HURRICANE DEAN, 21.02.2013, Zwölfzehn, Stuttgart

Hurricane Dean

Foto: Christian Nuglisch

Tight. So nennt man’s wohl, wenn eine Band so richtig geil zusammenspielt. Wenn’s dann klick macht, und das ganze plötzlich doppelt so gut klingt. Erlebt man nicht häufig. Hurricane Dean, die vierköpfige Indie-Kapelle aus Ostfriesland, hat das bei ihrem ersten Gig in Stuttgart mal ganz locker über (fast) das ganze Set hingekriegt. Respekt!

Mehr dazu später. Schließlich mussten wir uns im Zwölfzehn auch erstmal ordentlich gedulden, bis der Main Act so gegen elf die Bühne enterte. Man kann sich fragen, ob es unbedingt nötig ist, bei einem Gig unter der Woche zwei Support-Bands zu buchen (ging uns übrigens erst auf, als wir am Merch-Stand Platten von drei Bands vorfanden). Aber vielleicht war es eine ganz gute Idee. Das Zwölfzehn war jedenfalls gut besucht. Die lokalen Bands haben ihre Fans mitgebracht und so gab es einen schönen Rahmen für die doch noch nicht ganz so bekannten Hurricane Dean, die sonst wahrscheinlich vor einem kleineren Publikum hätten spielen müssen. Und dem vornehmlich studentischen Publikum dürfte es wohl eh schnurz gewesen sein, wie lang der Abend noch geht. Semesterferien.

The Impression

Foto: Christian Nuglisch

Jedenfalls war es ein wahrlich feines Vorprogramm. The Impression haben mit ihrem klassischen Rock, einer ordentlich Portion Power Pop und Blues den Laden gut aufgewärmt.

Behind the Masquerade

Foto: Christian Nuglisch

Wenn man die Größe der Facebook-Fanbase als Maß für Bekanntheit nimmt, hätten die nun folgenden Behind The Masquerade eigentlich den Abend eröffnen müssen. Für die Dramaturgie des Abends war die Reihenfolge aber gut. Die Stuttgarter Band, von der ich bis dato nichts gehört hatte, unterschied sich von den beiden anderen nämlich ganz erheblich. Und zwar nicht nur musikalisch, sondern auch optisch. Hinter geheimnisvollen Leuchtmasken versteckt, mit einer straighten Choreografie fand ich zuerst ein bisschen arty-farty. Aber ihr musikalischer Vortrag hat mich schnell eines besseren belehrt: knackharter Indie-Rock, Elektro und Punk, ein bisschen Shoegaze und in einem Titel sogar Spuren von Northern Soul. Eine wirklich treibende Mischung, die auch ohne den optischen Zierrat funktionieren würde. (Wobei ich zugeben muss, dass die Maskerade schon eine ganz eigene Ästhetik hat) Und die Erkenntnis: ja, auch zwei Vorbands sind ok. Zumindest wenn sie so erfrischend sind, wie die eben gehörten.

Hurricane Dean

Foto: Christian Nuglisch

Nun also endlich Hurricane Dean. Vermutlich wäre ich ohne den Gig-Blog nie auf diese Band gestoßen. Aber im Bestreben, immer wieder Neues zu hören und auch vorzustellen, scanne ich die lokalen Konzertprogramme halt etwas intensiver. Und was soll ich sagen: Es lohnt sich! Ganz besonders heute. Fünf Titel auf Spotify zum Warmup gehört und mir war klar: hier spielt eine Band, die ein verdammtes Talent für feine Melodien und zeitgemäßen Indie-Sound hat. Ok, nichts, was man nicht so oder ähnlich schonmal gehört hat: die Editors, Bloc Party, Interpol oder iLiKETRAiNS dürften zu den Vorbildern gehören. Aber wenn sie das live auf die Bühne bringen, darf man zumindest einen unterhaltsamen Abend erwarten.

Hurricane Dean

Foto: Christian Nuglisch

Und, wie gesagt: Live sind die Jungs aus dem hohen Norden eine Bank! Die Rhythmus-Gruppe um Oliver Szafranek und Yuergen Schulte spielt derart tight, dass es eine wahre Freude ist – und auch endlich Bewegung ins Zwölfzehn bringt. Malte Zierden frickelt delikat reduzierte Gitarrenriffs zusammen und Sänger Ian Bleeker – der, so bescheiden, wie er auftritt, eigentlich gar kein klassischer Frontmann ist – klingt wie einer der ganz großen. Mit „Appeal“ und „Flat Random Noise“ haben die Ostfriesen zwei richtige Smash Hits im Programm, und auch der Rest lässt hoffen, dass möglichst bald ein richtiges Album herauskommt.

Bis auf einen einzigen vergeigten Akkord gegen Ende des Sets ein makelloser Auftritt, der richtig großen Spaß gemacht hat und einen mit dem sicheren Gefühl nach Hause entlässt, dass diese Band noch ein viel größeres Publikum finden wird. Das von Ian bescheiden formulierte Ziel der Tour, ein bisschen bekannter zu werden, haben Hurricane Dean in Stuttgart voll erreicht.

Hurricane Dean

Foto: Christian Nuglisch

Hurricane Dean

Behind The Masquerade

The Impression

Ein Gedanke zu „HURRICANE DEAN, 21.02.2013, Zwölfzehn, Stuttgart

  • 23. Februar 2013 um 12:52 Uhr
    Permalink

    Coole Fotos, Christian!

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