DEATH HAWKS, 23.10.2014, Zwölfzehn, Stuttgart

Death Hawks

Foto: Michael Haußmann

Heute kommt mir keine Eisenbahnfahrt in die Quere, die mir den Konzertbesuch vermasseln könnte. Das Fernbleiben eines Übels als Grund für gute Laune, so weit isses schon. Die Stimmung ist sogar so gut, dass mir im Vorfeld des Auftritts der finnischen Death Hawks, durch diese inspiriert, noch ein guter Name für männlichen Metalnachwuchs einfällt: Deathlef. Was wiederum der ultimative Beweis ist, dass beste Laune und gute, sinnstiftende Kreativität sich nicht vertragen.

Appropos Metal, trotz Death im Namen spielen die Männer aus dem Land der vielen Stechmücken, unzähligen Kasi, und stoischen Raucher, die weit mit Skiern springen, keinen solchigen. Ebenso wenig wie die Stuttgarter Vorband Motherbeast, auch hier trotz Namens mit leichtem Schwefelaroma, die übrigens heute Abend ihre Livepremiere feiert. Ein Trio junger Menschen, deren eigene Bandbeschreibung auf ihrer facebook Seite so herrlich leicht over the top und elanvoll ist, wie das bei jungen Menschen auch so sein muss. Und ähnlich verhält es sich mit der Musik.

Es fängt mit einem recht virtuos gespielten Klavierintro eines jungen Herren an, zu dem sich nach einer Weile ein weiterer Mann gesellt, der Basstöne dazu zupft. Dann kommt eine singende Dame auf die Bühne, die irgendwann das Keyboard übernimmt, während der klavierspielende Mann an die Drums wechselt. Das ruhige Intro wird von einem sehr energischen, harten Uptempo.Part abgelöst. Irgendwie so Seventies Heavy Rock, der von einer leicht mystischen Aura gekennzeichnet ist. Der Bassist wechselt zur Gitarre, und es gibt ein sehr fett klingendes und, ja so ist es, geiles Riff zu hören.

Motherbeast

Foto: Michael Haußmann

Dass es der erste Gig ist merkt man natürlich an paar Stellen, die nicht ganz fehlerfrei sind. Ebenso wirkt die Sängerin am Anfang noch ein wenig schüchtern in ihrer Präsenz, was in einem gewissen Kontrast zur Musik steht. Aber das wird im Verlauf besser, und eine tolle Stimme hat sie auf jeden Fall. Der Drummer prügelt sich evtl. vorhandenes Lampenfieber einfach weg. Der 30-minütige, sehr energiegeladene Auftritt zeigt einerseits eine Band, die viele gute Ideen hat und auch in der Lage ist, diese musikalisch umzusetzen. Manche Songs wirken auf mich aber noch ein wenig zu unausgereift, inhomogen. Es wird klar wohin die Reise gehen soll, was der Sound der Band sein soll, aber manches klingt noch ein wenig nach Stückwerk. Gutes Stückwerk allerdings. Vielleicht täte noch ein viertes Bandmitglied (Gitarre/Bass) gut, welches ab und an auftretende Lücken im Gesamtklang auffangen könnte. Trotzdem, für das erste Mal war das vielversprechend.

Nach nur kurzer Umbaupause kommen die vier Finnen auf die mit psychedelischen Visuals ausgeleuchtete Bühne. Konsequenter End 60er, Anfang 70er Look ist das Motto. Der schmale Sänger und Gitarrist ruft bei Sabine „Temples“-Assoziationen hervor, Micha meint sich an Robert Plant erinnert. Zwei Top-Generationen, zwei Top-Meinungen.

Death Hawks

Foto: Michael Haußmann

Geboten wird ein grundguter, psychedelischer Rocksound, der allerlei in sich aufgesogen hat, was die Stilrichtung in besagtem Zeitraum so angeboten hat. Da ist einerseits der Gesang, der öfters mal an, wen sonst, Jim Morrison erinnert. Interessanterweise benutzt der Sänger dazu irgendwelche ungewöhnlichen, akustischen Gitarren, die aber leicht verzerrt wiedergegeben werden, und meist leicht angeblueste Themen spielen. Der Keyboarder hingegen zaubert sphärische, flächige Sounds, die mich mal an Gong, mal an Hawkwind erinnern. Ab und an spielt er sogar Saxophon, was dann fast schon ein wenig den Sound der Van Der Graaf Generator heraufbeschwört. Der Basser swingt derweil gut pumpende Läufe, während der Drummer fast schon krautrockigen, treibenden Stoizismus pflegt.

Dies alles greift perfekt ineinander, und sorgt immer mehr für eine sogartige Wirkung, der sich die, leider wenigen, Zuschauer nicht entziehen können. Die Band spielt sich und uns in einen Rausch. Dabei ist das Ganze auch innerhalb der Songs sehr abwechslungsreich. Instrumentale Parts, mal ruhiger, mal hypnotisch laut sich steigernd, wechseln sich mit gesungenen, melodischen Stücken ab. Im Gegensatz zu den Temples oder auch Jacco Gardner, die im Prinzip aus ähnlichen Quellen zitieren und einen ähnliches Look haben, sind die Death Hawks aber weniger poppig, bevorzugen das Rauschhafte des Psychedelicrocks.

Death Hawks

Foto: Michael Haußmann

Der Psychedelic-Posterboy (Sänger) trinkt derweil Tee, und starrt danach ohne zu blinzeln für längere Zeit bewegungslos geradeaus. Darauf folgen lautmalerische Gesangsfetzen. Scheint eine Teemischung zu sein, die nur unter der Ladentheke verkauft wird. Oder tut nur so. Wie überhaupt man natürlich sagen kann, dass hier ein paar Jungs schon ein wenig die guten, alten Zeiten im Psychedelickinderzimmer nachspielen, und das mit Gegenwart und down to earth nicht viel zu tun hat. Andererseits darf das doch auch so im Pop. Wer erdverbundene, realitätsbezogene Musik von Menschen will, die auch der eigene Reihenhausnachbarn sein könnten, die sollen halt zu Grönemeyer gehen.

Death Hawks

Foto: Michael Haußmann

Nur ca. 50 Minuten dauert dieser begeisternde Ritt, der dank Zugabe letztendlich noch auf eine Stunde kommt. Abgerundet wird das Set noch durch den Sänger, der auf die Theke steigt und dort weiter Gitarre spielt. Dass das mit den glattsohligen Stiefeletten letztendlich nicht gut gehen kann und in einer Bruchlandung endet, war von Anfang an klar, ist aber auch irgendwie konsequent. Die Death Hawks leben ihren Musiktraum eben in allen Facetten aus.

Motherbeast

Death Hawks

3 Gedanken zu „DEATH HAWKS, 23.10.2014, Zwölfzehn, Stuttgart

  • 24. Oktober 2014 um 22:20 Uhr
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    Extrem schräg. Was habt ihr denn dem Fotografen in den Tee getan?

  • 24. Oktober 2014 um 23:23 Uhr
    Permalink

    wuu! sehr schöne fotos!

  • 25. Oktober 2014 um 18:59 Uhr
    Permalink

    Sehr coole Bilder und Bericht!

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