder Tag ist ein Geschenk
Er ist nur scheiße verpackt

Das Publikum – überwiegend studentisch oder bereits einen Schritt weiter – lässt die Jungs erst nach zwei langen Zugaben gehen und geht mit einem guten Gefühl nach Hause. Die Sinnsuche der Generation Y hat neuen Input erfahren und kann weitergehen.

Aber so wie es war, wirds es nie wieder sein
So wie es ist, wird es nicht bleiben
Wie es dann wird, kann vielleicht
Nur der bucklige Winter entscheiden
Aber wir sehen uns wieder
Ganz bestimmt
Irgendwann.

Ein Gedanke zu „GISBERT ZU KNYPHAUSEN, 28.01.2015, Wagenhallen, Stuttgart

  • 29. Januar 2015 um 22:26 Uhr
    Permalink

    The return of Schappo Klack! Voll gut.

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