THE GASLIGHT ANTHEM, 13.11.2014, LKA, Stuttgart

The Gaslight Anthem

Foto: Steffen Schmid

The Gaslight Anthem in Stuttgart? Na das schau ich mir doch mal an. Ich kenne die Band aus New Brunswick in den USA zwar nicht all zu gut, aber ich hatte die mal auf dem Southside gesehen und fand sie ziemlich gut. Klangen damals wie eine gute punkrockige Version von Bruce Springsteen, der ja scheinbar auch eines ihrer großen Vorbilder ist. Und Brian Fallon, den schwer tätowierten Frontmann, hatte ich als recht charismatisch und ziemlich sympathisch in Erinnerung. In letzter Zeit habe ich aber eher so am Rande mitbekommen, dass sich doch der ein oder andere über Gaslight Anthem lustig macht. Keine Ahnung warum.

Das erste Mal wundere ich mich an diesem Abend, als ich sehe, dass schon um 18.30 Uhr Einlass ist. Wobei ich die Tendenz, Konzerte früher beginnen zu lassen, eigentlich ganz gut finde. Trotzdem arg früh. Vor dem LKA angekommen wundere ich mich schon wieder. Diesmal über das Publikum. Hatte das deutlich jünger und nennen wir es mal ein wenig flippiger erwartet. Stattdessen sehe ich viele Paare mittleren Alters (manche werden sich während des gesamten Konzertes nur ganz selten loslassen) und ein eher gesetztes Publikum. Ja macht ja nix. Ausverkauft ist es, das LKA. Eigentlich wollten Gaslight Anthem ja in der Porsche-Arena spielen, aber damit hatten die Veranstalter wohl ein wenig hochgegriffen und so wurde das Konzert mangels Nachfrage kurzerhand verlegt.

The Gaslight Anthem

Foto: Steffen Schmid

Ein weiteres Mal wundere ich mich als Bayside als Einheizer die Bühne betreten. Punkt 19.30 Uhr geht es los mit dem völlig unoriginellen Punkrock aus Long Island. Ich sehe drei Köpfe wippen und einen sogar ein wenig hüpfen. Nach 30 Minuten, also Punkt 20 Uhr ist der Spuk vorbei. Als ich schon denke, dass wir jetzt zum Hauptact kommen, rollen Punkt 20.15 Uhr Deer Tick ihren Banner aus. Scheiße, noch eine Vorband. Und die braucht, genau wie auch Bayside, wirklich keiner. Oder zumindest ich mal nicht. Folkrock, so unoriginell wie der Punkrock der Vorgänger. So stelle ich mir Musik auf einem Roadtrip durch Arkansas vor. Aber eben nur wenn der MP3-Player verreckt und man im Autoradio nur einen Sender reinkriegt. Ich schau mich um, ob irgendwo was Lustiges passiert. Tut es aber nicht. Ablenkung also Fehlanzeige. Zu meiner Freude verlassen Deer Tick dann gut getaktet Punkt 21 Uhr die Bühne.

The Gaslight Anthem

Foto: Steffen Schmid

Erneut Punkt 21.30 Uhr gehen die Lichter aus und endlich kommt auch Stimmung auf. Vor mir steht mittlerweile eine Blondine, die eine mit Pelzapplikationen verzierte Bluse trägt. Ganz eng an sie geschmiegt steht ihr männlicher Begleiter. Dummerweise sind beide größer als ich. Brian Fallon betritt mit einem weissen Pulli bekleidet die Bühne. Es wird applaudiert und auch ein bisschen gekreischt. „Stay vicious“ markiert den Auftakt zu einem soliden, massentauglichen Konzert mit recht ordentlicher Stimmung.

Sympathischerweise kündigen Gaslight Anthem gleich zu Beginn an keine Zugaben zu spielen, sondern stattdessen einfach gleich länger zu machen. Sehr gut, denn das Zugabe-Gerufe kann manchmal schon nerven. Und ja, was soll man sagen. Die US-Amerikaner rocken, das Publikum groovt mit und klatscht sofort los, sobald Fallon mal fünf Sekunden keinen Text singt. Ansagen gibt es nur wenige, stattdessen alte und neue Hits wie „Great Expectations“, „Old White Lincoln“ oder „Get hurt“. Den Fans gefällt’s. Weiter vorn hüpft ein kleiner Kreis eher jüngerer Menschen vergnügt mit den Händen gen Hallendecke herum, zwei oder drei Mal surft einer über das Publikum und weiter hinten steppt man eher so für sich ab, aber irgendwie scheinen alle Spaß zu haben, auch wenn die Stimmung nicht gerade überkocht. Die vielen Mitsingparts werden lauthals mitgesungen und zwischen den Songs gibt es jedes Mal ordentlich Applaus. Brian Fallon und seine Männer machen das gut und mit sichtlich Spaß. Auch wenn das mit Punkrock nicht mehr viel zu tun hat, ist es immer noch solider, guter Stadionrock, zu dem eben die ganze Familie Spaß haben kann.

The Gaslight Anthem

Foto: Steffen Schmid

Wirkliche Highlights bleiben für mich aus, wobei ich eben auch kein großer Fan bin und die das sicher anders sehen. Publikumsnah dürfen zu „High Lonesome“ auch mal zwei recht junge Fans auf die Bühne und Brian Fallon bei seinen Gesangsparts textsicher unterstützen. Zum Dank gibt es auch noch ein Foto mit dem Sänger im Arm. Die brauche ich wohl kaum fragen, ob sie Spaß hatten. Nach exakt zwei Stunden, Punkt 23.30 Uhr, ist dann Schluss und ein sichtlich zufriedenes Publikum macht sich auf den Heimweg. Immerhin, Gaslight Anthem haben in einer ausverkauften Halle zwei Stunden lang ordentlich Stimmung gemacht. So ist das halt mit massentauglicher Musik: den meisten hat es richtig gut gefallen.

The Gaslight Anthem

Foto: Steffen Schmid

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