JAMES YUILL, 07.02.2011, Schocken, Stuttgart

James Yuill

Foto: Michael Weiß

Uff, was war das denn? Man denkt nix böses, geht auf sein erstes Konzert dieses Jahr, nachdem man mal kurz den Sound von James Yuill auf myspace als ok befunden hat, und dann wird man in einer knappen Stunde so weggeblasen.

Mir war der Engländer dank meiner beachtlichen Ignoranz bis heute Abend noch kein Begriff. Als Vorbereitung also paar Songs angehört, klingt ja sehr angenehm, lautet das erste Schnellurteil. Kurz paar Infos gecheckt, aha, der Mann hat schon die sweeten Girls von Au Revoir Simone geremixt. Scheint also auf der Seite der Guten zu stehen.

Als es gegen viertel vor zehn losgeht, bin ich dann doch überrascht, wie gut gefüllt das Schocken ist. Wohl doch bekannter als gedacht, der gute Mann.
James Yuill tritt alleine auf. Gesang, Gitarre, und alle erdenklichen Electronicas samt einer kleinen E-Drum Steuereinheit sind seine Instrumente. Synther-Songwriter sei er. Sagen wir so, heute Abend lässt er wohl eher den Synther raushängen, und liefert eine extrem spannende Stunde ab.

Das erste Stück gibt schon einen Vorgeschmack auf den Rest des Sets. Man könnte von einem Housetrack sprechen, der mal nach Underworld klingt, und dann doch wieder von schönen Melodien reinsten Pops durchzogen ist. Die Suche nach irgendwelchen passenden Genreschubladen breche ich ziemlich schnell ab, und erfreue mich lieber an dem, was der Mann veranstaltet.
Da fangen Tracks als ruhige, mit Synthies kontaminierte Popfolk-Lieder an, und enden dann in Beats und Bratzel-Synthies, die man eher auf dem Höhepunkt eines Raves erwarten würde. Sagenhaft!

Eigentlich würde ausschließlich die Musik reichen, um für einen wunderbaren Abend zu sorgen, aber die Augen bekommen auch viel geboten. James, der äußerlich der selben Baureihe wie Consoles Martin Gretschmann zu entstammen scheint, sprich, Indienerd-Electroschlacks, drückt, dreht, schraubt, verschiebt Regler mit einer Virtuosität und einer Präzision, dass einem die Spucke wegbleibt. Nebenbei singt er noch unaufgeregt schön, und zeigt auch solides Fingerpicking auf der Gitarre.
Die Visuals sind im Übrigen auch extrem gelungen. Von 80ies Retro-Computer Sachen, über zeichentrickanimierte Luftballons bis zu verfremdeten Livebildern von der Bühne, es passt bestens, langweilt nie und sieht einfach immer gut aus.

On Your Own ist ein toller Hit im 80ies-Gewand, während bei My Fears einem die Bässe die Knochen durchrütteln, und man in manchen Passagen glaubt, sich auf ein GusGus-Konzert verirrt zu haben.
Innerlich freut man sich schon, paar Tonträger beim Merch nach dem Konzert kaufen zu können, doch Mister Yuill lässt uns wissen, dass er leider gestern alle CDs verkauft hat. Kann man verstehen. Solche Auftritte sind die besten Konsumanstachler, die es gibt.
This Sweet Love ist ein ruhigerer Song, der am ehestens noch an den Terminus Songwriter erinnert. Das Cover von Madonnas  Frozen lässt dies jedoch schnell wieder vergessen. Getragen gesungen, von kühlen Synthies durchzogen, mit Hip-Hop Beats unterfüttert. Nix Singer-Songwriter.

Drei Zugaben gibt es, von denen  First In Line heraussticht. Ohne Scham vorgetragener 80ies-Pop, würde Bananarama gut zu Gesicht stehen der Song. Höhepunkt, mitreißend, Hammer!

Als Rausschmeisser bekommen wir noch einen einen instrumentalen Track kredenzt. Trance? Ich weiß es eh nicht mehr nach dieser Achterbahnfahrt. Und wenn man ihn mal brauchen könnte, ist unser Trance-Experte Walter Setzer nicht da.

Was das heute Abend war? Keine Ahnung!
Wie es war? Großartig!

3 Gedanken zu „JAMES YUILL, 07.02.2011, Schocken, Stuttgart

  • 8. Februar 2011 um 16:22 Uhr
    Permalink

    das fand ich auch, so. gut. fette videoshow, oder, wie man heutzutage sagt, visuals.

    und achso: da hätten wir mal hallo sagen können. naja, vielleicht nächstes jahr bei deinem nächsten Konzert…

  • 9. Februar 2011 um 12:26 Uhr
    Permalink

    Lino, es schwang Beigesterung in Deinem Artikel, unüberhörbar. Dann muss ich mir das wohl mal anhören.

  • 9. Februar 2011 um 12:29 Uhr
    Permalink

    @bertramprimus ob’s auf Platte genauso gut is, keine Ahnung. Live war’s super!
    @Niko: oder bei deinem nächsten Konzert, wer weiß:)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.