QUEENS OF THE STONE AGE, 04.11.2013, Schleyerhalle, Stuttgart

Queens of the Stone Age

Foto: Steffen Schmid

QUEENS OF THE STONE AGE (kurz QOTSA), benannt nach einer EP von Kyuss, diese wiederum benannt nach dem Spitznamen, den Produzent Chris Goss den Jungs von Kyuss gegeben hat, sind also nach langen Jahren in der Schleyerhallen-Liga angekommen. In Stuttgart und Umgebung hat die Band seit den 90ern von der ROFA (damals noch Kyuss), über die Röhre, das alte Theaterhaus und das Kongresszentrum (alle † bis auf ROFA) gespielt. Im Gig-Blog hatten wir die Band noch nicht, weil es seit der vorletzten Platte „Era Vulgaris“ von 2007 etwas ruhig geworden war. Bandchef und einzig konstantes Mitglied Josh Homme war aber nicht untätig in dieser Zeit mit den anderen Projekten Eagles Of Death Metal und Them Crooked Vultures.

2013 dann endlich das neue Album „…Like Clockwork“, sehr angenehm überraschend erschienen beim Indie(!) Matador, das die Band seither rund um den Globus touren lässt. Zweifel kann es kaum mehr daran geben, dass QOTSA die derzeit größte Rockband auf dem Planeten ist. Punkt. Oder halt Homme. Denn die Band ist zum Erscheinen der neuen Platte mal wieder eine ganz andere. Der einzige, der immer noch seit 2002 mitspielen darf ist Troy Van Leeuwen an der Gitarre. Homme hat, was den Personalverschleiß angeht, nicht den besten Ruf. Ein ziemlicher Diktator muss er schon bei Kyuss gewesen sein und daran hat sich bis zum heutigen Tag nicht viel geändert. Es gefällt mir wesentlich besser, wenn eine Band in der Besetzung einigermaßen konstant bleibt. Man wird älter mit der Band, sieht sie alle paar Jahre zu einem neuen Album eine Show spielen, und man denkt sich, ach schau an, der Dings ist vielleicht alt/fett geworden, oder der Dings hat sich ja kaum verändert. Das geht bei der Band des heutigen Abends kaum. Die Schleyerhalle muss es zwangsläufig sein in Stuttgart, denn es fehlt die Halle, die größer als das LKA, und wiederum deutlich kleiner als die Schleyerhalle ist. Es verwundert daher nicht, dass die Halle im hinteren Drittel abgehängt, und die Tribüne überhaupt nicht besetzt ist. Das lässt die Band kleiner wirken als sie in Wahrheit ist, aber wie bereits festgestellt, geht es derzeit in Stuttgart nicht anders.

Queens of the Stone Age

Foto: Steffen Schmid

Action:
1. Stück „Go With The Flow“ von der Überplatte „Songs For The Deaf“ von 2002. Wer eine solche Vielzahl von Hits im Ärmel hat wie Homme, der kann lässig mit Zugabenmaterial anfangen. Ein Favorit bei wahrscheinlich jedem QOTSA-Fan. Sound bei den ersten Stücken noch nicht ganz perfekt. Leichter geht das bei den übergroßen „Visuals“, die von Anfang an ziemlich gut sind. Artwork von der „Songs…“ flitzt hin und her, im Video sind es Spermien, ein früheres Logo der Band. Nächste Single der gleichen Platte kommt, „First It Giveth“, was soll man noch sagen. Auch so eine Nummer für die Ewigkeit. Als mit „…Millionaire“ bereits das Dritte Stück der 2002er kommt, denke ich mir, dass das vielleicht ein Nicken an uns hier in Stuttgart ist, denn diese Platte hat die Band im alten Theaterhaus in Wangen vor über 10 Jahren vorgestellt. Das war damals DER Moment um die Queens live zu sehen, absoluter Höhepunkt, weg vom Vorbandstatus der Vorjahre, ein unverzichtbares Konzert in der Vita. Aber: „…Millionaire“ von Homme gesungen, das klingt echt schwach. Das habe ich dieses Jahr in Stuttgart schon besser gehört, gesungen/geschrien von Nick Oliveri, dem ehemaligen Basser, der es auch auf der „Songs…“ gesungen hat. Die noch frühere Version von diesem Lied hat Pete Stahl bei den „Desert Sessions“  gesungen, und zwar auch wesentlich rauer. Der hohe Gesang von Homme passt bei dieser Neandertaler-Rocknummer einfach nicht. Das gibt Abzug. Wird allerdings gleich wieder wett gemacht mit „My God Is The Sun“ von der neuen Platte. Das Stück war vor der Veröffentlichung der Platte offiziell anhörbar, und hat meine Vorfreude ordentlich angeheitzt. Immer noch mein Favorit auf der Neuen mit starkem Suchtpotential. Zu den neuen Stücken gibt es Visuals von „Boneface“, der aktuell für das Visuelle bei der Band zuständig ist. Gefällt sehr gut der etwas düstere Style des Briten. Die weitern Stücke der neuen Platte, die bei mir immer noch nicht ganz angekommen ist, was aber bei den vorigen ganz ähnlich war, sind „I Sat By The Ocean“, „The Vampyre Of Time And Memory“, „Kalopsia“, „If I Had A Tail“ und „Fairweather Friends“ und „Smooth Sailing“. Also wie man sieht einiges an Material, wohl fast so viele wie von der „Songs…“. Von der „Era Vulgaris“, die in meinem Ranking auf den letzten Plätzen steht kommt wie zu erwarten auch nur ein Stück „Sick Sick Sick“. Publikumpleaser sind „Burn The Witch“ mit super Visuals, und „Little Sister“ – letzteres gefällt mir so ziemlich gar nicht. Das Stück ist einfach zu effekthascherisch. Der Masse gefällt’s jedoch.

