FM BELFAST, 11.10.2014, Komma, Esslingen
Mannometer, das ist gruselig. Leute treffen. Breitscheidstüble. Trinken. Ausmachen, dass man gemeinsam zu FM Belfast geht. Schlafen. Vergessen. Alles weg. Entsprechend geschockt bin ich dann, als die Mail kommt, dass am Samstag alles klappt. Und gerade als ich mich damit abgefunden habe, mir am Sonnabend den Rücken beim Rumgehopse in den Wagenhallen zu verrenken, merke ich, die spielen im Komma, in Esslingen. Ob das vorher klar war? Ja, war es. Auch vergessen. Naja. War noch nie in Esslingen, aber sind ja FM Belfast. Da kann, da muss man seine Komfortzone halt auch mal verlassen. Und verflucht, das lohnt sich.
Der Carsten, der die Fotos schön macht und toll Auto fährt und mit dem es mich arg freut, heute hier zu sein, bringt’s, wie so oft – mit einem Satz – auf den Punkt. Den Abend und die Band. „Früher poppiger, jetzt ziemlich genau auf die Zwölf.“ Ähm, jap.
Letztes Jahr auf dem Southside habe ich die zum letzten mal gesehen. Und zum ersten. Und das war schon echt nicht schlecht. Der kleine Tänzer-Rapper mit den Knieschonern ist da ausgeflippt, weil er nen Bierbecher an den Kopp bekommen hat. Verständlich. Aber im Vergleich zu heute auch nicht so wild gewesen. Damals war das weiße Zelt voll, heut sinds 200-300 meine ich.
Berndsen eröffnet. Der fantastisch-irre Vollbartträger springt neben seinem DJ auf der Bühne umher, zieht seine geile 80er-Show durch, spielt den schönsten schlechte Laune-Track „Supertime“ mit guter Laune und zieht gegen Ende seine Sets obenrum blank. Dabei lässt er sich, klebt ja alles, von Belfast-Besetzung helfen und springt ins Publikum. Mhhhmm, Bitch.
FM Belfast reißen die Bude dann komplett ab und ein und überhaupt. Das ist eine Partyband. Betont wird „das“. Ab dem ersten Ton ist’s angerichtet. Elektrosounds und verfremdete Stimmen kommen dazu. Alle, die heute hier sind, mag ich. Weil keiner von denen auf dem Wasen ist. Geknüppelt wird eh hier härter. Und auch ich springe. Und rufe mal. Und presse meine Zähne so aufeinander, dass sie schier zerbrechen. Macht man hier so. Árni, der Frontmann führt durch die Show und gibt den Takt an. Dabei sieht er immer wilder und verflucht irre aus und ich überlege, ob ich, wenn er mich abmetzeln möchte, einfach ‚oke‘ sagen soll.
Gespielt wird zu fünft, trotzdem ist auch der Renner dabei. Der Kleine mit den Knieschonern. Das ist so einer, gegen den niemand ’ne Chance hat. Weil er nicht aufgibt. Niemals. Das Publikum aber auch nicht. Die hüpfen und tanzen und brüllen ganze Lieder mit. Vom neuen Album „Brighter Days“ kenne ich gar nicht so viel, aber das macht auch nichts. Weil mithüpfen kann man trotzdem immer. Da reichen schon Ah und Oh im richtigen Takt und das Lied ist gesungen. Dabei ziehen sie immer mehr Klamotten aus und spätestens bei „Underwear“ stehen alle in Unterhosen da. Und Socken.
Zwischendrin schmückt Lóa Hlín Hjálmtýsdóttir (das ist die Frau) die Bühne mit Krepppapier und einer Notfalldecke, ein bärtiger Oppa ist voller Glitzer, einer aus dem Publikum springt in seine Freunde rein und fliegt über seinen Leuten, ein anderer steht mit auf der Bühne, ich sehe seine Nippel und er brüllt auch mal was ins Mikro, der Drummer schaut sich selbst im projizierten Video an, Berndsen und sein bärtiger Kompagnon kommen auf die Bühne, es hat 13.568°C, alle sind patschnass, alles klebt, Oasis Wonderwall, Fuck you, I won’t do what you tell me!, Welcome to the Jungle, Fight for your Right, Haare kleben im Gesicht, wild und wilder. Schneller, als jemals jemand schreiben könnte. So viel Stoff kann man gar nicht nachschütten.
Ach und es sind einfach alle so scheißnett und sympathisch. Der große, bärtige, wilde Sicherheitsmann leuchtet mit der Lampe, wippt selbst mit und lächelt einfach. Und auch die Musik. Damit gewinnt man keine Preise, aber die Songs sind einfach der Burner. Desch der Burner. Alles Burner. Gegen Ende spielen sie ein paar ältere Sachen, „Underwear“ und so und das ist auch einfach herrlich. Passiert einfach nix dort, wo die herkommen. „How To Make Friends“ heißt das 2008er Album. Genau so nämlich, die haben’s raus. Schön auch hier im Komma. Direkt um’s Eck ist der Merchstand. „Dry T-Shirt“ steht darüber. Kann man brauchen. Das ist witzig.
Sehr genialer Bericht!
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