SAD DAY FOR PUPPETS, 12.04.2011, Zwölfzehn, Stuttgart

Sad Day for Puppets

Foto: Andreas Meinhardt

Da muss ich doch gleich mal mit einem Missverständnis aufräumen…ok, so feige verallgemeinernd formuliert ist es auch nix. Besser: Da muss ich doch gleich mal mit einem Missverständnis aufräumen, und zwar mit meinem eigenem. In unserer Interview-Vorankündigung zu heute Abend beschrieb ich die Sad Day For Puppets als Shoegaze-Pop Act, und legte noch nahe, dass man es hier mit Sound-Artverwandten von The Radio Dept. zu tun hätte. Bemerkenswert daneben gegriffen, Respekt! Aber das sind eben die Konsequenzen, wenn man sich in seiner Freizeit nur Baywatch-Hörspiele zu Gemüte führt.

Arg leer ist es leider im 1210, und der Laden wird sich auch nicht mehr sonderlich weiter füllen im Verlauf des Abends. Am spektakulär niedrigen Eintrittspreis von sechs Euro wird es nicht liegen. Mysterium Zuschauerzuspruch bei Konzerten. Das schwedische Quintett beginnt so gegen viertel vor zehn mit „Big Waves“. Meine Erwartungshaltung lag ja wie schon angedeutet irgendwo Richtung Shoegaze-Pop, der in den einen oder anderen Momenten dem Twee etwas zublinzelt, aber weit gefehlt. SDFP sind laut, die anverzerrten Gitarren werden rockig gespielt, auf das Schlagzeug wird kräftig draufgehauen, Uptempo die meisten Songs. Typisch dafür wäre vielleicht der dritte Song „Set Alight“ zu nennen. Eine wirklich sehr tolle Melodie durchzieht das Stück. Wie nennt man sowas? Power Pop? Anders arrangiert, leiser, mit vielleicht etwas abwechslungsreicherer Instrumentierung wäre das ein lupenreines Twee-Pop Stück. Anna Eklunds schöne, charakteristische, aber auch feine Stimme würde so einem Gewand bestens stehen.

Aber auch so macht der Abend Spaß. Ein wenig leidet zwar der Abwechslungsreichtum und das Feine unter der Art, wie die Band spielt, aber andererseits gibt es dafür eine Menge Energie, und einen Sack voll sehr toller Melodien („Last Night“ zum Beispiel). Uns wenigen Zuschauern gefällt’s, was die Sängerin öfters mit einem schüchternem Lächeln quittiert. Der Band merkt man eine eventuelle Enttäuschung über die wenigen Zuschauer auf jeden Fall nicht an. Die sind voll dabei, wobei mich der Basser äußerlich an einen etwas bewegungskoordinierteren Frank Spilker erinnert.

„Such A Waste“ ist das letzte Stück vor der Zugabe, und nochmal so ein typisches Stück für den heutigen Abend. Laute Gitarren, eher schnell, tolle Melodie. Nach nur 40 Minuten gehen die schwedischen Boys und das eine Girl von der Bühne. Nur kurz allerdings. Für zwei Zugaben kommen sie zurück, und erinnern mich nochmal daran, dass gute Ohrstöpsel was Feines sind, Kreator nicht so laut waren, und dass eine Band mit solchen starken Songs mehr Zuschauer verdient hätte.

Post scriptum: …Scheisse, Baywatch-Hörspiele gibt es tatsächlich.

Sad Day for Puppets

Foto: Andreas Meinhardt

Ein Gedanke zu „SAD DAY FOR PUPPETS, 12.04.2011, Zwölfzehn, Stuttgart

  • 14. April 2011 um 12:42 Uhr
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    Text liest sich super und mal wieder herausragende Bilder, wow!!

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