Queens of the Stone Age

Foto: Steffen Schmid

Ein absolutes Highlight: „Better Living Through Chemistry“ – großartige psychedelische Spielereien, die Qualität der Dronen auf der Bühne kommt voll zum Tragen, bestätigt von Mit-Blogger und Multiinstrumentalist Lino. Sowas glaub ich jedem sofort, der über das Triangel und Schebberle-Schlagen im Kindergarten hinausgekommen ist. Heute bemerkt es aber auch der Laie. Wieder sehr stark visuell hinterlegt. Sofern ich es nicht falsch verstanden habe, bekommt die Schlagzeug-Drone eine deutliche Abmahnung. Homme will gerade eine Ansage machen, als es kurz ins Fell drischt. Das wird quittiert mit „Not a god idea to hit me up with the drums“. Uff. Noch so ein Schnitzer, und das Galgenmännchen hängt.

Das letzte Stück „A Song For The Dead“, das im Original von Mark Lanegan gesungen wird, geht gesanglich genauso daneben wie das erwähnte „…Millionaire“. Mann JHo – vor lauter die armen kleinen ehemaligen Kyuss-Mitspieler verklagen, die jetzt wegen Dir und Deinen Hollywood-Anwälten nicht mal mehr den „Kyuss Lives“ Merch verkaufen dürfen, und sogar ihre aktuelle Platte haben umbenennen müssen, hast Du offenbar vergessen, dass Du damals schon aus gutem Grund manche Stücke von den härteren Jungs mit den härteren Stimmen hast singen lassen.

Trotzdem, killt den Abend sicherlich nicht, und die QOTSA-Show die mir nicht gefallen hat, die muss erst noch kommen.

Queens of the Stone Age

Foto: Steffen Schmid

17 Gedanken zu „QUEENS OF THE STONE AGE, 04.11.2013, Schleyerhalle, Stuttgart

  • 6. November 2013 um 09:24 Uhr
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    Spitzenkonzert war das, dafür dass das in dieser Riesenhalle war, und der Sound bei den ersten Songs ein fürchterlicher Matsch war. Muss ja sagen, dass mir die zweite Zugabe „I Appear Missing“ in Kombination mit der leicht verstörenden Animation sehr gut gefallen hat. Und „Feel Good Hit Of The Summer“ hat gefehlt.

  • 6. November 2013 um 09:52 Uhr
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    „Make it Wit Chu“ wurde auch gespielt. Nach Adam Riese macht das 2 Songs der Era… ;) Das Konzert war Mega. Absolut. Und wegen mir das näxte mal gerne auch im LKA…

  • 6. November 2013 um 10:00 Uhr
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    Gefehlt hat so einiges. Aber dann hätte wiederum anderes gefehlt, wenn von den einigen alle gekommen wären.

  • 6. November 2013 um 10:11 Uhr
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    Sagen wir es aber doch wie es ist. Die neue Platte ist doch nix. Da fehlen doch einfach die guten Songs. Geschmack hin oder her. Songs for the Deaf ganz groß danach kam eher weniger.

    Vista Chino macht das meiner Meinung viel frischer und besser.
    https://www.youtube.com/watch?v=x7kUwTk2vfk

    …oder auch diese Band aus Dänemark.
    https://www.youtube.com/watch?v=7wLhL57M7CA&list=PL196C6C71C8BC8456&index=1

    Live mag das ja immer noch was anderes sein wobei die letzten beiden Male bei mir eher auch als langweilig im Kopf hängen blieben.

