PHILIPP SCHARRI, 05.02.2011, Theaterhaus, Stuttgart

Foto: Promo

Start.
Angeschwitzt und aufgetragen. Wortspielkost plus Sprachbeilagen. Mehrgängig im Saal T2. Garantiert nicht spitzenfrei. Mal bissfest und mal herzhaft schlicht. Das Menü ist ein Gedicht.
Oder zwei.
Theaterhaus – Kulisse klamm. Ein Tisch zur Rechten, der Flügel (äh) stramm. Scharris Eröffnungszug als Reim. Die Virulenz, sie sucht ihn heim. Ergreifend schwer, die Krankenakte. Der Hypochonder, der ihn packte. Sitzt steil im Nacken, mächtig, schwer. Doch ein Gedicht bringt ihn uns näher. Genauer: ihn und seine Welt. Durch die der Schmerz glockenklar schellt. Daraus lässt sich ne Ansicht formen. Für Weltbilder gibt’s wenig Normen.
Bis aufn paar.
So heißt sich Philipp angeschlagen. Manch Schnupfen lässt sich schwer ertragen. All-Kranke sollen zu sich stehen. Die Welt mit andren Augen sehen. Den Immu-Walk auf Sohlen schwingen. Atteste in Betriebe bringen. Denn Krankheit hat nen schweren Stand. Ja. Hat sie. Und wie. Ähm – die gibt’s nur am Gesellschaftsrand.
Stopp.

Start.
Phil Scharri, das ist Bonn.
Pardon.
Eher Poesie. Studiert hat er Philosophie. Hat neulich erst den Slam gewonnen. Zweitausendneun nen Preis bekommen (Reimbruch). Zuletzt in Stuttgart vor nem Jahr. Ist ne Weile her – ist auch aufgeregt – der Philipp – so am Anfang. Ähm, zuletzt in Stuttgart vor nem Jahr. Und nun zurück am Sprachaltar.
Willkommensgrüße abgenagt. Die Erstpointe abgehakt. Geht’s weiter mit dem Zweitgedicht. Von Angesicht zu Angesicht. Ein klassisches Duell. Die Gegner eher traditionell. Bei Nacht und Nebel, recht verdächtig. Doch beide sind der Dichtkunst mächtig. Die Waffen an des Degens Statt. Wortbündel, -sträuße, -spiele satt. Das Szenenspiel ist sehr gewagt. Doch soviel sei hier schon gesagt. Das Ganze geht gefällig aus. Die Gäste dankens mit Applaus.
Stopp.

Start.
Bepaust sind die Gedichte auch. Zu groß wär sonst der Reimverbrauch. In einer solchen Zwischenrunde. Geht es um Euphemismenkunde. Der Neger war hart diffamiert. Und heißt jetzt überpigmentiert. Kleinwüchsig sagt man auch nicht mehr. Da muss ne neue Hülse her. Benachteiligt, die erste Wahl. Nicht insgesamt. Nein. Niemals. Verzeihung. Bitte ausreden lassen. Also. Nicht insgesamt, nur vertikal!
Wirklich.
Scharri haut auch in die Tasten. Setzt sich geschwind an seinen Kasten. Und singt das Lied des Philosophen. Klischee bei Fuß, zerhackt in Strophen. Denn ausdrucksstark in Theorie. Also der Philosoph jetzt. Nicht der Philipp. Räusper. Denn ausdrucksstark in Theorie. Ein Liebesschwur gelingt ihm nie. Da wir schon mal beim Thema sind.
Obacht!
Der Bildungsbürger folgt hier blind.
Es wird gekocht im Hause Kant. Imperativ, nur so am Rand. Die alten Griechen sind zu Gast. Plus Höhlengleichnis, angepasst. Descartes darf auch mit an den Herd. War der, der uns das Denken lehrt. Nietzsche tritt danach herein. Gefolgt von Hegel, Wittgenstein. Das Namedropping kommt hier zum Ende. Entscheidend ist das Sprachgelände. Und das gefällt durch Witz und Geist. Durch Umwege, die Phil bereist.
Stopp.

Start.
Anfänglich steif, bisweilen spröde. Stets wortverliebt, nur selten öde. Manchmal gerappt, einmal gedisst (Duell). Der Scharri ist ein Sprachflorist. Zum Höhepunkt ein großer Strauß. Ein Verb zieht in die Welt hinaus. Hat ein Problem, es ist nicht groß. Ganz traurig, weil bedeutungslos. Lacht sich nen Großbuchstaben an. Als Nomen scheint man besser dran.
Die Reise endet wie der Bericht.
Das Verb landet in nem Gedicht.
Stopp.

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