FELIX SCHARLAU & LINUS VOLKMANN, 11.11.2014, Komma, Esslingen

Monsters of Borderline

Foto: X-tof Hoyer

Gute Strategie, eine Veranstaltung mit einem auf den Bühnenhintergrund projizierten Countdown zu beginnen. Exakt mit Ablauf der rückwärtsgezählten ca. drei Minuten sind alle erwartungsvoll still. Gefällt mir als Verlaufsplan- und Pünktlichkeitsfanatikerin sehr und würde ich persönlich gerne in praktisch jedem Lebensbereich einsetzen.

Das Komma in Esslingen ist am Dienstagabend angenehm gefüllt, es müssen sogar noch ein paar zusätzliche Sitzgelegenheiten hereingetragen werden. Monsters of Borderline ist der Titel der Lesung mit den früheren Intro-Musikmagazin-Mitarbeitern und Autoren Felix Scharlau und Linus Volkmann. Beide lesen aus ihren aktuellen Büchern „Fünfhunderteins – Ein DJ auf Autopilot“ (Scharlau) und „Lies die Biber“ (Volkmann) sowie aus den gemeinsam betriebenen „Rentner-Fanzine“ (Eigenwerbung) „Schinken Omi„.

Monsters of Borderline

Foto: X-tof Hoyer

Doch zurück zur Show. Auf den Countdown folgt ein Videoclip, zu dem ich mir zunächst notiere „Kind geht in Schule(?)“ bis Kinokennerin Sabine G. mir freundlicherweise diskret einflüstert „Das ist `Die unendliche Geschichte'“. Und tatsächlich erkenne auch ich wenige Momente später am Anblick der vertrauten Steinmonster und -walzen sowie weiteren recht ungelenken „Special Effects“, dass es sich um den aus Bavariafilmpark-Führungen bekannten Fantasyfilm aus den ca. späten 80er Jahren handelt. Allerdings untertitelt mit auf die bevorstehende Veranstaltung zugeschnittenen Texttafeln, bspw. „Linus schwänzt heute extra sein Kieser-Training“ (erster Lacher von Nebensitzer Lino) und unterlegt mit stimmungsvoll-bombastischer Pauken- und Streichermusik.

Im Anschluss beginnt die Lesung mit einleitenden Worten von Felix und dem Teaser, dass es „ein besonderer Abend“ werden würde – „nach der Pause.“ Felix führt außerdem eine Shoutbox vor, die es als Beigabe zur Special-Edition des aktuellen Albums der Band Scooter gab und die auf Knopfdruck diverse beliebte Scooter Shouts abspielt – laut Felix optimal einsetzbar als Stimmungsheber „wenn’s mal nicht so läuft“. Wird aber heute Abend gar nicht gebraucht. Felix übergibt dann an Linus, der zuächst seine Überraschung über die zugegebenermaßen beeindruckenden Müllberge an der Esslinger Haltestelle „Pliensauvorstadt“ zum Ausdruck bringt, hätte er doch bisher gedacht, in Baden-Württemberg herrsche überall „unermesslicher Reichtum“. Anschließend liest er einen Auszug aus der Geschichte „Super Lupo in Vorratsdatenspeicherung der Lust“.

Monsters of Borderline

Foto: X-tof Hoyer

Im weiteren Verlauf lesen Linus und Felix Passagen aus ihren jeweiligen Büchern im Wechsel. Von Linus bin ich sowieso schon immer Fan und auch Felix Romanauszüge finde ich sehr überzeugend (DJs, die beim Auflegen den überwältigenden Drang verspüren, einzuschlafen – hohes Identifikationspotential bei mir – allerdings nicht erst nach zweieinhalb Wochen wie bei Felix‘ Rekord DJ im Roman sondern nach 2,5 Stunden).

Jetzt könnte man die komplette Lesung in Echtzeit nacherzählen, denn es war wie immer wahnsinnig lustig und brillant. Das würde allerdings den (gedachten) Blograhmen sprengen und man kann (und sollte) die Bücher von Scharlau & Volkmann ja auch einfach selbst kaufen und lesen.

Monsters of Borderline

Foto: X-tof Hoyer

Nur noch soviel: Das angeteaserte Highlight nach der Pause bestand in einem Auftritt des echten Guinness-Weltrekordhalters für das längste Musikauflegen (drei Wochen, oder 501 Stunden) DJ Lieby, der als lose Inspiration für Felix‘ Roman diente und aus dem Stuttgarter Raum stammt (RTL berichtete seinerzeit hier). Den Rekord stellte er Anfang der 90er Jahre auf und die Bestmarke gilt offenbar bis heute. Unter anderem auch aus dem Grund, weil die Guinness-Redaktion (schönes Detail) die Aufnahme von „gesundheitsgefährdenden Spaßrekorden“ (O-Ton DJ Lieby) kurze Zeit später ersatzlos gestrichen hätte.

Bleibt außerdem noch zu sagen, dass am Merchstand zum Schluss sämtliche ausliegenden Bücher und Schinken-Omi-Exemplare ausverkauft waren, so dass nicht mal ich mehr eins abbekommen habe. Aber wisst Ihr was, Scharlau & Volkmann, kommt doch einfach ganz bald wieder.

4 Gedanken zu „FELIX SCHARLAU & LINUS VOLKMANN, 11.11.2014, Komma, Esslingen

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