MAX HERRE, 02.08.2014, Schlosshof, Ludwigsburg

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

Natürlich muss man irgendwie bei Freundeskreis anfangen, denn damit begann alles, irgendwann 1996, was sich unglaublich lange her anhört. Die Stuttgarter HipHop-Band, der zurecht eine so große Bedeutung zugeschrieben wird, war schon immer ein Community-Ding. Auf dem ersten Album „Quadratur des Kreises“ war zwar Sékou mit auf dem Cover, die Band war aber eigentlich Max Herre, Phillipe Kayser und DJ Friction, Sékou war „nur“ Featured Artist.

Gastsänger, -musiker und -rapper spielten bei Freundeskreis immer eine große und größer werdende Rolle – was sich beim zweiten Album „Esperanto“ 1999 in der Feature-Liste zeigte und mit dem Live-Album „En Directo“ unter dem Namen FK Allstars im Jahr 2000 endgültig dokumentiert wurde. Die Idee der gleichnamigen Tour damals: Das ist die letzte Gelegenheit, alle befreundeten Künstler nochmals auf eine Tour und ein Album zu bekommen.

Und es sollte sich bewahrheiten – Künstler wie Gentleman oder Joy Denalane feierten danach riesige Erfolge auf Solopfaden. Und auch Max Herre suchte und fand als Solokünstler sein Glück – ohne den Freundeskreis im wörtlichen Sinne jemals zu verlieren.

Denn egal ob bei seinen oder Joy Denalanes Soloalben, die er mit produzierte, immer wieder tauchten die Künstler der FK Allstars irgendwie auf. Was dazu führte, dass gerade bei Konzerten sich Songs und Künstler kreuzten und querten – „Mit Dir“ hört man bei einem Joy-Denalane-Konzert und bei einem Max-Herre-Konzert, „Get Up“ bei selbigem oder beim Afrob-Konzert – je nachdem wer gerade wo verfügbar ist.

Und so überrascht es nicht mal ansatzweise, dass auch das Max Herre Unplugged-Konzert in Ludwigsburg eine kleine FK Allstars-Veranstaltung wird.

Der Innenhof des Schlosses ist eine veritable Location, der dramatische Himmel nach einem verregneten Nachmittag tut sein Übriges und Fetsum aus Stuttgart eröffnet den Abend, und dazu gehört durchaus Mut, allein mit einem Gitarristen auf der großen Bühne. Aber auch eine große Stimme kann einen großen Platz füllen.

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

Dann Max Herre mit dem 20-köpfigen Kahedi Radio Orchestra unter der Leitung von Lilo Scrimali, ohne den deutscher HipHop mit Livemusik nicht das gleiche wäre. Natürlich ist Ludwigsburg das Heimspiel, Stuttgart ist so nahe dass Max Herre nicht nur einmal das Publikum mit „Stuttgart“ statt mit „Ludwigsburg“ anredet.

Vielleicht liegt es an der Heimat, der zahlreich erschienen Lokal-und Szeneprominenz aus dem alten und neuen Freundeskreis-Umfeld, vielleicht ist es auf der gesamten Tour so: Man sieht Max Herre sogar aus der Entfernung an, dass er unglaublich Spaß hat, dass er zufrieden ist mit dem, was er da macht, dass er weiß, dass es gut ist und sich ganz ohne Überheblichkeit einfach darüber freut.

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

Wer die Aufzeichnung des MTV Unplugged Konzerts gesehen hat, und das haben sicherlich die meisten der wohl 10.000 Besucher, der wird musikalisch nicht besonders überrascht an diesem Abend. Mit Soul, Reggae und HipHop geht es durch fast 20 Jahre Freundeskreis, Max Herre und Gäste.

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

Und das mit einer angenehmen Mischung aus Routine und Leidenschaft, so dass selbst bei der gefühlt zwanzigsten Neuinterpretation von „Esperanto“ Gänsehaut entsteht. Auch die Gäste auf der Bühne überraschen wenig, Afrob, Fetsum, Joy Denalane und Megaloh kommen mehrfach zum Einsatz, und selbst der Auftritt von Philipp Poisel verursacht zwar am meisten Euphorie beim weiblichen Teil des Publikums, war aber auch mehr oder weniger zu erwarten.

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

Ja, vielleicht ist alles einen Tick zu perfekt, vielleicht hat sich das Konzept zu oft wiederholt, vielleicht sind Songs wie „Wolke 7“ mit Poisel dann doch zu viel Pop – aber letztendlich gehen alle zufrieden nach Hause: Die HipHop-Heads, für die Freundeskreis und damit Max Herre bis heute eine der besten deutschen HipHop-Bands ist, genauso wie die Hausfrauen, die sich wünschen, dass Max und Joy sich doch jetzt bitte bei „Mit dir“ auf der Bühne endlich küssen.

Max Herre

Foto: Michael Haußmann

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