DIKTA, 18.01.2011, Schocken, Stuttgart

Dikta

Foto: Steffen Schmid

Eigentlich hat mich Rockmusik wie die von Dikta noch nie so richtig begeistert. Nicht wirklich hart, nicht so richtig originell oder aufregend melancholisch, auf der anderen Seite irgendwie doch ganz gut. Sowas wie die Manic Street Preachers von heute. Aber: Dikta kommen aus Island und allein deswegen haben sie bei mir schon einen Stein im Brett. Seit dem Iceland Airwaves Festival 2010 bin ich in Sachen Musik von der Insel aus dem hohen Norden mal so richtig auf den Geschmack gekommen. Gespielt haben Dikta da auch, gesehen habe ich sie nicht. Auch schön: das Konzert im Schocken ist für umme. Damit toppen die Isländer sogar noch Herrenmagazin, die mit fünf Euro Eintritt ja schon weiter unter Normalnull gelegen haben. Da Island Partnerland der CMT ist, die bis Sonntag noch in Stuttgart gastiert, wird das Konzert irgendwie gesponsert. Als Werbung in Sachen Reiseziel nehme ich an.

Dementsprechend gut besucht ist das Schocken dann auch, dafür dass Dikta ja hierzulande nicht gerade durch die Fachpresse geistern, während sie in ihrer Heimat schon eine recht stattliche Nummer sind. Anwesend ist eher reiferes Publikum würde ich mal sagen. Mit einer Stunde Verspätung geht es dann los. Die vier Herren von Dikta betreten die Bühne. Sänger und Wonneproppen Haukur Heiðar Hauksson nimmt erst mal am Piano Platz, legt noch einmal mit einem gut gelaunten Grinsen den Kopf in den Nacken, lockert die Finger und dann geht es los. Das ruhig rockige „Warnings“, Opener des letzten Albums „Get it together“ macht den Anfang. Kommt an beim Publikum. Es wird gut gelaunt mitgewippt und hier und da mitgesungen, ohne dass die Meute kurz vor dem Durchdrehen zu sein scheint. Ist ja auch nicht die Musik dazu. Einen besonders eifrigen Fan in der ersten Reihe reißt es allerdings dermaßen mit, dass er am liebsten selbst zum Instrument greifen würde. Deutlich daran zu erkennen, dass er die imaginäre Gitarre ordentlich malträtiert. Dikta haben sichtlich Spaß an ihrem Konzert, sind unaufgeregt und absolut sympathisch. Auch eine schöne Szene: Sänger Haukur Heiðar Hauksson pustet seinem Bassisten Skúli Gestsson beim vierhändigen Klavierspiel so lange ins Ohr bis der ihm als Dank ordentlich die langen Haare verwuschelt. Hier und da plaudern Dikta mit dem Publik und werden vor allem von ihren (wohl auf Grund der CMT) anwesenden Landsleuten mit isländischen Sprechchören gefeiert. Keine Ahnung allerdings was die da rufen. Wird schon was Nettes sein.

Dikta spielen hauptsächlich englischsprachige Songs ihres aktuellen Albums. Schade, ich hätte gern auch mal welche vom 2002er-Debütalbum „Andartak“ gehört, dessen Texte noch komplett isländisch waren. Andererseits, so kenne ich wenigstens die meisten Lieder. Vor allem das langsame und melancholische „From now on“ hat es mir angetan. Aber auch Songs wie „Let go“ oder „Breaking the waves“ kommen live viel besser rüber als von CD. Nach einer knappen Stunde Spielzeit und der zweiten Zugabe „The story of Roscoe Gray“ ist das Konzert recht früh zu Ende. Am stattlichen Applaus ist aber deutlich zu erkennen, dass das Publikum rundum zufrieden ist. Und ich werde mir Dikta in nächster Zeit wohl mal genauer anhören.

Dikta

Foto: Steffen Schmid

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