KURT VILE & THE VIOLATORS, 22.08.2011, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Shawn Brackbill

Kaum zu glauben, dass dieser Kurt Vile mit „Smoke Rings for my Halo“ schon sein viertes Album am Start hat, so unbeholfen stakst der Prototyp des Physikstudenten im 18. Semester auf die sparsam beleuchtete Bühne der Manufaktur. Dabei gilt er unter Folk-Freunden, abseits der armen Fans der ewiggestrigen Fleet Foxes, Noah & the Whales und wie sie momentan alle heißen, längst nicht mehr als Geheimtipp, eher als Songwriter der Stunde, und das schon seit Monaten.

Weil: Grundehrlich verpennt sind seine Songs, polaroidig verwaschen, so, als wenn man aus einem erholsamen Schlummer erwacht, dann merkt, dass man den Tag ja frei hat, und deshalb einfach zufrieden weiterschlummert. Ist nicht von mir, ist von Kurt Vile. Hört sich in etwa so an, wie das Video seines Baby’s Arms aussieht und klingt. Und gilt auch nur für die Studioalben, denn für Live-Konzerte hat der Mann gelegentlich seine drei Freunde von den Violators dabei, die so klingen wie sie heißen. Leute, die dazu schlummern, will man nicht kennen.

Die Sonntag-Nachmittag-Schlummersongs der Alben sind in den Violator-isierten Versionen mit drei Gitarren und dem fantastisch rumpelnden Schlagzeug so abgrundtief ver-lo-fi-rockt, dass manche Fans sie vielleicht noch am Text wiedererkennen können. Eigentlich ist das hier aber ein zweites Paar Schuhe.

Die Violators erzeugen eine laute wabernde Wand aus sich überlagernden Gitarren, auf einen Bass wird verzichtet, diese Rolle übernimmt Meat Loafs kleiner Bruder am Schlagzeug; er hat drei oder vier  Floortoms um sich herum aufgebaut, auf die er mit Maracas oder der bloßen Hand eindrischt und so ein fantastisch treibendes Tieftongeboller erzeugt, das die Wände zum Wackeln und den Magen zum Grummeln bringt wie eine Portion Sri-lankisches Curry. Vile nuschelt dazu immer noch so verträumt wie auf Platte, bloß bekommt das durch die durchgehende Huldigung des vollaufgedrehten Verstärkers nun einen fesselnden psychedelischen Charakter, Zeit ist plötzlich egal, eigentlich könnten die vier ewig so weitermachen.

Wie viele Lieder sie am Ende gespielt haben, keine Ahnung. Jedes Stück wird würdig zuende gejammt, toller Spannungsaufbau wechselt mit minutenlangem Auskosten aller Rückkopplungs-Effekte, die man mit einer E-Gitarre und einem Verstärker so erzeugen kann. Voll Sechziger denkt man, voll Mick-Jagger-Genöle, aber auch voll heute, voll locker, voll eigen, voll einfach gemacht und deshalb voll gut. Unkompliziert. Unbeschwert. Einmal fragt jemand zwischenrein, wie er das deutsche Bier findet, da grinst er nur, schwankt dann ein bisschen herum, tut beschwipst, freut sich über diese prima Antwort diebisch einen in seine Haarpracht hinein und stimmt das nächste Lied an.

Am Ende der Freak Train, das kennt man wieder, flotter Indie-Folk zum Autofahren im Sommer, dabei Rauchen. Das Publikum, erst verhalten, klatscht KV&TV für eine Zugabe auf die Bühne, und dann, da ist schon das Saallicht und Hintegrundmusik an, für noch eine. Macht er, klar, entspannt.

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