  • 6. November 2013 um 10:15 Uhr
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    ich mag die neue Platte vom QOTSA. Vista Chino sind ja nicht schlecht, führen ja aber nur das Kyuss-Erbe fast unverändert fort, während Josh Homme ja versucht ab und an neue Aspekte in seinen Sound einzubinden.

  • 6. November 2013 um 10:17 Uhr
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    „Make it Wit Chu“ ist streng genommen ein Desert-Sessions-Stück. Aber schon richtig, hat dann wie früher üblich den Weg auf die nächste QOTSA gefunden. Vielleicht hätte eine neue Auflage der DS vor der Platte nicht geschadet.

  • 6. November 2013 um 12:58 Uhr
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    So ganz mitgerissen hats mich auch nicht, aber das lag vielleicht auch daran, dass ich kränkelnd war. Songreihenfolge fand ich etwas seltsam, wenn ich überlege, wieviele weitere potentielle Zugaben da recht früh verballert wurden. Publikum fand ich auch mal wieder sehr schwach. Die Band mit Applaus wieder auf die Bühne zurückholen, wie ging das gleich? Ich glaube, ich hätte keine Zugabe gespielt.
    Auf das neue Album laß ich jedoch nichts kommen, das sehe ich wie Euer geschätzter Kollege Setzer in den StN: mindestens das zweitbeste QOTSA-Album. Hoffentlich hab ich jetzt richtig zitiert, für mich stimmts jedenfalls.

  • 6. November 2013 um 13:13 Uhr
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    Jemand sollte mal erwähnen, dass der Schmoudi wieder sehr schöne Bilder abgeliefert hat. Hiermit erledigt.

  • 6. November 2013 um 17:54 Uhr
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    Hiho,
    der Drummer hat keinen Einlauf bekommen, das galt den Zuschauern, weil da gerade mit Bechern geworfen wurde. Josh meinte „Not a god idea to hit me up with a glass“. Mir hat’s Konzert gefallen und mir gefällt auch die neue Platte.

  • 6. November 2013 um 19:40 Uhr
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    Was das Geile am Becherwerfen sein soll, hat sich bei mir bisher auch noch nicht erschlossen. Irgendwelche verklemmten Rock’n Roll Rituale wahrscheinlich oder sowas.

    Ich muss den Autor in Schutz nehmen. Dafür, dass er ununterbrochen Bier getrunken hatte, ist der Bericht tipptopp geworden!

  • 6. November 2013 um 20:23 Uhr
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    Ich fand das Becherwerfen voll gut. Zum Schluß lagen mir zwei davon zu Füßen, die ich (als alter Schwabe) natürlich aufgehoben und zusammen mit meinem abgegeben hab.
    Ich kam mir vor wie früher als Kind im Freibad, als wir Flaschen gesammelt haben, um uns Süßis leisten zu können… ;-)

  • 7. November 2013 um 12:20 Uhr
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    >Ich fand das Becherwerfen voll gut. Zum Schluß lagen mir zwei davon zu Füßen, die ich (als alter Schwabe) natürlich aufgehoben und zusammen mit meinem abgegeben hab.<

    Verständlich bei dem Eintrittspreis…

  • 8. November 2013 um 08:42 Uhr
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    Ich fand das Konzert eigentlich super. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich viele Songs einfach weltklasse finde. Was mich aber völlig fertig gemacht hat, war die extrem schlechte Abmischung an diesem Abend. Teilweise konnte man die Instrumente gar nicht raus hören. Manchmal wars einfach nur ein riesiger Klangbrei. Und das bei Songs, bei denen man die unterschiedlichen Harmonien, Riffs, Übergänge (keine Ahnung wie man dies bezeichnen soll) genießen sollte. Das kann man wirklich besser machen. Wegen mir auch gerne wieder im LKA!! Das war bei der Vorband einiges besser. Wie hießen die denn eigentlich?

  • 8. November 2013 um 11:23 Uhr
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    Der Support war Band Of Skulls. Hab mich total geärgert, dass ich um 20.00 Uhr kommen konnte…

  • 8. November 2013 um 11:24 Uhr
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    *dass ich ERST um 20.00 Uhr kommen konnte,,,

  • 8. November 2013 um 17:03 Uhr
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    Einfach nur ein Wahnsinnskonzert!

  • 5. September 2014 um 17:12 Uhr
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    Bei der Desert Sessions Version von Millionaire hat Mario Lalli gesungen und nicht Pete Stahl. Qotsa war auch nicht der Name einer Kyuss EP, sondern eine Split EP beider Bands ;)

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