THE STEPKIDS, 09.10.2013, Das Bett, Frankfurt

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Gar nicht so einfach die Dienstreise nach Frankfurt von der gig-blog Verwaltung abgesegnet zu bekommen. Grüne Soße, Junkieswatch und Fluglärm taugen wenig als überzeugende Reisegründe, so muss dann doch der musikalische Aspekt hervorgehoben werden. Nach 70er klingender, psychedelischer Soul, der trotzdem irgendwie modern klingt, und mit mir nichts Bekanntem zu verlgeichen ist, gespielt von herausragenden Musikern, war dann letztendlich doch ausreichend, um den allerhöchsten Segen zu bekommen.

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Die Skyline von Frankfurt kann dann noch so sehr auf urban dicke Weltstadthose machen, letztendlich zeigen die ca. 30 Zuschauer beim Konzert, dass die hessischen Konzertveranstalter mit ähnlichen Problemen wie die unsrigen Stuttgarter zu kämpfen haben. Provinz, musikalische Ignoranz, ach, der gemeinen Beleidigungen wären da vieler, die man nennen könnte, aber man möchte ja nicht allzu sehr arrogant-geschmäcklerisch rüberkommen. Reden wir lieben vom Konzert, von diesem fantastischen.

Das Trio aus Connecticut fängt das Konzert folgendermaßen an: Schlagzeuger Tim Walsh wirbelt jazzig auf seinen Trommeln herum, dann kommen Gitarrist Jeff Gitelman und Bassist Dan Edinberg mit roten, samtenen Capes auf die Bühne, auf denen royal die Abkürzung „SK“ eingestickt ist. „Brain Ninja“ vom ersten ihrer zwei Alben dürfte der Opener sein.

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Ein vom Drummer bedientes MacBook hilft die psychedelischen Sounds einzuspielen, die den Songs von The Stepkids diese unverwechselbare Note geben. Mit komplizierte Rhythmen und Arrangements trommeln, sowie teilweise Leadgesang oder schwierigen Backing-Vocals ist er wohl nicht ausgelastet genug. Ebenso die beiden Saitenmänner. Singen natürlich beide extrem gekonnt auch die schwierigsten Passagen fehlerfrei, ob mit normaler Stimme oder sehr häufigem Falsett. Dazu brennen sie wenn es sein muss kurze, virtuose Feuerwerke auf ihren Instrumenten ab, oder begleiten auch die rhythmisch und harmonisch schwierigsten Parts souverän, um währenddessen natürlich perfekt synchron Choreografien abzutanzen.

Dabei würde die Musik ja schon bei weitem ausreichen, um einen meiner musikalisch spannendsten Konzertbesuche der letzten Jahre zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Denn was die Jungs hier machen, ist wirklich einzigartig.

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Ist ja immer schwierig von innovativer Musik zu sprechen. Was ist schon innovativ, zumal bei einer Band, bei der man teilweise so deutlich bestimmte Retro-Einflüsse heraushören kann? Und doch ist es so, dass man gar nicht weiß, ob man irgendeine Band benennen kann, die solche Musik macht. Das zweite Stück „Suburban Dream“ klingt wie ein Proto-Dub-Reggae der mit Curtis Mayfield auf LSD kollidiert. Der neue Track „Desert In The Dark“ klingt wie völlig verspulter, narkotisierter R’n’B. Und trotz vertrackter Breaks und teils nicht sofort ersichtlichen Melodie- und Harmoniebögen fließt das Ganze wunderbar, und Fuß und Hüfte wippen mit.

Dass The Stepkids in der Lage sind, ganz großartige Coversongs zu spielen, haben sie nicht nur dieses Jahr mit ihrer fantastischen Version von „Get Lucky“ bewiesen, sondern zeigen es auch heute abend mit „I Feel Free“ von The Cream. Da darf Gitarrist Jeff auch mal die Rocksau in sich rauslassen. Eher untypisch, da die nach schwüler Sommernacht klingende Musik samt Glitzer-Chucks und Glitzergitarrengurte ansonsten sehr angenehm eben nicht nach Hetenrock klingt und aussieht.

„Sweet Salvation“ vom neuen Album kommt mit nach Prince klingenden Vokal-Harmonien daher, samt Soloparts der Musiker. In solchen Fällen geht ja gern mal der Muckertum-Alarm los, aber hier passt das schon. Ist ja eher bemerkenswert, wie diszipliniert die Band ihr Können in den Dienst ihres Prog-Soft-Soul stellt.

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Publikum und Band begeistern sich gegenseitig, und dann scheisst eben auch der Hund drauf, dass viel zu wenige Menschen da sind. Das wunderbar poppige Soulstück „Cup Half Full“ ist der krönende Abschluss des regulären Sets. Oder war das nach Sly & The Family Stone klingende „Santos And Ken“ das letzte, ich weiß es nicht mehr. Man darf ja auch mal was durcheinanderbringen, wenn man begeistert ist.

Als Zugabe gibt es 500 Miles High von einen ihrer „favourite bands“. Und da merkt man dann eben auch schon wieder, dass das hier kein ganz gewöhnliches Indiekonzert ist, denn das Stück ist im Original von Chick Korea & Return To Forever. Natürlich auch das wieder großartig interpretiert, aber das wundert dann hier auch niemanden mehr. Musikalisch eine der spannendsten Bands der Jetztzeit im weiten Feld der Popmusik.

The Stepkids

Foto: Michael Haußmann

Ein Gedanke zu „THE STEPKIDS, 09.10.2013, Das Bett, Frankfurt

  • 10. Oktober 2013 um 23:52 Uhr
    Permalink

    der Antrag für meine „Dienstreise“ nach Montréal wurde innerhalb kürzester Zeit über Facebook genehmigt. Muss nur noch mal die Unterlagen einreichen….
    ;~)

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