HAWELKA, THE SMALLTOWN ROCKETS, 01.02.2013, Merlin, Stuttgart

Hawelka

Foto: Andreas Meinhardt

Streit gibt’s beim Gig-Blog nicht: Sind zwei Leute auf einem Konzert, können und dürfen sie einen Text auch zusammen schreiben. Sind ja keine Sitten wie im Raubtierkapitalismus hier.  So geschehen am Freitag bei der Lokalband-Sause „Kesselsound“ im Merlin. Ein E-Mail-Gespräch zwischen Holger und Niko.

Niko: Holger, es hat geschifft wie aus Eimern und ich musste mein Paddelboot bereits an der Senefelder aufgeben und die Augustenstraße hochkraulen. Die Smalltown Rockets habe ich deshalb verpasst, wie waren die?

Holger: Tja, das wäre genau das richtige gewesen für durchnässte Landratten. Hast wirklich was verpasst: Punkrock und Powerpop, ziemlich rotzig und voll auf die Mütze. Ein sehr sympathischer Haufen.

Smalltown Rockets

Foto: Andreas Meinhardt

Niko: Hört sich beim Hinterher-Reinhören tatsächlich nach einem schönen Wachmacher an. Stuttgarter Eigengewächs, glaube ich. Auch wenn ich kurz abschweife: Was hältst du denn eigentlich generell von der lokalen Bandszene? Ich war zum Beispiel letzte Woche bei Die Nerven aus Esslingen, das war großer Rudersport.

Holger: Heikles Thema. Ich war nicht dabei und habe Gegensätzliches gehört. Alles dabei von „genial“ bis „Schülerband“. Den Sympathiepreis scheinen sie ja nicht gewonnen zu haben. Lokale Bands stehen natürlich bevorzugt auf meinem Konzertplan. Swim Bird Fly, Melody La La, The Mood a.k.a. oder auch Kasparr – alles vom feinsten. Insofern konnte ich mit Smalltown Rockets und Hawelka gleich zwei Lücken schließen.

Niko: Ich fand es ja erstaunlich, wie viele Leute da waren. Auch wenn der Eintritt frei war: Für zwei Lokalbands war es echt voll, das Dirndl war sozusagen ausgefüllt. Hawelka haben die Innenstadt vorher aber auch ordentlich mit Plakaten tapeziert. Was sagst du denn zu ihrer Ansage, dass sie selber ihre Musik in einem Tarantino-Film sehen? Ich glaube das war, bevor sie Fremdes Land gespielt haben. Verschroben genug wäre die Musik jedenfalls.

Holger: In fünf Jahren haben die sich schon eine ordentliche Fanbase erspielt. Und gestern ist sie sicher noch ein Stück größer geworden. Ich find’s jedenfalls großartig, dass so eine Reihe wie Kesselsound beweist, dass es ordentliches Interesse an lokaler Musik gibt. Ob’s jetzt gleich Tarantino sein muss? Ein skurriler Roadmovie aus der tschechischen Provinz tät’s für mich auch. Apropos „verschroben“. Kommen wir zur Königsdisziplin: wie beschreibst du den Hawelka-Sound einem Unwissenden?

Niko: Okay, mit dem tschechischen Roadmovie kann ich mich schon mal absolut anfreunden. Ich würde sagen: Die Grundlage eines ausgewogenen Hawelka-Menüs ist rumpeliger, leicht scheppernder Blues-Rock, der mit Polka-Elementen sämig gerührt und von Sänger Petr mit ordentlich Schnaps, Liebe und Fernweh abgeschmeckt wird. Die deutschen Texte knattert der Petr mit einem so umwerfenden tschechischen Akzent raus, dass ich während des Konzerts recht lange über einen spontanen Roadtrip nach Prag nachgedacht habe. Inhaltlich geht’s da ja auch meist ums Verreisen, siehe etwa Nach Westen, Fremdes Land, Mexiko oder das eine Lied in dem sie nach Amsterdam wollen. Egal wohin sie fahren, auf der Reise legen die Hawelken offenbar großen Wert auf die Anwesenheit einer Buddel Schnaps. Und Zigaretten.

Holger: Und – nicht zu vergessen – Zuversicht. Gerade, wenn im Eifer des Gefechts mal der Liedtext flöten geht. Völlig schubladen-untauglich wird die Melange für mich übrigens durch die Keyboard-Sounds von Jan Georg Plavec: vom pumpenden Bass-Synthie über cheesy Eighties-Lines bis zu klassischem Piano. Alles dabei, immer überraschend und ordentlich schräg.

Niko: Jan Georg Plavec erzählte mir nach dem Konzert, dass von ihren „Zuversicht und Kippen“-Stickern immer das „Kippen“ weggekratzt wird. Es scheint da irgendwo eine Szene militanter Nichtraucheraktivisten zu geben. Ich versuche mal ein Fazit: Gehen wir öfters mal zu Kesselsound. Merken wir uns Hawelka und die Smalltown Rockets. Denken wir daran, immer Zuversicht und Kippen im Haus zu haben.

Holger: Vielleicht noch ein Wort zum Merlin: finde den Neustart überaus gelungen, das Café ist netter als vorher und die Bierauswahl ist jetzt auch korrekt. Wobei: Gestern Abend wäre ein Hopfengetränk tschechischer Herkunft natürlich das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen.

Niko: Ich werde mir jetzt einen Träger Pilsner Urquell holen und das gepflegt nachholen. Hab einen schönen Tag, Holger!

Holger: Dir auch. Ich trink mein Urquell heute Abend im Galao bei Ofrin. Prost!

Hawelka

Foto: Andreas Meinhardt

Hawelka

The Small Town Rockets

Ein Gedanke zu „HAWELKA, THE SMALLTOWN ROCKETS, 01.02.2013, Merlin, Stuttgart

  • 3. Februar 2013 um 15:36 Uhr
    Permalink

    Hawelka sahen sich früher, vor langer langer Zeit, auch mal im Merlin spielen….

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