FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Michael Haußmann

Ein wirklich magischer Konzertmoment war es damals, anno 2010 als ich Frank Fairfield – eher zufällig – zum ersten Mal sah. Ich wollte unbedingt mal wieder in die Waggons und da war mir jedes Konzert recht, warum also nicht auch mal altmodische Country-Musik? Vor dem Gig stand Fairfield mit uns auf der kleinen Terrasse über den Gleisen, und wir starrten alle schweigend auf die Stadt-Brache im Mondlicht. Wir trauten uns nicht, ihn anzusprechen, so distanziert wirkte er in seinem altmodischen dunklen Anzug und seinem abwesenden Blick. Als er dann vor einem knappen Dutzend Zuschauern sein Konzert spielte, war er derart introvertiert, dass er kaum mal seinen Blick vom Boden hob, geschweige denn zu den Zuhörern sprach. Sein Gesangsvortrag, sein Geigen-, Banjo- und Gitarrenspiel waren allerdings sowas von intensiv und fesselnd, wie ich es auf kaum einem anderen Konzert erlebt habe. Heute, vier Jahre später in der Kneipe der Manufaktur ist einiges anders.

FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Michael Haußmann

Eigentlich hätte Fairfield heute bei schönem Wetter, wie schon im Mai 2011, wieder im Garten der Manufaktur spielen sollen. Auch bei diesem Konzert waren wir damals, und auch dieser Abend war ein ganz besonderer. Als einsamer Barde sang er, ohne jede technische Unterstützung, in den gut gefüllten Biergarten hinein. Es war eine laue Frühsommer-Nacht, die Leute lauschten mucksmäuschenstill, und Fairfields markante, gepresste Nasalstimme zauberte eine seltsame Old-Fashioned-Wild-West-Stimmung. Keiner hätte sich gewundert, wenn plötzlich die Waltons auf den Hof gefahren wären. Und so waren wir natürlich mächtig gespannt auf das neuerliche Gastspiel des ehemaligen Straßenmusikers, Musik-Nerds und Schelllack-Sammlers, den es, warum auch immer, regelmäßig in unsere Gegend führt. Dabei wirkt seine Musik, die größtenteils auf Traditionals der Zwanziger und Dreißiger Jahre zurückgeht, nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sie ist auch ohne den kulturellen Background manchmal etwas schwer verdaulich.

FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Michael Haußmann

Zum heutigen Konzert ist Fairfield aber auch nicht alleine angereist. Mit Zac Sokolow hat er einen kongenialen Musiker-Kollegen dabei, der ihn nicht nur optisch sondern auch musikalisch gut ergänzt. Das musikalische Programm hat er an das neue Setup angepasst, es sind eher Jigs und Reels, Walzer und andere altmodische Tanzmusik, die die beiden in unterschiedlichen Kombinationen aus zwei Geigen, zwei Banjos und einer Gitarre zum Besten geben. Der Rhythmus wird herzhaft gestampft und es fehlt eigentlich nur, dass sich die Gäste zum Tanz erheben. Das geht allerdings nicht, denn die Kneipe ist voll und der Gastro-Betrieb geht unvermindert (und ziemlich lautstark) weiter. Die Musiker scheint’s nicht zu stören, auch wenn sie kurz andeuten, dass es nicht eben „Dinner Music“ sei, die sie da spielen.

FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Michael Haußmann

Dass sich in diesem Setting nicht wieder diese besondere Magie entwickeln wird, ist schnell klar. Das liegt aber nicht nur an der Unruhe im Raum, sondern auch daran, dass Fairfield in Begleitung einfach weniger dominant ist. Zudem hat er über die Jahre deutlich an Bühnen-Routine gewonnen, macht regelmäßige – wenn auch schwer verständlich genuschelte – Ansagen ins Publikum und ist irgendwie nicht mehr der etwas linkische Kauz, den wir so lieb gewonnen haben. Und vor allem: seine großartigen, manchmal geradezu manisch vorgetragenen Solostücke wie das von Johnny Cash bekannte, von Fairfield aber x-mal besser interpretierte „Nine Pound Hammer“ sind leider dem neuen Arrangement zum Opfer gefallen. Nichtsdestotrotz: auch wenn einige nach der Mahlzeit den Laden verlassen, hat der größte Teil des Publikums so große Freude an den beiden, dass nach gut eineinhalb Stunden schweißtreibenden Fiedelns sogar noch eine Zugabe herausgeklatscht werden kann. Und mit „Rye Whiskey“ stimmt Fairfield dann sogar noch einen meiner Lieblingssongs an. Das versöhnt letztlich mit dem nicht ganz idealen Gig.

Wer sich einen Eindruck von Fairfields Qualität machen möchte, höre sich übrigens mal seine Version des Bluegrass-Klassikers „Cumberland Gap“ an, und vergleiche sie mit denen solcher Titanen wie Pete Seeger oder Woodie Guthrie. Keine Frage: Dieser Mann spielt altmodische Country-Musik authentisch wie kein anderer.

FRANK FAIRFIELD, 30.07.2014, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Michael Haußmann

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