WHITE HILLS, 11.10.2013, Komma, Esslingen

White Hills, NYC, Esslingen Komma

Foto: Michael Weiß

Bisschen auf verlorenem Posten fühle ich mich, da ich fest mit Tox‘ Anwesenheit heute Abend gerechnet hatte. Unsere humane alexandrinische Bibliothek was anstrengende Musik angeht. Anstrengender Typ, anstrengende Musik, so einfach ist das. Da hätte ich heute Abend bestimmt eine Menge Infos abmelken können, da ich mal wieder keine Ahnung habe, wer oder was die White Hills genau sind. Hörprobe hatte mich überzeugt, dann schauen wir mal wie das live so wird.

Das New Yorker Duo wird heute Abend von einem Drummer unterstützt, und beginnt gegen viertel vor zehn vor etwa 40 Zuschauer sein Set. Bassistin Ego Sensation hat eine Art Glitzer-Weihnachtsmann-Anzug an, bei dem die Hose vergessen wurde, und sieht in echt (noch) besser aus als auf den Promofotos. Hot! Gitarrist und Sänger Dave W. hat die Augenpartie großzügig grünlich-blau geschminkt, und auch an Kajal mangelt es nicht. Ein optischer Style, den man nicht unbedingt mit diesem Musikgenre in Verbindung bringt, aber umso besser.

Musikalisch ist das Ganze heute Abend jetzt eher nicht so komplex, heißt, meistens simple, extrem druckvolle Riffs, die auch von Meister Iommi hätten kommen können. Gepaart wird das mit ausdauernder Wiederholung und Gleichförmigkeit der Parts, einem langgezogenem, verhalltem Gesang, und treibendem Gestampfe der Drums. Das Resultat ist bester, hypnotischer Space-Stoner-Rock, der gerne mal an Hawkwind erinnert.

Die meisten Stücke singt Dave W., wobei Ego Sensation bei einigen Songs auch interessante zweite Gegenstimmen beisteuert. Meine Lieblingsparts sind oft die Gitarrensoli, wenn die Akkordfolge sich ändert, und das Stück einen neuen Anlauf nimmt. Die Wah-Wah Soli steigern sich dann mit dem ganzen Song Stück für Stück, und entwickeln dabei eine hypnotische Wirkung, die einen packt und nicht mehr loslässt.

White Hills, NYC, Esslingen Komma

Foto: Michael Weiß

Überhaupt übt das ganze Konzert mit seinem düsteren, monotonen Licht in Verbindung mit der Musik eine irgendwie zwingende, einnehmende Wirkung auf einen aus, der man sich nur schwerlich entziehen kann, und überhaupt ja eh auch gar nicht will. Okkulte Space-Rock-Messe oder so was. Da stören mich selbst instrumentale Ambientparts, die fast schon an Seefeel erinnern, nicht. Im Gegenteil, sie geben dem ganzen Abend noch eine zusätzliche Note.

So sind die 75 komplett unlangweiligen Minuten des Hauptsets viel zu schnell um. Eine recht kurze Zugabe gibt es noch. Seltsam kurz fast schon, da die meisten White Hills Songs ja eher zu großer Länge neigen. Man bedauert es, diesen seltsamen Kosmos wieder verlassen zu müssen, umso mehr als auf der S-Bahn-Rückfahrt gröhlende, die Müllbehälter (immerhin) vollkotzende Trachtenseppls vom Wasen unser Begleiter sein werden.

White Hills

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